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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Gebäude hinaus in die Nacht. Mary Alice half mir in den Bus, und als ich in die schützende Dunkelheit des Busses trat, hörte ich einen Militärpolizisten etwas zu dem anderen sagen. »Niggerliebchen. «

37
    Beatrice wandte sich um und blickte mich an. Ich sah, dass es ihr nicht leichtgefallen war, mir die Geschichte zu erzählen.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Sie müssen sehr verzweifelt gewesen sein, ein solches Risiko einzugehen. Sie hätten sterben können. Oder im Gefängnis landen.«
    »Gefängnis gibt’s in allen Formen und Größen«, sagte sie. »Genau wie den Tod.« Sie wandte sich um und schaute aus dem Fenster. »Wie sind Sie darauf gekommen, mich danach zu fragen?«
    Ich sollte es ihr wahrscheinlich nicht sagen, aber ich hatte das Gefühl, ihr für ihre Offenheit eine Enthüllung schuldig zu sein. »Das FBI stöbert in alten Akten«, sagte ich, »um herauszufinden, warum Novak umgebracht wurde. Ein Arzt im Krankenhaus hat damals gemeldet, dass er den Verdacht hatte, Sie hätten eine Abtreibung gehabt.«
    »Der Scheißkerl«, sagte sie. »Ich habe ihn vierzig Jahre lang gekannt, und ich konnte ihn nie leiden.«
    Ich wusste, dass ich kein Recht dazu hatte, aber ich fragte trotzdem. »Wessen Kind war es, Beatrice?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Das war mit ein Grund für die Abtreibung.« Sie seufzte. »Im Frühjahr und Sommer 1945 ist Novak häufig nach Hanford gereist«, sagte sie. »Die großen Plutonium-Produktionsreaktoren da draußen gingen in Betrieb, und es gab technische Probleme. Es stellte sich heraus, dass winzige Mengen Bor Neutronen absorbierten und die Kettenreaktion verlangsamten. ›Vergiftung‹ haben sie das damals genannt. Novak musste das Rätsel der Bor-Vergiftung lösen. Er war öfter mal eine Woche oder zehn Tage am Stück nicht da, und ich hatte es mir angewöhnt, abends hinunter in die Kulturhalle zu gehen, um mir die Zeit zu vertreiben.«
    »Sie waren einsam, wenn er weg war«, sagte ich.
    »Ich war auch einsam, wenn er da war«, sagte sie. »Vielleicht noch einsamer. Ich glaube, am einsamsten war ich, wenn er im selben Bett schlief wie ich, dreißig Zentimeter neben mir, aber unerreichbar. Ich bin mir sicher, dass ich indiskret war, ich bin mir sicher, dass die Nachbarn geredet haben.«
    Oder dich verpfiffen haben, dachte ich. »Ich sollte gehen.«
    »Wohin? Nach Hause? Haben Sie eine gute Frau, die auf Sie wartet, Bill? Oder einen guten Mann?«
    »Nein. Auf mich wartet noch Arbeit«, sagte ich und stand auf. Auf dem Beistelltisch neben ihrem Sessel fiel mir etwas ins Auge. Auf einem Stapel geöffneter Post lag ein kleines, rechteckiges weißes Blatt Papier mit blauen Buchstaben.
    »Gütiger Himmel«, sagte ich.
    »Was?« Sie folgte meinem Blick. »Ach, das«, sagte sie. »Was für ein Blödmann.«
    Auf dem Blatt stand: »Ich kenne dein Geheimnis.«
     
    »Erstaunlich«, sagte ich zu Emert, den ich angerufen hatte, als ich Beatrice’ Haus verließ, um ihm zu berichten, was sie mir über den Brief erzählt hatte. Als ich dreißig Minuten später in sein Büro kam, hatte er bereits eine bemerkenswerte Menge an Informationen zusammengetragen. »Dieser Typ hat also nur im Trüben gefischt? Hat versucht, die Alten in Oak Ridge so einzuschüchtern, dass sie ausplaudern, was sie aus der Zeit des Bombenprojekts oder des Kalten Krieges wussten?«
    »Spionage …«, sagte Emert. »Er hat dem History Channel eine Dokumentation angeboten. Atomgeheimnisse hat er sie genannt.« Emert wedelte mit einem Ausdruck durch die Luft – einer schlechten Kopie von einem Fax oder einer richtig guten Kopie von einem richtig schlechten Fax. »Das ist ein Treatment von einer Seite, das er dem History Channel gefaxt hat. Er hatte von denen noch kein grünes Licht, es war nur ein Angebot.«
    Ich las den Untertitel. »Kein Wunder, dass die ihm kein grünes Licht gegeben haben«, sagte ich. »Hören Sie sich mal diesen Untertitel an: Wie sowjetische Spione in das Herz des Manhattan-Projekts vorstießen. Ganzschön unbeholfen, was?«
    »Ja, also, Ken Burns war er nicht gerade«, sagte Emert. »Aber wenn man überlegt, wie er ums Leben gekommen ist, besitzt die Formulierung ›ins Herz vorstoßen‹ doch ein erkleckliches Maß an Ironie. Anscheinend hatte er gehofft, in Oak Ridge irgendetwas Pikantes auszugraben, etwas, wofür der History Channel sich begeistern würde.«
    »Wie sind Sie so schnell darauf gekommen?«
    »Das verrate ich nicht«, sagte er und hielt einen Finger an die Lippen,

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