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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Höherem«, sagte er. »Jamison war vor dem Krieg Reporter bei der New York Times. Nachdem er eingezogen worden war, wurde er beauftragt, Drehbücher für Lehrfilme zu schreiben – wie man sein Gewehr putzt, wie man es vermeidet, Geschlechtskrankheiten zu bekommen, solche Sachen –, und dann hat Groves sich ihn aus dem Keller des Pentagon geschnappt.«
    »Woher wissen Sie das alles«, fragte ich, »wo wir doch vor zwölf Stunden noch nicht einmal wussten, wer er ist?«
    »Weil das FBI auch Akten hat«, sagte er, »und unsere waren nicht in St. Louis in einer Feuerfalle gelagert. Und weil Jamison als Sicherheitsrisiko eingestuft war.«
    »Als Sicherheitsrisiko?« Das verstand ich nun gar nicht mehr. »Wenn sie ihm nicht vertraut haben, warum haben sie dann keinen anderen geholt, der über das Projekt schrieb? Warum ein solches Risiko eingehen?«
    »Nun, er war ein typisch heißblütiger Amerikaner«, sagte Thornton. »Seine Achillesferse waren Alkohol und Frauen. Und Groves wollte ihn unbedingt. Jamison hatte 1942 einige schmeichelhafte Texte über Groves geschrieben, als der den Bau des Pentagon leitete. Das war das größte Projekt der Armee vor dem Manhattan-Projekt, und anscheinend zeigten Jamisons Beiträge Groves in einem guten Licht. Jamison wurde Ende ’42 eingezogen, und Anfang ’43 hat Groves ihn nach Oak Ridge beordert. Am 4. August 1945 – zwei Tage vor Hiroshima – wurde er als ›unerlaubt von der Truppe entfernt‹ gemeldet.«
    »Und er verschwand ohne jede Spur?«
    »Bis Sie ihn ausgegraben haben«, sagte Thornton. »Ihn und einen dicken Packen Papier.«
    »Ich wünschte, wir könnten lesen, was auf den Seiten stand, die in seinem Grab lagen«, sagte Emert.
    »Ich wünschte, wir wüssten, wer ihn dafür umgebracht hat, dass er sie geschrieben hat«, sagte ich. »Wirft irgendetwas in seiner Sicherheitsakte ein Licht darauf?«
    »Leider nicht«, sagte Thornton. »Aber da wir gerade von Sicherheitsakten sprechen, Ihre Freundin, die Geschichtenerzählerin, ist zweimal in Petzbriefchen an Acme Credit aufgetaucht.«
    »Beatrice?«
    »Ja. Ein Briefchen kam von einem Nachbarn, anonym, der schrieb: ›Diese Frau hat die Moral einer streunenden Katze.‹«
    Ich konnte nicht anders, ich musste darüber lachen. Es war unmöglich, mir Beatrice, mit ihrem weißen Haar und ihrem faltigen Gesicht, vorzustellen, wie sie irgendetwas Skandalöses tat. »Das böse Mädchen der Amerikanischen Rentnervereinigung«, sagte ich.
    »Heute vielleicht nicht mehr«, sagte er. »Aber damals vielleicht schon. Der andere Bericht kam mehrere Monate nach dem ersten. Ein Armeearzt aus dem Feldlazarett in Oak Ridge schrieb, sie sei mit Blutungen und hohem Fieber zu ihm gekommen. Sie habe behauptet, sie habe eine Fehlgeburt gehabt. Doch der Arzt hatte den Verdacht, dass es eine Abtreibung war.«

36
    Wir hatten unsere Dienstausweise damals überall dabei – nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im Lebensmittelladen, in der Post, sogar in der Kirche. Gott behüte, dass man versuchte, Zugang zu Jesus zu bekommen, wenn die Unbedenklichkeitsbescheinigung nur für Jehova galt. Überall ist Militärpolizei herumspaziert und hat Dienstausweise kontrolliert. Der schwarze Bereich der Stadt, Colored Town, war praktisch abgezäunt. Wenn das Gesicht auf deinem Dienstausweis nicht schwarz war, konnte ein Wachmann oder ein Militärpolizist, der in einem Jeep am Straßenrand nach Colored Town saß, dich zu sich winken und fragen, was du da zu suchen hattest.
    Was ich dort zu suchen hatte, war eine Abtreibung.
    Ein Jahr, nachdem ich Novak geheiratet hatte, merkte ich, dass ich schwanger war. Das war keine frohe Nachricht. Zum einen arbeitete ich mit radioaktiven Materialien.
    Heute wissen wir sehr viel mehr über den Zusammenhang zwischen Radioaktivität und Geburtsfehlern als damals. Ich habe in einer Anlage gearbeitet, in der überall U-235 und U-238 herumflog. Theoretisch sollten die Calutrone das ganze Uran einsammeln, aber in Wirklichkeit ging es nicht so ordentlich und sauber zu. Es war wahrscheinlich wie bei diesen riesigen Popcornautomaten im Kino, wo der Topf ganz oben in einem großen Glaskasten hängt. Der Kasten soll das aus dem Topf quellende Popcorn auffangen, aber wenn man hinter den Tresen schaut, findet man immer verstreute Maiskörner, die irgendwo abgeprallt und durch eine Lücke in dem Ding gehüpft sind. Bei den Calutronen war es genauso. Am Ende der Schicht haben sie uns mit dem Geigerzähler abgetastet, wenn wir das

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