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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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aber hart wie Stahl. »Wie können Sie es wagen, über diese Menschen zu urteilen? Wie können Sie es wagen? Sie und ich gehören der am besten beschützten, verhätschelten Generation an, die je auf dem Antlitz der Erde gewandelt ist. Diese Wissenschaftler, viele von ihnen, waren Flüchtlinge, jüdische Flüchtlinge, aus Europa – dem Land von Adolf Hitler, dem Land des Holocaust –, schon vergessen? Sechs Millionen Juden wurden ermordet, nur weil sie Juden waren. Zigmillionen andere Zivilisten wurden getötet, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort unter dem falschen Regime gelebt haben. Wenn diese Wissenschaftler das Bedürfnis nach ein wenig Galgenhumor hatten, wer wollte es ihnen verdenken? Der Galgen hat damals einen Schatten über die ganze Welt geworfen. Wie können Sie es wagen, in Ihrer privilegierten, liberalen Selbstgefälligkeit hier zu sitzen und ein moralisches Urteil über sie zu fällen?«
    Miranda zuckte zurück, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. »Entschuldigen Sie mich bitte«, flüsterte sie. Sie stand auf, und bevor ich wusste, was geschah, war sie gegangen, und die Stahltür des Knochenlabors fiel hinter ihr ins Schloss.
    Thornton und ich starrten einander nur an. »Ach, Mist«, sagte er schließlich. »Ich habe gerade ziemlich verbrannte Erde hinterlassen, was?«
    »Ich hätte Sie irgendwie aufhalten sollen«, sagte ich. »Ihnen unter dem Tisch einen Tritt versetzen. Sie mit einem Femur verdreschen.«
    Er rieb sich mit den Händen das Gesicht. »Das Blöde ist, ich mag sie wirklich«, sagte er. »Ich dachte, sie würde mich vielleicht auch mögen.«
    »Das hat sie auch«, sagte ich. »Dabei ist sie notorisch wählerisch.«
    »Mist.«
    »Ach«, sagte ich. »Ihnen bleibt immer noch Paris. Oder Verona. Oder Venona. War da noch irgendetwas über Venona oder Novak oder ich weiß nicht, über irgendetwas, was Sie uns erzählen wollten, bevor Sie durch das Minenfeld von Mirandas Ansichten getrampelt sind?«
    Er seufzte. »Ein wenig«, sagte er. »Noch nichts Konkretes, nur einige verlockende Möglichkeiten. In den Venona-Transkripten sind viele Kodenamen, die nie dechiffriert wurden – hunderte von Sowjetspionen in den Vereinigten Staaten in den vierziger Jahren, die nie identifiziert wurden. Wir gehen die Transkripte noch einmal durch und hoffen, mit etwas Glück auf etwas zu stoßen, was eine Verbindung zu Novak hat.«
    »Ich möchte nicht zu pessimistisch sein«, sagte ich, »aber wenn sie damals, als es darauf ankam, tausende von Arbeitskräften und Millionen von Dollar dafür aufgewandt haben, ist es da inzwischen nicht eher eine Sackgasse?«
    »Nicht unbedingt«, sagte er. »Es kommt immer noch Neues ans Tageslicht. Vor zwei Jahren erst erhielten wir neue Einsichten über einen der wenigen Spione, die nach Oak Ridge eingeschleust wurden. Einen Typ namens Koval, der während des Krieges als Sicherheitsbeauftragter für den Strahlenschutz in Oak Ridge, Los Alamos und Hanford gearbeitet hat. Seine Aufgabe war es, die Strahlenbelastung zu überwachen, also bekam er all die entscheidenden Anlagen zur Herstellung von waffenfähigem Uran und Plutonium zu sehen. Niemand hatte ihn damals in Verdacht, obwohl er in Russland gelebt und studiert hatte.«
    »Ich dachte, die Sicherheitsvorkehrungen in Oak Ridge wären sehr hoch gewesen. Sie haben einen Russen mit einem Geigerzähler herumlaufen lassen?«
    »Seine Eltern waren russische Einwanderer, aber Koval war Amerikaner, er war in Iowa zur Welt gekommen und auf den Namen George getauft worden. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kamen Millionen von europäischen und russischen Einwanderern in die USA – ›Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren‹, erinnern Sie sich? Unter ihnen waren auch Kovals Eltern.«
    Vor meinem geistigen Auge tauchte eine von Leonard Novaks Notizen auf seinem gelben Block auf. »George Koval?« Thornton nickte. »Novak hat sich kurz vor seinem Tod die Initialen GK notiert, und er hat damals Bücher über Venona gelesen. Vielleicht wusste er Bescheid über Koval. Vielleicht haben sie zusammengearbeitet. Könnten Ihre Leute George befragen, um zu sehen, ob unser Mann, Novak, einer von seinen Kameraden war?«
    »George befindet sich außerhalb unserer Gerichtsbarkeit«, sagte Thornton trocken. »Er ist 1948 nach Moskau gezogen und 2006 gestorben. Vladimir Putin hat ihm posthum den Ehrentitel ›Held der Russischen Föderation‹ verliehen.«
    »Verdammt«, sagte ich. »Also, vielleicht taucht zwischen

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