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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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als man ihr das Abendessen brachte. »Nicht mal anständig krank werden kann ick hier …«
    Von diesen Ereignissen unberührt blieb Erika Werner. Sie hörte nur von ihnen, wenn die Beamtinnen untereinander darüber sprachen oder von Block III eine Kranke ins Revier eingeliefert wurde. Dr. Rumholtz kapselte sie ab. Er hatte erreicht, daß Erika ihre Zelle in Block III aufgeben und ins Revier umziehen konnte. Maßgebend für diese Ausnahme war die Rettung der kleinen Lore Heimberg von ihrem Selbstmordversuch.
    Im Besuchszimmer des Krankenreviers saß Dr. Alf Bornholm und blätterte in alten Illustrierten, die auf dem Tisch lagen.
    Er war unruhig. Daß man ihn nicht in das normale Sprechzimmer des Zuchthauses geführt hatte, sondern ins Revier, machte ihn besorgt. Vergeblich hatte er versucht, zu erfahren, ob Erika erkrankt sei oder ob ihr etwas zugestoßen war oder ob sie selbst, vielleicht in einem Anfall von Verzweiflung …
    Dr. Bornholm warf die Illustrierten weg und steckte sich eine Zigarette an. Er fürchtete weniger für die Gesundheit Erikas als für die Möglichkeit, daß sie das Schweigen, das ihn schützte, gebrochen hatte und die Wahrheit gesagt haben könnte. Wenn ihr auch niemand glauben würde, so war es doch unangenehm, neuen Fragen entgegnen zu müssen, Verdachte zu entkräften und alles als eine Ausgeburt eines krankhaften, von der Haftpsychose befallenen Gehirns hinstellen zu müssen.
    »Nervös?«
    Dr. Bornholm fuhr herum. In der Tür stand ein Mann in einem weißen Arztkittel. Er musterte Bornholm mit unverhohlener Abneigung. Beim Betrachten dieses Gesichtes wußte der Besucher, daß hier jemand ins Zimmer gekommen war, der mehr wußte, als er überhaupt befürchtet hatte.
    »Bornholm«, stellte sich Alf vor. Der Mann an der Tür nickte.
    »Ich weiß. Sie sind ja avisiert. Doktor Rumholtz. Ich bin der Anstaltsarzt. Sie wollten die Strafgefangene Nummer 12.456 sprechen?«
    »Fräulein Doktor Werner, ja«, sagte Bornholm verwirrt. »Ist sie krank?«
    »Nein.«
    Bornholm zerdrückte die Zigarette.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie, Herr Kollege …«
    »Ich habe darum gebeten, mich mit Ihnen über Fräulein Werner unterhalten zu dürfen.«
    »Ich wüßte nicht, von Ihnen angesprochen worden zu sein.« Bornholm sah hochmütig auf den Arzt, der noch immer an der Tür stand, regungslos, nur beobachtend.
    »Ich hole es hiermit nach.«
    »Und ich verzichte auf eine Unterhaltung mit Ihnen.«
    »Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.«
    »Dann darf ich also bitte Fräulein Werner jetzt sehen!«
    »Noch nicht. Sie befindet sich in meinem Krankenrevier, und auf meinen Wunsch hin findet die Begegnung hier statt. Sie werden mich also anhören müssen, wenn Sie die Strafgefangene Nummer 12.456 sprechen wollen.«
    »Ich werde mich über Ihr flegelhaftes Benehmen beschweren!« rief Dr. Bornholm. Sein Gesicht rötete sich. Aber in seinen Augen lauerte die Angst. Was weiß er, dachte er. Was gibt ihm die Sicherheit?! Hat Erika gesprochen?
    »Der Beschwerdeweg steht Ihnen frei, Herr Kollege. Es ist auch sinnlos, bei Ihnen an irgend etwas zu appellieren, was mit Moral oder Menschenwürde zusammenhängt.«
    »Ich verbitte mir …«
    Dr. Rumholtz hob die Hand und wischte mit ihr den Satz vom Mund Bornholms. Gleichzeitig kam er in das Zimmer hinein und ging auf den Besucher zu. Bornholm blieb stehen, etwas vorgebeugt, mit geballten Fäusten. Was will er, grübelte er. Was will er bloß? Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, der wuchs und wuchs.
    »Ich möchte Ihnen nur eins sagen, Herr Kollege, damit Sie sich darauf einstellen können: Ich bin überzeugt, daß Erika Werner unschuldig im Zuchthaus sitzt! Und ich werde mit allen Mitteln, die ich zur Verfügung habe, und wenn sie noch so bescheiden sind, dafür sorgen, daß die wahren Hintergründe ans Tageslicht kommen!«
    Dr. Bornholm atmete auf. Der Kloß in seiner Kehle löste sich auf. Er weiß gar nichts, jubilierte er. Er vermutet nur. Erika hat nicht gesprochen.
    »Sie langweilen mich«, sagte er arrogant und steckte sich mit ruhigen Fingern eine neue Zigarette an. »Sie berauschen sich da an einem Geschwätz.«
    »Wir haben Zeit. Drei Jahre sind lang, wenn man sie abwarten muß. Ich bitte Sie, sich zu überlegen, daß ich mich in meinen Handlungen nicht beeinflussen lasse.«
    »Sie drohen mir? Was soll das überhaupt?« Dr. Bornholms Stimme schwoll an. »Ich komme hierher, um meine ehemalige Assistentin zu sprechen und werde von einem so nichtigen Zwerg wie

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