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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verzweiflung hatte sie …
    An dieser Stelle seiner jagenden Gedanken brach Bruno Herwarth mit einem ächzenden Laut zusammen. Er sank auf die Couch und schloß die Augen. Er hatte das Gefühl, sein Herz setze aus. Fast eine halbe Stunde saß er so, wie gelähmt von der Erkenntnis, daß ein unbekannter Mann schuld am Tode seiner Tochter war. Ein Mann mit grauen Schläfen. Ein Forscher. Ein Mann, der der Vater des Kindes war, das Helga zur Verzweiflungstat trieb …
    Langsam ließ die Starre nach. Ächzend bückte er sich und las weiter. Aber das Tagebuch brach ab. Mit einem schrecklichen Satz.
    »… heute nacht treffe ich ihn. Und morgen wird alles anders sein – «
    Bruno Herwarth starrte auf das Datum. Der Tag, an dem sie starb. Er steckte das schwarze Heft in seine Jackentasche und begann noch einmal alles zu durchsuchen. Ein dumpfes Gefühl sagte ihm, daß dieses Tagebuch nicht alles war, was Helga über diesen geheimnisvollen Alf geschrieben hatte. Noch einmal blätterte er alle Bücher durch, suchte in den Plattentrümmern, durchwühlte die Zeichnungen und Zeitschriften.
    In einer neuen Illustrierten fand er endlich einen nicht verschlossenen Brief. Mit stierem Blick las er die Adresse.
    »An meinen Vater –«
    Mit fliegenden Händen riß er den Brief aus dem Kuvert. Er war kurz, nur ein paar Zeilen, in großer Eile hingeschrieben, als habe sich Helga vor dem Weggehen erst entschlossen, diese Zeilen zu schreiben.
    »Lieber Papa,
    wenn ich morgen früh nicht wieder zu Hause bin, ist etwas geschehen. Ich erwarte ein Kind, und der Vater des Kindes ist bereit, es mir zu nehmen. Du hättest es nie erfahren … aber wenn ich nicht wiederkomme, ist etwas Schreckliches geschehen. Dann gehe zu Dozent Dr. Alf Bornholm, Erste Chirurgische Klinik. Er … er ist der Vater …«
    Mit einem Schrei sank Bruno Herwarth wieder auf die Couch.
    Dr. Bornholm. Der Oberarzt! Der Mann, der die Obduktion vorgenommen hatte. Der ihm vor zwei Tagen Beileid gewünscht hatte. Der ein Gutachten abgegeben hatte, daß Helga herzkrank gewesen sei.
    Bruno Herwarth rannte aus dem Haus. Er stürzte in seinen Wagen und fuhr wie ein Irrer durch die Stadt zu den Kliniken. Er durchraste zwei Ampeln, schnitt die Straßenbahnen, durchjagte Einbahnstraßen in verbotener Richtung und hielt mit kreischenden Bremsen vor dem Klinikeingang.
    Den Portier, der ihm entgegentrat, fegte er mit einer Armbewegung in die Ecke, zwei Pfleger in weißen Kitteln, die im Wege standen, warf er seitlich auf den Boden … und während bereits die Alarmglocke durch das Haus gellte, rannte er mit um sich schlagenden Armen die Treppen hinauf und schrie grell, daß es durch alle Stationen schallte:
    »Wo ist dieser Bornholm?! Bornholm! Mörder! Mörder! Ich bringe ihn um! Ich bringe ihn um! Mörder!«
    Am Eingang der Privatstation warfen sich zwei Ärzte dem Tobenden entgegen. Sie rissen seine um sich schlagenden Arme nach hinten und preßten sie hoch.
    Bruno Herwarth starrte mit blutunterlaufenen Augen auf die weißen Kittel.
    »Wo ist dieser Bornholm?« brüllte er mit unmenschlicher Stimme. »Er hat meine Tochter ermordet –«
    Die beiden Ärzte schoben Herwarth in ein leeres Untersuchungszimmer. Ein Pfleger kam mit einer Injektionsspritze gerannt. Während die Ärzte den keuchenden Architekten umklammert hielten, gab eine Schwester mit zitternden Händen die Beruhigungsinjektion. Herwarth spürte den Einstich gar nicht … er starrte gegen die geschlossene Tür, wie ein gefangenes Tier, und stöhnte immer wieder die schrecklichen, für alle unverständlichen Anklagen.
    »Mörder … Mörder … Er hat Helga umgebracht … Er hat sie umgebracht –«
    Nach einigen Minuten wurde er ruhiger. Die Spritze wirkte. Sie machte ihn schläfrig, schlapp, dämpfte seine Nerven und ließ ihn in eine Dumpfheit fallen.
    So traf ihn Professor Dr. Rahtenau an, als er mit fliegendem OP-Mantel in das Untersuchungszimmer der Privatstation stürmte.
    »Herr Herwarth!« rief er, als er den gebrochenen Mann auf dem Stuhl hocken sah, umgeben von den Ärzten und Pflegern, denen der Schweiß noch auf den Gesichtern klebte.
    »Herr Professor …« Bruno Herwarth stierte zu Professor Rahtenau hinauf. Sein Blick flatterte. In seinem Innern wühlte noch immer der unbändige Schmerz und der Vergeltungsdrang … aber die fünf Kubikzentimeter Injektionsflüssigkeit waren stärker als die dicksten Eisenfesseln. Sie hatten seine Nerven gelähmt. »Mein Kind … mein einziges Kind –«
    »Ich verstehe

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