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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zeichnung angegeben war, und trank mit den Maurern und später mit den Installateuren eine Flasche aus der Hand. Er fühlte sich wie verjüngt, wie zurückversetzt in seine eigene Brautzeit.
    Fast zur gleichen Zeit, als Dr. Bornholm vor dem flammenden Kamin sein Rotweinglas leerte und Petra über die Schulter streichelte, geschah im Frauenzuchthaus von Block III aus der seit langem geplante und vorbereitete Ausbruchsversuch von drei Frauen. Es waren Friedel Bartnow, die Mörderin, das Räuberliebchen Monika Bergner und die elegante, immer zurückhaltende Betrügerin Maria Jüttner.
    Der Ausbruch begann mit einem alten, aber immer wirksamen Trick: Friedel Bartnow wälzte sich auf dem Boden ihrer Zelle, stöhnte und jammerte und rief um Hilfe. »Mein Blinddarm!« schrie sie. »Oh, mein Bauch brennt! Helft mir doch! Helft mir doch!«
    Berta Herkenrath, die in dieser Nacht Nachtdienst hatte, rannte durch den Flur und öffnete erschrocken die Zellentür. Sie sah die sich krümmende Gestalt auf dem Betonboden, das schmerzverzerrte Gesicht, die verdrehten Augen.
    »Ich hol sofort den Arzt!« rief sie. »In fünf Minuten ist er da. Komm, leg dich aufs Bett.«
    Sie beugte sich zu der Wimmernden herunter, faßte sie unter die Arme und wollte sie aufstützen.
    In diesem Augenblick schnellten zwei krallenförmige Hände vor, legten sich Berta Herkenrath um den Hals und drückten ihr die Luft ab. Wie Eisenklammern lagen sie auf der Kehle.
    Um sich schlagend, röchelnd brach Berta Herkenrath in die Knie. Über ihr stand mit einem lächelnden, gnadenlosen Gesicht Friedel Bartnow, die Mörderin.
    In den Nebenzellen standen Monika Bergner und Maria Jüttner mit dem Ohr an der Betonwand und lauschten. Das Stöhnen der Mörderin hatte aufgehört, sie hatten die Schritte der Herkenrath gehört, das Schlüsselklappern, das Aufschließen der Zelle … und nun war es verdächtig still nebenan. War es gelungen?
    Der Ausbruchsplan war bis ins kleinste vorbereitet worden. Über sechs Monate hatte es gedauert. Durch Kassiber, die vorher entlassene Frauen aus dem Zuchthaus schmuggelten, waren die noch in Freiheit lebenden Genossen Monika Bergners verständigt worden. Sie warteten in einer Nebenstraße mit einem großer Wagen auf die drei Frauen, in rasender Fahrt sollte es danach in die Stadt gehen …
    Friedel Bartnow ließ den Hals der Herkenrath los. Schlaff fiel der Körper auf den Steinboden und rollte ans Bett. Sie beugte sich herunter und überzeugte sich, daß sie nicht tot war, sondern nur besinnungslos. Dann nahm sie die Schlüssel, rannte zu den Zellen von Monika Bergner und Maria Jüttner und schloß sie auf.
    »Los!« zischte sie. »Es ist schon zwanzig Minuten später als vorgesehen! Ich kümmere mich um Berta …«
    Sie rannte in ihre Zelle zurück, schlug der Beamtin aus Sicherheit noch einmal über den Kopf und begann dann, sie zu entkleiden. Die Uniform war ein wenig knapp, aber Friedel Bartnow preßte sich hinein und zog den Bauch ein. Dann rannte sie den langen Gang entlang zur Hauptwachstube. Die Zellen ließ sie einfach offen.
    In der Hauptwachstube hatte sich ein ähnliches Drama wie in der Zelle abgespielt. Nur noch lautloser und schneller.
    In ihren Betten lagen Katharina Pleuel und Jule Blauberg, die Badewärterin. Sie hatten den Namenstag Katharinas nachgefeiert und zu dritt eine Flasche Kirsch mit Rum geleert. Nun schliefen sie fest und traumlos. Sie hörten weder das Aufgehen der schweren Tür, noch das Hereintappen der beiden ausgebrochenen Frauen. Die Pleuel schnarchte laut mit offenem Mund.
    Die elegante Maria Jüttner blieb vor dem Bett stehen. Ihr Gesicht verzog sich vor Ekel.
    »Ich kann schnarchende Frauen nicht ausstehen«, sagte sie. »Sie verletzen die sanfte Würde der Weiblichkeit. Eine schnarchende Frau ist wie eine Entweihung der Schönheit.«
    »Red keine Philosophien!« flüsterte Monika Bergner zitternd vor Erregung. »Hau ihr eins über die Birne!«
    Katharina Pleuel drehte sich im Schlaf auf die Seite. Dabei seufzte sie. Maria Jüttner nahm ein Sofakissen, das auf einem Stuhl lag, und preßte es ihr aufs Gesicht. Gleichzeitig schlug das Räuberliebchen Monika der wie ein Brett auf dem Rücken liegenden Jule Blauberg mit der leeren ›Kirsch mit Rum‹-Flasche gegen die Schläfen. Katharina Pleuel fuchtelte noch ein paarmal mit den Armen durch die Luft, dann war auch sie still und atmete ganz leise.
    In der Tür erschien Friedel Bartnow. »Lahme Enten!« zischte sie. Sie half den beiden, die

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