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Dr. Ohio und der zweite Erbe

Dr. Ohio und der zweite Erbe

Titel: Dr. Ohio und der zweite Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Stichler
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dich ist. Tja, und jetzt, wo ich mich in diesem Traum ganz gut eingelebt habe, wird er Wirklichkeit.“
    „Ich habe nie gesagt, dass du der Richtige bist“, erwiderte Brigitte scharf.
    „So war es nicht gemeint. Aber du wirst nicht leugnen, dass du in den letzten paar Jahren nicht mehr so glücklich warst. Oder?“
    Brigitte schwieg.
    „Wie dem auch sei“, fuhr Dr. Ohio fort. „Ich glaube, es ist gar nicht schlecht, wenn ich ein paar Tage weg bin. Für dich bin ich an der ganzen Sache mit dir und Heinz natürlich gar nicht so sehr beteiligt. Aber für mich ist das trotzdem etwas Einschneidendes.“
    Er packte die Hemden in die Tasche und sie gingen ins Wohnzimmer.
    „Und außerdem ...“ Dr. Ohio schenkte ihr Kaffee nach. „Außerdem geht es ja tatsächlich um Höpfners Neffen. Ich habe wirklich Hoffnung, dass ich ihn finden werde.“
    „Sicher“, sagte Brigitte spitz, und es klang vielleicht ein wenig giftiger, als beabsichtigt. „Deshalb muss auch unbedingt die Gehülfin mit.“
    Dr. Ohio grinste.
    „Sie hat es mir angeboten. Und sie spricht sehr gut Französisch, während ich gerade mal einen Kaffee bestellen kann.“
    „Ich spreche auch ganz gut Französisch“, sagte Brigitte schnippisch.
    Dr. Ohio sah sie ernst an und holte tief Luft.
    „Ja, ich weiß. Aber vor einer Minute hast du mir gesagt, dass ich auch nicht der Richtige für dich bin ...“
    „Ich habe nur gesagt, dass ich nicht gesagt habe, dass du der Richtige bist“, unterbrach ihn Brigitte.
    „Wie auch immer. Vor ein paar Jahren, vor ein paar Monaten, wahrscheinlich auch noch vor ein paar Tagen wäre ich glücklich gewesen, wenn du mit mir nach Frankreich gefahren wärst. Aber jetzt ist es vielleicht ganz gut, wenn ich wegfahre. Und wer weiß, was geschieht, wenn ich zurückkomme.“
    Brigitte sah ihn an und es war unmöglich für ihn herauszufinden, was sie dachte. Sie sah immer noch mitgenommen aus, hatte etwas zu viel Schminke aufgetragen. Sie war am Überlegen, was sie tun sollte, logisch. Yoga, Schwimmen oder Joggen? Auf jeden Fall mehr frische Luft und früher ins Bett gehen. Mehr auf sich achtgeben. Und trotzdem endlich mal wieder ausgehen, ins Kino, Theater, in Bars und Kneipen, so wie früher. Alle diese Dinge, die man sich ausdenkt, wenn man sein Leben ändern will und nicht mehr ganz jung ist.
    All die Klischees, vor denen sie sich gefeit gefühlt hatte, erwischten sie jetzt doch noch. Aber Ohio war sich sicher, dass Brigitte ihren Weg finden würde, und dass es, wie immer, der Beste für sie sein würde. Wenn jemand das schaffte, dann sie. Er fragte nicht nach Heinz und wie es wohl weitergehen würde. Er spürte auf einmal ganz deutlich, wie froh er war, seine Koffer packen zu können.
    Am Abend vor seiner Abreise rief Ohio bei Dr. Laudtner an.
    „Dr. Laudtner, ich habe eine Spur“, sagte er.
    „Nicht möglich“, sagte Dr. Laudtner, und Ohio bemerkte eine gewisse Atemlosigkeit, mit der der Anwalt am anderen Ende auf weitere Informationen wartete. „Und?“, fragte er schließlich.
    Dr. Ohio erzählte ihm so knapp wie möglich, dass er den zweiten Neffen in der Champagne vermutete. Murnach hätte ihm den Hinweis gegeben. Dr. Laudtner versuchte dieses Mal vergeblich, ihn zu überzeugen, dass er doch die Sache in die Hand nehmen könne.
    „Dr. Ohio, lassen Sie mich das erledigen. Das ist doch ein Kinderspiel für mich. Und für die Kanzlei. Sie brauchen sich wirklich keine Umstände zu machen.“
    „Ach, lassen Sie. Sie haben schon so viel getan. Und ich habe das Gefühl, dass ich es Höpfner schuldig bin. Außerdem tut es mir ganz gut, mal rauszukommen, Dr. Laudtner“, sagte Dr. Ohio amüsiert und stellte sich das Gesicht des Anwalts vor, der wahrscheinlich fieberhaft nachgrübelte, wie er ihn von der Reise abbringen könnte. Er war gespannt, ob die Buschtrommeln zwischen ihm und Värie Wieri wieder so gut funktionieren würden wie das letzte Mal.
    Er wäre nicht so amüsiert gewesen, wenn er geahnt hätte, was Dr. Laudtner und Wieri bei ihren Grübeleien austüfteln würden.

9
    Durch grüne Hügel
blitzt von weit her schroffer Fels
im Dunst des Mittags
    In der spärlich durch ein gelbes, flackerndes Bahnhofslicht erhellten Nacht stieg ein schmaler Mann aus dem Vorortzug. Der Wind zerrte augenblicklich an dem kleinen Rucksack, den er in der Hand trug, und riss wild an seiner Jacke. Schwankend unter dem Ansturm der aus den Bergen herabfallenden Böen stand er einen Moment da und kniff die Augen zusammen. Wie eine

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