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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Uniformen anzuziehen. Dann deckten sie die beiden ohnmächtigen Gestalten bis zum Hals zu, verschlossen die Hauptwachstube und standen nun in dem spärlich von einer Nachtsparlampe erhellten langen Zellengang. Drei Wärterinnen in schlecht sitzenden Uniformen.
    »Wir müssen sieben Sperren passieren!« sagte Friedel Bartnow leise. »Ich habe mir alles genau gemerkt. Von Hof drei können wir auf das Dach der Wäscherei und von dort zur Straßenmauer. In der Wäscherei liegen genug Bettücher, die wir zu einem Seil knüpfen. Ich lasse euch hinab, und ihr fangt mich unten auf, wenn ich nachspringe. Es ist alles ganz einfach.«
    »Erst müssen wir auf Hof drei sein!« Maria Jüttner musterte das dicke Schlüsselbund, das die Bartnow aus der Hand Berta Herkenraths gerissen hatte. »Ehe du die alle durchprobiert hast, gibt's Alarm!«
    »Immer diese Quatscherei!« Monika Bergner rannte zum Blockausgang. »Wenn man uns erwischt, ist's aus mit der Ruhe! Wir müssen 'raus … oder das Zuchthaus wird wirklich zum Kotzen! Mit Ausbrechern kennen die kein Erbarmen mehr! Die haben auch Kellerzellen hier! Los … 'raus aus dem Kasten. Franz und Willi warten schon 'ne halbe Stunde an der Ecke …«
    Der vierte Schlüssel paßte. Wie Schatten, die über den Mond ziehende Wolken gegen die Mauer zaubern, huschten die drei Frauen die Treppen hinab. Zwei Haupttüren wurden aufgeschlossen … die große Stahltür … Schwitzend bastelte Friedel Bartnow an ihr herum, bis der achte Schlüssel sich knirschend drehte.
    Die Kälte der Nacht schlug ihnen entgegen, aber es war ihnen, als komme der frische Luftzug aus einer anderen Welt.
    Sie rannten an der Hauswand entlang zu der kleinen Hofpforte. Hier paßte der erste Schlüssel. An der zweiten Mauer zum Hof drei probierten sie alle Schlüssel durch. Keiner drehte sich. Monika Bergner lehnte sich an die Wand und verbiß das Schluchzen. Maria Jüttner starrte auf die Hände Friedel Bartnows. Dann faßte sie die eiserne Klinke an und drückte sie herunter. Lautlos schwang das Türchen auf. Wie eine Erscheinung aus Geisterhand starrten die drei Frauen das kleine gähnende Loch in die Freiheit an.
    »Die war ja offen …«, stotterte Monika Bergner.
    Maria Jüttner lachte plötzlich. Sie ging als erste durch das Türchen in den großen Hof drei. Dunkel, mit flachem Dach, niedriger als die Zellenblocks, lag an der Mauer das Gebäude der Wäscherei.
    »Aufs Dach, los!« kommandierte Friedel Bartnow. »An der Dachrinne hoch!«
    Im Block III flammten die Flurlichter auf. Fast im gleichen Augenblick gellte der Sirenenton durch die schlafende Stadt des Verbrechens. Auf und ab heulte die Sirene. In allen anderen Blocks flammten die Lichter auf.
    Alarm! Ausbruch! Alarm!
    Von Block III aus tastete plötzlich der lange, weiße Arm eine Scheinwerfers über die Höfe und Mauern. Langsam glitt er auch auf das Dach der Wäscherei zu.
    »Die Herkenrath ist erwacht!« schrie Monika Bergner. »Hast du die nicht eingeschlossen?«
    »Nein. Ich –«
    »Idiot!« Sie schlug der Mörderin mit der flachen Hand ins Gesicht, dann schnellte sie zur Dachrinne und kletterte hinauf wie eine Katze. Die elegante Maria Jüttner folgte ihr, gewandt schnell, als sei sie immer an Häusern hinaufgeklettert. Zuletzt folgte Friedel Bartnow. Ihr Gesicht brannte von den Schlägen Monikas. Haß trieb sie weiter, unersättlicher Haß. Ich werde sie draußen umbringen, dachte sie. Mich jetzt zu schlagen … jetzt, wo wir die Freiheit sehen …
    Kurz vor der Dachkante erreichte der tastende Arm des Scheinwerfers das Dach der Wäscherei. Eng an die Mauer gedrückt, in einem toten Winkel, ganz im Nachtschatten, lag Maria Jüttner. Monika Bergner kroch in die breite Dachrinne und schmiegte sich in sie hinein, als sei sie ein Stück Abfall, das der Regen gleich wegschwemmen würde. An der Hauswand, nur einen Griff bis zum Dach entfernt, hing noch Friedel Bartnow an dem Abfallrohr.
    Monika Bergner krallte die Finger. Sie wußte: Wenn jetzt der Kopf Friedels im Scheinwerfer auftauchte, und er mußte beim nächsten Kletterzug auftauchen, war alles verloren. Rücksichtslos ballte sie die Fäuste und hieb auf die Finger, die immer wieder zur Dachrinne griffen.
    »Du Aas!« brüllte Friedel Bartnow. »Du Hure! Du Miststück! Laß mich hoch! Laß mich hoch!«
    Der Scheinwerfer glitt weiter, über das Dach der Wäscherei hinweg zur Wand von Block VI und über die anderen Mauern.
    In der Dunkelheit beugte sich Monika Bergner vor. Sie starrte über die

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