Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre
Alamos nach Berkeley gefolgt ist. Pash beobachtete, wie Oppy in Tatlocks Wohnung ging, notierte, um welche Zeit das Licht ausging, und schrieb dann auf, wann sie am nächsten Morgen aus dem Gebäude kamen.«
»Pfui Teufel«, sagte Miranda.
»Uns mag das zu weit gehen«, wandte Thornton ein, »aber diese Männer haben an einem Projekt gearbeitet, bei dem es um Leben oder Tod ging, um das Schicksal der ganzen Nation. Oppenheimer war von allen Wissenschaftlern in der sensibelsten Position. Und Berkeley, von wo er und einige andere Wissenschaftler in Los Alamos kamen, war eine Brutstätte des Kommunismus. Sie meinen, Berkeley wäre in den 1960er- und 1970er-Jahren links gewesen? Da hätten Sie es mal in den Dreißigern und Anfang der 40er-Jahre erleben müssen.«
»Wenn ich zwischen Spannern und linken Liberalen wählen müsste«, sagte Miranda, »würde ich mich jederzeit für den Haufen in Berkeley entscheiden.«
»Feiner Ort«, sagte Thornton, »wenn man Marx und Lenin mag.« In meinem Hinterkopf ertönte eine leise Alarmglocke, doch ich ignorierte sie. »Oppenheimer und die Leute, die er nach Los Alamos gebracht hat, waren genial, da gibt es keinen Zweifel«, fuhr der FBI-Beamte fort. »Sie haben die einzelnen Teile der Bombe zusammengesetzt. Doch Los Alamos war leck wie ein Sieb, dort konnte alles durchsickern. Oppenheimer hat Los Alamos geleitet wie den Fachbereich Physik an einer Universität. Er hielt Seminare ab, in denen ganz offen über die Bombe diskutiert wurde. Er hat den Leuten ein vervielfältigtes Skript in die Hand gedrückt – The Los Alamos Primer wurde es genannt –, in dem alles zusammengefasst war, was sie über den Bau einer Atombombe wussten.«
»Wahrscheinlich hat das dazu beigetragen, die Sache zu beschleunigen«, sagte Miranda. »Synergie, wechselseitige Befruchtung, intellektuelle kritische Masse – all das Zeug, an das wir liberalen Elfenbeinbewohner glauben, wissen Sie?«
Thornton sah sie mit einem leichten Stirnrunzeln an, er fand das mit dem Skript wohl nicht so gut, und ihr scharfer Kommentar gefiel ihm anscheinend auch nicht besonders. »Mag ja sein, dass es das Manhattan-Projekt beschleunigt hat, aber es hat auch den Sowjets auf die Sprünge geholfen«, sagte er. »Ein Physiker in Los Alamos, Klaus Fuchs, hat eine Kopie des Skripts, oder zumindest die wichtigsten Einzelheiten daraus, im Juni 1945 an einen sowjetischen Geheimdienstler weitergegeben. Es war, als hätte er ihm einen Satz Blaupausen für die Bombe in die Hand gedrückt. Der Kerl hat uns für fünfhundert Dollar verraten.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte. »Fünfhundert Dollar? Die Sowjets haben das amerikanische Atomgeheimnis für fünfhundert Dollar bekommen?«
Er nickte. »Ich mag Oak Ridge«, sagte er. »Oak Ridge war um einiges größer als Los Alamos, aber sehr viel hermetischer. Und auch sehr viel mehr zergliedert. Die meisten wussten nicht, woran sie arbeiteten. Sie sprachen oder spekulierten eher nicht darüber. Und wenn doch, wurden sie zum Tor hinausbegleitet, denn jeder, mit dem sie sprachen, konnte eine Petze sein.«
»Eine Petze?« Die Bezeichnung schien Miranda nicht zu behagen. »Wieso sagen Sie Petze?«
»Weil es das einzig passende Wort dafür ist«, sagte er. »Sicherheit genoss in Oak Ridge höchste Priorität. In Oak Ridge waren hunderte von Geheimdienstlern. Manche in Uniform, manche nicht. Manche hatten zur Tarnung einen Job – sie gingen herum, testeten Batterien, wechselten Glühbirnen aus, niedere Arbeiten, sodass sie Zeit hatten, die Arbeiter überall auf dem Gelände zu beobachten und die Ohren zu spitzen. Doch am schlimmsten wurde bei der Acme Credit Corporation gepetzt.«
Miranda schnaubte. »Acme? Wie blöd ist das denn? Klingt wie aus einem Road-Runner-Cartoon.«
Thornton lächelte ein wenig. »Heutzutage klingt das wirklich recht blöd. Damals hat es wahrscheinlich nicht so blöd geklungen – damals, vor Road Runner. Mitten im Kampf um die Weltherrschaft.«
Miranda wurde ein wenig rot. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte nicht so zynisch und ironisch sein. Was war die Acme Credit Corporation?«
»Ein Deckname und eine Postfachadresse in Knoxville«, sagte Thornton. »Wenn die Leute vom Abwehrdienst einen für vertrauenswürdig befanden – aufgrund ihrer Hintergrundüberprüfung oder weil sie sich umgehört hatten oder was auch immer –, baten sie einen, Augen und Ohren offen zu halten und alles zu berichten, was einem verdächtig
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