Dr. House
Zuschauer das bemerken würden. Statistiken zufolge wechseln viele Zuschauer den Kanal, wenn ihnen eine Sendung zu dunkel ist. Will Gale also eine düstere Stimmung erzeugen, ist das immer ein Balanceakt. »Wenn die Folge erst mal beim Sender ist, können wir nichts mehr machen«, bedauert er. »Da sitzt bestimmt ein Typ in irgendeiner dunklen Kiste mit einem großen Knopf, auf dem DUNKEL und HELL steht. Wir haben jedenfalls keinen Einfluss darauf.«
Es ist wichtig, gleich zu Beginn des Drehtags Tempo vorzulegen. Dafür, dass keine Zeit verschwendet wird, ist der Regieassistent
verantwortlich. Wenn sich eine Probe zu lang hinzieht, bittet er die Schauspieler zum Beispiel, sich in eine Ecke zurückzuziehen und die Szene zu besprechen,
damit die Beleuchter loslegen können. Möchte der Regisseur eine Aufnahme wiederholen, kann der Regieassistent nachhaken: »Sind Sie sicher?« Die Einmischung geschieht allerdings auf eigene Gefahr. Ein neuer Regisseur macht unter Umständen zu viele Aufnahmen. Der Regieassistent kann fragen: »Meinen Sie nicht, wir haben es?« oder: »Sollen wir nicht lieber weitermachen?« – »Wenn etwas durch die Wiederholung besser wird, sind alle dabei«, meint der Regieassistent Kevin Williams. »Aber nicht, wenn nur wiederholt wird, weil der Regisseur nervös ist oder glaubt, das wär’s noch nicht.«
Gerrit van der Meer erzählt dazu eine Geschichte vom Dreh zu »Schizophren?«. Peter Medak führte Regie. Die Patientin sollte in hohem Bogen Blut erbrechen. Dazu musste am Gesicht der Darstellerin ein Schlauch befestigt werden, durch den genau die richtige Menge Flüssigkeit lief. Das dauerte seine Zeit. Nachts um halb drei war die Aufnahme endlich im Kasten, 13½ Stunden nach Drehbeginn. Gerrit sieht sich die Aufnahme auf dem Bildschirm an: Das Blut spritzt wie in einem Horrorfilm. »Es war perfekt. Trotzdem drehte der Regisseur sich zu mir um und fragte: ›Noch eine?‹ Aber ich sagte: ›Nein, so ist es super.‹«
Wenn der Hauptdarsteller eine Aufnahme wiederholen möchte, wird ihm dieser Wunsch wohl bei jeder Serie erfüllt. Manchmal entdeckt der Regisseur selbst kleine Mängel an einer Aufnahme und bittet darum, sie zu wiederholen. Einmal ließ Greg
Yaitanes zwei Schauspieler einen Walk-and-talk vier oder fünf Mal wiederholen. Bei Aufnahmen mit einer Steadicam kann viel schief gehen. »Man biegt die ganze Zeit alles so hin, dass es passt«, meint Yaitanes. »Beim Regieführen versucht man, die Grenzen auszudehnen. Ich gebe mir Mühe, allen möglichst viel Freiraum zu lassen und dann das Ganze ein bisschen anzustupsen, so dass klar ist, in welche Richtung es gehen soll.« Das Timing eines Darstellers kann zum Beispiel etwas daneben sein. »Da sind immer nur Kleinigkeiten in den Gesten und dem Tonfall, die ich anders haben möchte. Alle kennen ihre Rollen sehr genau, außerdem rede ich rechtzeitig mit ihnen. Meist landen sie exakt da, wo ich sie haben möchte. Die Schauspieler sind phänomenal.«
Die Wiederholung einer Aufnahme ist auch eine Gelegenheit für weitere kleine Veränderungen. Die Beleuchtung kann ausgerichtet werden, vielleicht war auch der Hintergrund zu unruhig und muss »ausgedünnt« werden, oder es war zu wenig los.
»Es gibt da so eine Redensart bei uns: ›Morgens Vom Winde verweht , nachmittags Ein Duke kommt selten allein .‹ Morgens haben wir zwölf Stunden vor uns und scheinbar alle Zeit der Welt. Nach der Mittagspause wird’s dann eng, und wir müssen zu einer bestimmten Uhrzeit fertig werden. Die Arbeit an den letzten Szenen wird aufs Nötigste reduziert, weil wir alle morgens Zeit verplempert haben. › Ein Duke kommt selten allein ‹ bedeutet, jetzt aber reinhauen.«
– KEVIN WILLIAMS
Je mehr Aufnahmen von einer Szene gemacht werden, umso schwieriger ist es unter Umständen, die Anschlüsse gut hinzubekommen. Die Darsteller müssen ihren Text und die Handlung wiederholen. Die Komparsen müssen jedes Mal genau auf dieselbe Weise durchs Bild laufen, sonst kann es passieren, dass eine Person zweimal hintereinander zu sehen ist. Der
Script Supervisor Ira Hurvitz macht sich zu jeder Szene und Aufnahme Notizen in einer beeindruckenden Mappe. Er achtet auf die Anschlüsse und darauf, dass ein Darsteller bei Wiederholungen dieselbe Bewegung zur selben Zeit ausführt.
Gelegentlich spricht ein Schauspieler den Text etwas anders, als er im Drehbuch steht. Seine Formulierung mag ihm besser liegen oder vertrauter klingen. Dann fragt der Script
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