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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fragte Bornholm laut. Der Wärter nickte.
    »Ja, Herr Dozent.«
    »Lassen Sie uns jetzt allein. Fräulein Werner, ich diktiere Ihnen die einzelnen Ergebnisse … Nein, danke, das machen wir schon …«, sagte Bornholm schnell, als der Pfleger den Körper auf den Seziertisch heben wollte. »Gehen Sie jetzt.«
    Bornholm verschloß hinter dem Wärter die Tür. Dann hoben sie den schweren Körper auf die Marmorplatte und deckten ihn auf. Bornholm steckte sich eine Zigarette an und setzte sich auf einen Schemel.
    »Willst du tatsächlich sezieren?«
    »Nein. Wir werden hier zwei Stunden sitzen und dann mit einem Protokoll zurück zu Rahtenau gehen.«
    »Aber der Leichendiener wird sehen, daß du …«
    »Daran habe ich nicht gedacht. Kluges Mädchen.« Er küßte sie. Schaudernd ließ sie es geschehen. Wie er in Gegenwart der Leiche zärtlich sein konnte, erschütterte sie maßlos.
    Frierend wandte sie sich ab, als Bornholm die Gummihandschuhe überstreifte und mit dem Skalpell den Körper auftrennte. Er machte alle vorschriftsmäßigen Schnitte und vernähte sie grob wieder. Sein Gesicht war starr dabei, wie aus Stein gehauen.
    Niemand wußte, was er in diesen Minuten dachte, als er einen Körper obduzierte, ein blühendes, junges Mädchen, das er ungewollt getötet hatte und das vor zehn Stunden noch mit einem Kind unter dem Herzen durch die Straßen ging, ein Kind von ihm. Ein Kind, das aus einer Liebe stammte, die einmal an eine schöne Zukunft glaubte.
    »Fertig«, sagte Bornholm rauh. Erika drehte sich wieder um. Der Körper war wieder zugedeckt. Bornholm warf die Handschuhe in einen Eimer. »Wir müssen ganz starke Nerven haben, Erika«, sagte er leise. »Komm, setz dich … ich diktiere dir das Obduktionsprotokoll.«
    Nach zwei Stunden fuhren sie wieder hinauf in die Sonne. Der Körper Helga Herwarths wurde zurück in die Kapelle gerollt.
    Professor Rahtenau ließ Bornholm und Erika Werner sofort in sein Zimmer kommen, als sie sich anmeldeten. Groß und fordernd stand er hinter seinem Schreibtisch.
    »Nun?« fragte er. »Was war es? Vergiftung?«
    »Nein.« Die Stimme Bornholms war ganz klar und ohne Zwischenton. »Herztod durch eine nicht erkannte Angina pectoris …«
    »Das macht die Sache ja noch komplizierter!« schimpfte Rahtenau. »Und Sie haben Glück gehabt!« schrie er Erika zu. »Die Diagnose stimmt! Bleibt nur noch das Rätsel: Wie kam das Mädchen unbemerkt ins Haus? Hast du eine Erklärung dafür?«
    Dr. Bornholm hob bedauernd die Hände. »Was sagt Schwester Euphoria aus?«
    »Sie hat die ganze Nacht im Glaskasten gesessen und einen frommen Roman gelesen. Durch die Hauptpforte ist sie also nicht herein. Euphoria lügt nicht, das verbietet ihr religiöses Gelübde. Also muß das Mädchen durch einen Seiteneingang gekommen sein. Jemand hat nicht abgeschlossen.«
    »Und es wird nie festzustellen sein, wer es vergessen hat.« Dr. Bornholm legte das Obduktionsprotokoll vor Professor Rahtenau auf den Tisch. »Halten wir uns an die Tatsachen: Wir haben eine Tote im Haus, und wir müssen die Hinterbliebenen benachrichtigen.«
    »Kennt man sie denn?«
    »Sie hatte ihren Paß bei sich«, sagte Erika schnell. »Helga Herwarth. Vater Architekt Bruno Herwarth …«
    »Auch das noch!« Professor Rahtenau setzte sich schwer. »Sie wissen nicht, wer Bruno Herwarth ist?«
    »Nein –«
    »Der Erbauer unseres neuen Schauspielhauses. Wir werden also doch die Presse auf den Hals bekommen!«
    »Wenn du mit dem Vater einmal in aller Offenheit sprichst, Schwiegervater …« Bornholm sah, wie Erika bei dem letzten Wort das Gesicht verzog. »Fräulein Werner wird ihn gleich benachrichtigen …«
    »Das wird aber auch Zeit!« schrie Rahtenau. »Was stehen Sie hier herum, Sie Nachtwandlerin?! Los, rufen Sie den Vater an!«
    Schnell verließ Erika Werner das gefürchtete Chefzimmer. Von ihrem kleinen Assistentenzimmer aus rief sie den Architekten Bruno Herwarth an. Sie mußte lange warten, bis sie ihn sprechen konnte. Die Sekretärin hatte Anweisung, ihn nicht zu stören.
    »Die Polizei ist bei uns«, sagte sie. »Fräulein Herwarth wird seit gestern vermißt. Gerade ist eine Vernehmung. Ich weiß nicht, ob ich jetzt –«
    »Es handelt sich um Fräulein Herwarth!« rief Erika.
    »Sie sind eine Freundin?«
    »Nein, eine Ärztin. Fräulein Herwarth …«
    »O mein Gott! Ist etwas passiert?! Ich stelle sofort zu Herrn Herwarth durch …«
    Das Gespräch mit Bruno Herwarth war ganz kurz. Erika hörte an dem Schwingen der Stimme,

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