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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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womöglich langsam Garcia tötete.

20
    Am nächsten Morgen statteten Miranda und ich Garcia einen kurzen, aber erfreulichen Besuch im Krankenhaus ab. Er wirkte immer noch schwach, seine verbrannten Hände waren ziemlich empfindlich, und seine Lymphozytenzahl blieb gefährlich niedrig, doch seine Stimmung war überraschend gut. Er war beim sechsten Kapitel einer sterilisierten Ausgabe von Die Atombombe oder die Geschichte des 8. Schöpfungstages, eines der Bücher, die ich auf Leonard Novaks Tisch gesehen hatte. Das Buch lag auf einer Buchstütze, und Garcia blätterte die Seiten mit dem Radiergummiende eines Bleistifts um, den er mit seiner dick verbundenen rechten Faust halten konnte. »Tolles Buch«, meinte er. »Diese Wissenschaftler des Manhattan-Projekts waren große Denker. Aber komplizierte Menschen.« Ich war überrascht über die Wahl seines Lesestoffs, doch froh, ihn in so guter Stimmung zu sehen.
    Danach fuhren Miranda und ich ins Knochenlabor. Wir hatten uns gerade wieder an die Rekonstruktion des Schädeldachs des im Norden von Knoxville gefundenen Skeletts gesetzt, als Chip Thornton an die Tür klopfte. »Wow«, sagte er. »Ein Skelettbausatz. Das macht bestimmt Spaß.«
    Miranda schnitt ihm eine Grimasse. »Sind Sie gekommen, um uns zu helfen?«
    »Ja«, sagte er. »Okay, nein, das war gelogen. Ich war in der Gegend und dachte, ich könnte das genauso gut persönlich weitergeben statt telefonisch.« Das ist auch gelogen, dachte ich. Du hast dir gedacht, du schaust mal rein und flirtest mit Miranda. »Wir haben einige Leute darauf angesetzt, alte Sicherheitsakten auszugraben«, sagte er, »und haben in Dr. Novaks Akte eine interessante Notiz gefunden. Anscheinend hatte man damals schon den Verdacht, Novak wäre homosexuell. Der militärische Nachrichtendienst hat empfohlen, ihn als Sicherheitsrisiko einzustufen und von dem Projekt abzuziehen, doch General Groves persönlich hat das verhindert – er schrieb, Novak könne seinetwegen mit Kühen und Schweinen verkehren, solange er in den Reaktoren in Oak Ridge und Hanford nur ausreichend Plutonium produziere.« Miranda wirkte angewidert. Vermutlich hatte ihr Entsetzen weniger mit der Vorstellung von speziesübergreifendem Verkehr zu tun, als vielmehr damit, dass Groves den Wissenschaftler so bedenkenlos verspottete, von dem er doch gleichzeitig vollkommen abhängig war.
    »Der arme Novak«, sagte sie und bestätigte damit meine Vermutung. »Was um alles in der Welt hatte er nur in der finstersten Provinz von Tennessee zu suchen?«
    »Da war das Projekt«, sagte Thornton. Für einen so klugen Burschen neigte er gelegentlich dazu, Dinge allzu wörtlich zu nehmen. »Groves hat Oak Ridge aus vielen verschiedenen Gründen zum Hauptstandort des Manhattan-Projekts gewählt«, sagte er. »Weit genug im Landesinnern, dass die Deutschen und Japaner es nicht angreifen konnten. Isoliert genug, um unterhalb des Radarschirms zu bleiben. Guter Zugang zu Eisenbahnlinien, Kühlwasser, hydroelektrischer Energie und zivilen Arbeitskräften.« Ich nickte, das hatte ich auch schon in den Geschichtsbüchern gelesen, die ich in der vergangenen Woche aus der Stadtbücherei in Oak Ridge nach Hause geschleppt hatte. »Ich weiß nicht, ob es seine Wahl irgendwie beeinflusst hat«, fuhr er fort, »oder ob es nur etwas war, was Groves im Laufe der Zeit zu schätzen lernte, aber die Leute in den Appalachen sind ziemlich mundfaul.«
    Miranda schürzte die Lippen und meinte nur: »Yep.« Thornton und ich lachten.
    »Und konservativ«, sagte er. »Oak Ridge war praktisch das genaue Gegenteil von Los Alamos. Los Alamos war voller geschwätziger Liberaler, und zwar durch die Bank. Meine Güte, bis Groves ihm die Leitung von Los Alamos übertrug, hat Robert Oppenheimer kommunistischen Wohltätigkeitseinrichtungen Geld gespendet. Oppenheimers Frau Kitty war Mitglied der Kommunistischen Partei. Genau wie sein jüngerer Bruder Frank. Und auch Oppenheimers Freundin, bis sie Selbstmord beging.«
    »Warten Sie, warten Sie«, sagte Miranda. »Freundin wie in ›bevor er Kitty geheiratet hat‹? Oder Freundin wie in ›während er mit Kitty verheiratet war‹?«
    »Vielleicht beides«, sagte Thornton. »Vor seiner Hochzeit mit Kitty war er mit einer Frau namens Jean Tatlock verlobt, und nach seiner Heirat hatte er weiterhin gelegentlich Kontakt mit ihr. Eine der gruseligeren Sachen in Oppenheimers Akte ist ein Bericht eines Abwehroffiziers namens Boris Pash, der Oppenheimer im Juni 1943 von Los

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