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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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LABORATORIUM>? Was soll das heißen, um Himmels willen?»
    Neben ihm standen zwei andere Tafeln mit den Aufschriften ELEKTROKARDIOGRAMMZIMMER und PSYCHOLOGISCHE KLINIK. Die Tür unseres Parterreklosetts trug bereits die Bezeichnung RÖNTGENABTEILUNG. «Nehmen Sie das sofort wieder herunter», befahl ich.
    «Das kann ich nicht.»
    «Warum nicht?»
    «Hab meine Order vom anderen Herrn Doktor erhalten.»
    Bevor sich unsere Auseinandersetzung noch zu voller Blüte entfalten konnte, wurden wir durch Dr. Rogers unterbrochen, der in der offenstehenden Eingangstür erschien. Dr. Rogers war ein dicker Mann, der ständig, sommers und winters, in Ruhe oder Bewegung, nach Atem zu ringen und zu schwitzen schien. Er war der älteste praktische Arzt in Hampden Cross, und wenn ihm auch infolge des Umstandes, daß er sein Leben lang den Leuten einschärfte, weniger zu essen und früher zu Bett zu gehen, unvermeidlich etwas Pompöses anhaftete, hatten wir an ihm doch stets einen freundlichen Berufskollegen gefunden. Heute jedoch schien er in einem noch erhitzteren Zustand zu sein als sonst.
    «Ah, Doktor!» begann er, indem er mit einem Taschentuch über seinen kahlen Schädel fuhr. «Nur auf ein Wort... wenn Sie gestatten... ich komme sicher zu sehr ungelegener Zeit.»
    «Nun, ich wollte allerdings zu ordinieren beginnen, Doktor Rogers.»
    «Es handelt sich um etwas sehr Wichtiges.»
    Ich führte ihn ins leere Sprechzimmer und schloß die Türe.
    Nachdem er mich einige Sekunden lang mit wachsender Verlegenheit angeblickt hatte, verkündete er: «Ich war gestern abend im Kino.»
    Dies schien mir zwar eine etwas fadenscheinige Begründung dafür zu sein, mich in meiner abendlichen Arbeit aufzuhalten, doch ich sagte höflich: «Hoffentlich bei einem guten Film?»
    «Passabel, ganz passabel. Kann mich nicht mehr an den Inhalt erinnern. Das geht mir jetzt immer so. Schlafe fast immer ein. Meine Tochter pflegt mir nachher den Inhalt zu erzählen.»
    Es entstand eine kleine Schweigepause.
    «Nun, Doktor Rogers», sagte ich. «Ich habe gewiß mit Freuden vernommen, daß Sie einen angenehmen Abend verbracht haben.
    Aber ich muß mich jetzt leider mit meiner Abendordination befassen —»
    «Ein Mediziner muß jederzeit zur Verfügung stehen», posaunte er. «Jede Tages- und Nachtstunde. Ist nur recht und billig.»
    Ich stimmte ihm bei.
    «Sonst würde er es seinen Patienten gegenüber an Pflichterfüllung fehlen lassen.»
    Auch darin stimmte ich ihm bei.
    «Aber... hm... Berufswürde und so weiter. He? Sicher ganz unbeabsichtigt, bin davon überzeugt. Ich jedenfalls behaupte nichts anderes. Freue mich, Sie in Hampden Cross zu sehen. Aber die Leute beginnen offenkundig zu klatschen. Reklame, wissen Sie. Ist eine schwere Anschuldigung.»
    «Ich vermag Ihnen leider nicht ganz zu folgen —»
    «Werde mich bemühen, mich klar auszudrücken. Im Kino. leuchtete auf der Leinwand auf.»
    «Was! Aber das ist doch nicht möglich!»
    «Leider ja, Doktor. Mitten im Hauptfilm. Ah! Jetzt erinnere ich mich. Handelte von einem Amerikaner und noch einem anderen Amerikaner und irgendeinem Mädel.»
    «Aber das muß ein Irrtum gewesen sein», sagte ich. «Gestern hatte ich doch nicht einmal Nachtdienst.»
    «Ein Irrtum, Doktor? Das ist ausgeschlossen. Erschien in jedem Kino des ganzen Bezirks. Und noch dazu an jedem Abend dieser Woche. Und auch, soviel ich hörte, bei jeder einzelnen Vorstellung.»
    Ich vermochte mich so weit zu zügeln, ihn hinauszugeleiten, ohne ein Skalpell vom Bestecktablett mitgehen zu lassen und damit auf die Suche nach Grimsdyke zu gehen. Ich lief in Miss Wildewinde hinein, die mit einem Koffer in der Hand die Treppe herabkam.
    «Miss Wildewinde! Wohin gehen Sie?»
    «Das fragen Sie noch!» schleuderte sie mir wütend ins Gesicht.
    «Sie wollen uns doch nicht — verlassen?»
    «Das ist doch ganz natürlich, nein? Wo ich doch entlassen worden bin.»
    «Aber... aber das können Sie doch nicht tun! Miss Wildewinde, das ist doch ganz unmöglich», flehte ich sie an und packte sie auf der Schwelle beim Arm. «Das hat Grimsdyke auf dem Gewissen, nicht wahr? Natürlich, Grimsdyke! Er ist verrückt geworden, Miss Wildewinde. Komplett verrückt. Wahnsinnig. Ich kann’s bescheinigen. Er ist nicht berechtigt, was immer —»
    «Nehmen Sie die Hand von meinem Arm, Doktor Gordon, wenn ich bitten darf. Ich weiß nichts Näheres über Doktor Grimsdykes geistige Verfassung. Ich weiß nur, daß er mir heute früh

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