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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Sabotageakte wieder in Ordnung bringen und sowohl Buckingham Palace Motors wie den Möbelladen besänftigen mußte, oblag es mir, die Praxis auf mich allein gestellt zu erledigen, ohne jemanden zu haben, der die Krankenscheine sortierte, die telephonischen Anrufe übernahm oder die Patienten im Wartezimmer registrierte. Außerdem erhielt ich einen verstörten Brief meines Vaters, welcher lautete: «Bekam einen äußerst merkwürdigen Brief von einem Kerl namens Porson, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Wirst Du seine Tochter Cynthia heiraten? Ist sie identisch mit Deiner Letzten? Benimmst Du Dich auch wie ein Gentleman?» Ich begann, eine Flasche Gin in meinem Kleiderschrank in «The Lodge» versteckt zu halten, und ich zertrümmerte ein Wichtelmännchen, zwei Schäferinnen und ein stupid aussehendes Roß aus Porzellan. Ich fühlte, wie es rapid mit mir bergab ging, sowohl seelisch wie beruflich.

11

    «ICH BIN NOCH IMMER NICHT in der Lage, einen Stellvertreter aus dem Ärmel zu schütteln», schrieb Dr. Farquarson aus dem Neurologischen Spital. «Aber ich glaube, Sie sollten wirklich trachten, so oder so einen Assistenten aufzutreiben, sonst folgen Sie mir noch hierher nach. Ich hege den starken Verdacht, daß ich noch ein paar weitere Monate fern vom Schuß bleiben werde. Bobbie Cufford und seinem Gefolge scheint es nicht in den Sinn zu kommen, daß es eine subtilere Zeiteinteilung als den Kalender gibt. Ich sprach ihn heute morgen — ich muß zu meinem Bedauern feststellen, daß er einen sehr imponierenden Wanst angesetzt hat und sich seinen Patienten gegenüber so aufgeschlossen zeigt wie ein. toter Stockfisch —, und er scheint darauf erpicht, mich so lange aus dem Verkehr zu ziehen, bis die Zeit gekommen ist, mich für immer zur Ruhe zu setzen. Man hat mir noch immer nicht die Diagnose gestellt. Ob Bobbie sein Messer zücken wird oder nicht, scheint vom Reflex meines rechten Fußknöchels abzuhängen. In der allgemeinen Chirurgie wird man zumindest aufgenommen, operiert und wieder entlassen, bevor man noch Zeit gefunden hat, einen richtigen Atemzug zu tun.
    Gestern besuchte mich mein Neffe; er brachte mir äußerst zuvorkommend Trauben und pumpte mich dafür um zehn Pfund an. Tut mir leid, daß Ihr Differenzen hattet. Nach dem, was ich von ihm gehört habe, kann ich nicht umhin, Ihnen aus tiefstem Herzen dafür zu danken, daß Sie unser beider Namen im ärztlichen Register belassen und aus der London Gazette herausgehalten haben. Ich habe schon seit langem meinen Neffen als einen im höchsten Grade geistig zurückgebliebenen Menschen klassifiziert, doch ich beginne zu erkennen, daß dies eine bei weitern zu großmütige Diagnose ist. Wohin er jetzt gegangen ist, weiß ich nicht.»
    Es war leichter, eine neue Sprechstundenhilfe zu finden als einen Stellvertreter. Als ich einige Tage nach Grimsdykes Abreise eben im Begriffe stand, zwei Ordinationen allein zu erledigen und gleichzeitig darauf zu achten, daß im Wartezimmer alles mit rechten Dingen zugehe, bahnte sich ein munteres Mädel, ein zierlicher Rotschopf von neunzehn Jahren, den Weg zu mir und erklärte, sie habe eine «spezielle Verabredung mit dem Herrn Doktor».
    «Nun, ich bin der Doktor», sagte ich, indem ich die Türe des Sprechzimmers schloß. «Sie müssen aber, so leid es mir tut, wie jeder andere hier warten, bis Sie an die Reihe kommen.»
    «Nein, ich meine ja nicht Sie. Den ändern Doktor. Den mit dem flotten Binder.»
    «Doktor Grimsdyke wurde zu einem langwierigen Fall abberufen und wird nicht so bald zurückkehren», erklärte ich ihr.
    Als ich sah, wie sich ihr Gesicht in kindlicher Enttäuschung in die Länge zog, fügte ich hinzu: «Ich bin Doktor Gordon. Kann vielleicht ich Ihnen behilflich sein?»
    «Doktor Grimsdyke hat versprochen, mich zu seiner Sprechstundenhilfe zu machen.»
    «Ei wirklich?» rief ich, sofort besserer Laune. «Das ist was anderes. Warum sollte ich nicht ein Versprechen, das er gegeben hat, für ihn halten?» Sie warf mir einen abschätzenden Blick zu, der mich, wie ich fühlte, nicht sehr zu meinen Gunsten mit meinem verflossenen Kollegen verglich. «Wenn Sie Lust haben, in meine Praxis einzutreten, finden Sie eine äußerst interessante Arbeit vor, das kann ich Ihnen versichern. Außerdem werden Sie massenhaft Freizeit haben. Ganz davon zu schweigen, daß Sie dann dem großen Heer jener angehören werden, die gegen die übermächtigen Leiden der Menschheit kämpfen und so weiter. Haben Sie sich

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