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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Schlüsselbund hinein und schätzte den inneren Durchmesser wegen der konischen Schrägung, die bei Schüssen stets entsteht, auf fast dreizehn Millimeter. Die Wucht des Einschusses hatte auch zu drei kleinen Frakturen geführt, jede etwa fünfundzwanzig Millimeter lang, die von dem Loch nach außen strahlten.
    Auf einem Tablett neben dem Schädel lag ein kleines, deformiertes Metallklümpchen. Ich legte den Schädel ab und nahm das Klümpchen zur Hand. Obwohl es klein war, fühlte es sich schwer und weich an. »Sie haben die Kugel rausgekriegt«, sagte ich.
    »Ja«, sagte sie. »Ich habe sie durch das Hinterhauptloch rausgeschüttelt.« Das war die Öffnung an der Schädelbasis, durch die das Rückenmark führte. »Hat mich daran erinnert, wie ich als Kind immer Münzen aus meinem Sparschwein geschüttelt habe.«
    Ich nahm die deformierte Kugel genauer in Augenschein, denn ihre Form irritierte mich. »Erinnert Sie das an irgendetwas?«
    »Erinnert mich daran, mir nicht in den Kopf schießen zu lassen«, sagte sie.
    »Nein, ich meine die Form.«
    Sie nahm mir die Kugel aus der Hand und hielt sie zwischen den Fingerspitzen, und die Geste schnürte mir das Herz ab. Genau so hatte Garcia im Leichenschauhaus das Iridium-Pellet gehalten und betrachtet. Genau so hatte Miranda ihm das tödliche Pellet aus der Hand genommen, mit diesen Fingerspitzen. Die jetzt mit weißem Verbandmull verbunden waren.
    »Also, da laust mich doch der Affe«, sagte Miranda. »Diese Kugel erinnert verdammt an einen Atompilz.«

30
    Um fünf Minuten vor acht wählte ich die Nummer der Stadtbücherei von Oak Ridge und fragte nach Isabella. »Sir, die Bücherei schließt jetzt«, sagte die junge Frau am Telefon. »Ich glaube nicht, dass sie noch Anfragen entgegennimmt.«
    »Es geht nicht um eine Frage«, sagte ich, »sondern um eine Antwort. Es dauert nur eine Sekunde, und sie wird froh sein, wenn sie hört, worum es geht.«
    Eine kurze Pause, und dann sagte die Frau, barscher als in meinen Augen notwendig: »Einen Augenblick, Sir, ich schaue, ob ich sie noch erwische.«
    Eine weitere Pause, dann ein Klicken. »Bibliotheksauskunft, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Das haben Sie schon«, sagte ich. »Wir haben ihn gefunden.«
    Sie lachte. »Ich muss nicht mal fragen, wovon Sie reden. Gratuliere! Sie haben ihn tatsächlich in der Nähe der Scheune gefunden?«
    »Ich zeige Ihnen ein Foto«, sagte ich. »Die Bäume sind höher, und die Scheune ist inzwischen aus Wellblech, doch der Blick auf das Silo ist absolut identisch.«
    »Wissen Sie, wer er war? Wer ihn umgebracht hat? Warum?«
    »Nein«, sagte ich. Ich dachte an das, was Thornton gesagt hatte. »Vielleicht hat er Atomgeheimnisse gestohlen. Vielleicht hat er auch nur der Frau irgendeines Hitzkopfs Avancen gemacht.« Ich wollte weiterreden. Ich stellte mir vor, dass die Lichter in der Bücherei verloschen, während Isabella noch am Auskunftstisch in dem leeren Gebäude saß, mit mir verbunden, der ich in meinem dunklen Wohnzimmer saß. »Die Kugel in seinem Kopf war geformt wie ein Atompilz«, sagte ich. »Als wäre in seinem Kopf eine kleine Atombombe hochgegangen.« Ich lachte. »Oak Ridge ist ein seltsamer Ort«, sagte ich. »Ich glaube, er macht mich auch ein bisschen seltsam.«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Aber doch bestimmt nicht so seltsam wie Dr. Seltsam, oder?«
    »Hmm?« Von dem Knaben hatte ich noch nie gehört, aber Isabella klang, als müsste man ihn kennen. »Dass es für Seltsamkeit heutzutage schon Doktortitel gibt, ist mir neu«, witzelte ich. »Wer ist das denn, ein durchgeknallter Professor?«
    »Fast. Wollen Sie wirklich behaupten, Sie hätten noch nie Dr. Seltsam gesehen: Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben? Ein Klassiker. Sie sind doch während des Kalten Krieges aufgewachsen, wie konnten Sie die größte Satire über den Kalten Krieg verpassen, die je gedreht wurde?«
    »Ich habe den Kalten Krieg erlebt«, sagte ich. »Ducken und zudecken. In der Schule unter dem Tisch verkriechen. Zu Hause in den Keller laufen. Ich musste mir das nicht noch auf der Leinwand anschauen.«
    »Aber Ihre Erfahrungen mit dem Kalten Krieg sind nicht vollständig, solange Sie diesen Film nicht gesehen haben«, beharrte sie. »Was machen Sie gerade?«
    »Hä?«
    »Das sagen Sie dauernd«, meinte sie. »Und dann klingen Sie weit weniger intelligent, als Sie eigentlich sind. Was machen Sie gerade?«
    »Ich sehe mir Prospekte von Kettensägen an.«
    »Oh, gütiger Himmel«, sagte

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