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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Doktor», sagte Mr. Frisby, nunmehr ernstlich drohend. «Mit der Firma Buckingham Palace Motors können Sie nicht spielen, verstanden? Ich hab diesen Wagen die ganze Strecke von London hergebracht. Meine Zeit ist beschränkt. Ganz davon zu schweigen, daß noch ein Haufen Kunden an ihm interessiert ist —»
    «Na, dann brauchen Sie ihn nur wieder zurückzubringen», sagte ich scharf. «Es war ein Mißverständnis.»
    «Ein Mißverständnis, he? Das Ganze sieht mir faul aus, Doktor. Den Buckingham Palace Motors können Sie keinen Sand in die Augen streuen.»
    «Dann lassen Sie halt den verdammten Kübel hier stehen, wenn’s Ihnen lieber ist», sagte ich. «Aber Geld werden Sie dafür keines sehen, bevor er reif für das Mottenkistenrennen ist.»
    Jetzt hatte unser Gespräch bereits die Aufmerksamkeit etlicher Leute erregt, die uns durch die offenen Fenster anstarrten. Ich sprang aus dem Wagen und lief ins Haus. Kurz danach sah ich Mr. Frisby mit seiner Ware wegbrausen — offenbar um die gerichtliche Klage einzureichen.
    «Was zum Teufel soll diese Sache mit dem Bentley bedeuten?» fragte ich Grimsdyke, sobald er zurückkehrte.
    «Oh, ist er schon eingetroffen? Das nennt man promptes Service. Hab erst gestern die Bestellung aufgegeben.»
    «Willst du damit wirklich sagen, daß du so wahnsinnig warst, einen kaufen zu wollen?»
    «Selbstverständlich, alter Junge», erwiderte er gelassen. «Das ist gerade das, wessen die Praxis bedarf: ein Blickfang. Du weißt doch, was die Leute sagen — ein erfolgreicher Arzt braucht einen Kahlschädel, um den Eindruck von Weisheit zu machen, einen fetten Wanst, um wohlhabend zu erscheinen, und Hämorrhoiden, um Furcht einzujagen. Ein pikfeiner Wagen krönt diesen Prozeß. Nur nach diesen Richtlinien beurteilen die Leute ihren Arzt. Du hast doch sicher schon dutzendmal gehört: Hast du jemals versucht, in der Harley Street zu parken?»
    «Aber das ist doch lachhaft!» explodierte ich. «Das Ding kostet Tausende und Tausende von Pfunden!»
    «Selbstverständlich, lieber alter Junge», bestätigte er herablassend. «Wir schreiben ihn von der Einkommensteuer ab.»
    «Einkommensteuer! Einkommensteuer! Ist dir bewußt, wie wennig wir hier verdienen? Wir könnten diesen Wagen nicht erschwingen, selbst wenn wir unser Einkommen, unsere Einkommensteuer und unseren Wiederaufbaukredit zusammenwerfen.»
    «Du bist ja recht reaktionär geworden, muß ich sagen», bemerkte er, nun ebenfalls verärgert. «Offenbar stehst du schon zu lange unter dem Einfluß des Alten.»
    Für den Rest des Tages blieben unsere Beziehungen eher kühl.
    Am nächsten Morgen erschien er unerwartet in meinem Sprechzimmer, als ich mich gerade anschickte, die Ordination zu eröffnen. «Hallo, Alter», begrüßte er mich. «Hast du vielleicht schon die Medical Times erhalten? Sie soll doch heute kommen, nicht wahr?»
    «Sie trifft gewöhnlich mit der zweiten Post ein», erklärte ich. Ich war über seinen Eifer erstaunt, in die ärztliche Wochenschrift Einblick zu nehmen.
    «Ach, wirklich? Sei so gut und leg sie für mich beiseite, ja?»
    Zufälligerweise traf die Medical Times im Augenblick ein, als ich mich zur Visitenrunde rüstete. Ich riß den Umschlag ab, da ich wissen wollte, welcher Beitrag Grimsdyke so lebhaft interessiert hatte. Ich entdeckte ihn in der Briefkastenrubrik.

    «An den Herausgeber», las ich. «Sehr geehrter Herr, wir erachten es als nicht unangebracht, Ihnen unsere beträchtlichen Erfolge zur Kenntnis zu bringen, die wir bei der Behandlung von Gelenkentzündungen mit starken wöchentlichen Vitamin-B-Injektionen buchen konnten. In einer Folge von zweitausend Fällen, die unsere Praxis aufgesucht haben, haben wir mit dieser Behandlung bei nicht weniger als 98 Prozent der Patienten dauernde Erleichterung bewirkt. Die Wirksamkeit dieser von uns durchgeführten Therapie veranlaßt uns, sie Ihren geschätzten Lesern zur Kenntnis zu bringen, und wir würden mit Interesse hören, ob andere Ärzte ähnliche Ergebnisse erzielt haben.»

    Die Zuschrift war folgendermaßen unterzeichnet:

«Richard Gordon,
G. S. F. Grimsdyke,
4, Monks Walk,
    Hampden Cross, Hertfordshire»

    «Mein lieber Junge, komm doch nicht so sehr in Rage», sagte Grimsdyke, als ich ihm mit der Medical Times vor dem Gesicht herumfuchtelte. «Selbstverständlich hab ich das verfaßt.»
    «Aber das ist doch Reklame!» rief ich außer mir.
    «Und noch dazu eine verdammt gute

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