Dr. House
wiederverwendet wurde. Meg Schave vom Produktionsbüro muss in diesem besonderen Verzeichnis ständig die Bilanz halten. June setzt für die nächste Aufnahme eine neue Rolle ein.
Nebendarsteller warten auf dem Krankenhausgelände auf ihren Einsatz.
Das Set ist eine Arena, in der definitiv der Regisseur das Sagen hat. Es herrscht ein reges, aber nicht angespanntes Treiben, was nicht bedeutet, dass Fehler geduldet werden. Jeder erledigt seine Arbeit effizient und präzise. Gemeinsam arbeiten sich die Darsteller und die Crew so schnell wie möglich durch jede Drehbuchzeile. Sie kennen sich schon lange und albern auch mal miteinander herum. Heute hat es der Regisseur mit einem Outtake mit Olivia Wilde zu tun. Eine Patientin beschwert sich, dass es so lange dauert, bis die Ärzte herausfinden, was mit ihr los ist. »Ich bin krank, zuerst haben Sie gesagt, es sei dies, dann ist es das …«, und Wilde unterbricht sie: »Bin ich die Einzige hier, die die Serie guckt? Das machen wir doch immer so.« Solche Momente lockern die Atmosphäre auf. Sie
bieten außerdem Stoff für den Spaßfilm bei der Abschlussparty.
Obwohl die Regieassistenten penibel darauf achten, dass jeder vor Beginn einer Aufnahme sein Handy ausschaltet, klingelt doch ab und zu eines zum ungünstigsten Zeitpunkt. Das kann lustig sein, zum Beispiel, wenn das Handy eines Kameraassistenten mit einem Scherzklingelton direkt neben den Schauspielern losgeht, wie Kevin Williams sich erinnert. »Aber es stört den Rhythmus, und die Darsteller reagieren darauf ziemlich empfindlich. Alle Jubeljahre einmal ist es auch das Telefon eines Schauspielers, und es ist sogar vorgekommen, dass es das des Regisseurs war.«
AUTOR: »War es auch schon mal Ihres?«
KEVIN WILLIAMS: »Einmal. Kein gutes Gefühl.«
Patrick Price sagt, am Set gelte die Regel, keine Namen zu nennen, wenn ein Handy klingelt. Niemand möchte wissen, wer es war, es soll einfach nur nicht wieder vorkommen. Aber es kommt wieder vor. »Mitten in einer Szene – rrrring! Und dann auch noch so ein durchdringender Ton. Man hofft dann, dass es keine Szene mit Hugh ist, aber in 99 Prozent der Fälle ist es eine.«
Für Greg Yaitanes ist es nicht so wichtig, dass etwas so gemacht wird, wie er es will, sondern dass es so gut wie möglich gemacht wird. Er möchte den Schauspielern keinen bestimmten Stil vorschreiben. »Mein Motto ist, wählt den Weg, der euch passt. Ich mache dann coole Aufnahmen, wo auch immer er euch hinführt.
« Er hat für ein Umfeld gesorgt, in dem der Prozess reibungslos ablaufen kann und sich alle wohlfühlen: Gale, die Regieassistenten, die Crew. Er ist sich im Klaren darüber, dass jeder nächste Woche wieder dasselbe Intensitätslevel erreichen muss. Daraus folgt, dass er nicht das ganze Team vierzehn Stunden am Tag arbeiten lassen kann, »denn dann bleibt nichts mehr für den, der nächste Woche dreht … Es ist wichtig, dass jeder bis März volle Leistung bringen kann.« Sich selbst nimmt Yaitanes freiwillig von der Arbeitszeitbegrenzung aus. »Damit jeder am Set sein Bestes geben kann, muss ich eben ein Stück weitergehen. Aber bei dieser Serie ist das ein Vergnügen. Es fühlt sich nicht wie Arbeit an, es kostet nur Zeit. Ich predige also gewissermaßen Wein und trinke selbst Wasser, aber für diese Serie tu ich das gern.«
Mit leichten Variationen gibt es die Doppelrolle des regieführenden Produzenten auch bei anderen Sendungen, und sie wurde Yaitanes schon oft angeboten. Bei Dr. House hat er sie gern ausgefüllt und sogar einen Emmy für »Im Kopf von House« gewonnen. Als der vorherige Producing Director die Serie verließ, um einen anderen Pilotfilm zu drehen, bot man ihm die kreative Zusammenarbeit an, die er sich wünschte, und er sagte zu. Vor fünfzehn Jahren befragt, hätte er vermutet, er wäre an diesem Punkt seiner Karriere beim Spielfilm. Doch er ist froh, beim Fernsehen gelandet zu sein, als es noch nicht so gut war wie heute – das hat ihm den Aufstieg dort ermöglicht. Obwohl er sich nicht dazu durchringen kann, die heutige Zeit als das Goldene Zeitalter des TV-Dramas zu bezeichnen (so etwas lässt sich sowieso erst benennen, wenn es vorbei ist), würde Yaitanes jetzt nur ungern aufhören, da er so viel hineingesteckt hat.
»Vor etwa drei Jahren kam ich zu dem Schluss, dass es für mich vollkommen in Ordnung ist, keine Filme zu drehen. Die Filmangebote, die ich bekomme, haben weder die Qualität einer Folge von Dr. House noch sind sie so aufregend
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