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Dr. Ohio und der zweite Erbe

Dr. Ohio und der zweite Erbe

Titel: Dr. Ohio und der zweite Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Stichler
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ganze Hof abgebrannt.“
    Boris sah ihn bedrückt an und schüttelte den Kopf.
    „Na ja“, sagte Dr. Ohio leise. „Das ist leider nur die halbe Wahrheit. Wenn wir nicht gewesen wären, dann wäre Ihnen das wahrscheinlich gar nicht passiert.“ Und als Adler ihn verständnislos ansah, fuhr er fort: „Vor allem müssen wir die Polizei verständigen. Das war Brandstiftung. Ich glaube, wir sind Ihnen eine Erklärung schuldig.“
    Die Adlers waren noch gar nicht richtig zur Besinnung gekommen, um über die Ursache des Brands nachzudenken. Aber überall waren Scherben und Reste von Wieris Gebräu zu finden, und daraus auf Brandstiftung zu schließen, war nicht schwer. Auch die Feuerwehrleute bestätigten das mit einem Blick.
    Dr. Ohio stand betreten neben dem großen, wuchtigen, fassungslosen Adler und berichtete ihm in groben Zügen die Ereignisse der letzten Tage, die sie nach Büchelberg geführt hatten. Adler schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf.
    „Ja, aber ...“, sagte er und brach wieder ab. „Wie kann man denn ...“ Er wusste nicht, was er von der Sache halten sollte. Ohio war die ganze Angelegenheit unsagbar peinlich. Es war unverantwortlich von ihnen gewesen, fremde Leute in ihre Angelegenheiten zu ziehen. Aber er hätte im Traum nicht daran gedacht, dass Wieri sie so schnell ausfindig machen würde. Und er ahnte, dass das nur mit seinem Anruf bei Laudtner zusammenhängen konnte.
    Die Polizei nahm die ganze Reisegesellschaft mit.
    Sie verbrachten eine ungestörte Nacht auf der Polizeiwache in Karlsruhe. Am nächsten Vormittag machten sie ihre Aussage beim zuständigen Kommissar, der sich Dr. Ohio, Erika und Boris getrennt vornahm.
    Dr. Ohio erzählte ihm die ganze Geschichte von Anfang an. Der Kommissar, ein noch junger Mann mit einem offenen Gesicht, einer großen Nase und einem sympathischen Lachen, betrachtete ihn anfangs mit höflichem, höchstens beruflichem Interesse. Aber je länger Ohio berichtete, desto größer wurden seine Augen.
    „Das ist unglaublich“, sagte er, als Ohio schließlich endete, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück.
    „Sollte man meinen“, erwiderte Dr. Ohio trocken. Dann schüttelte er den Kopf. Während sie gestern Nacht den Brand gelöscht hatten, war ihm auf einmal wieder das Bild von Höpfner und dem explodierten Tank in den Kopf gekommen. Er trug einen leisen Verdacht ja schon länger mit sich herum, hatte in den vergangenen Tagen aber nicht mehr daran gedacht. Doch jetzt kam er sich vor wie ein schlafendes Kind, das plötzlich erwacht. Höpfner, Wieri und das Feuer, Ohio konnte es deutlich vor sich sehen, den Defekt, den Augenblick der Explosion, den Körper ...
    „Ja, und ich glaube“, sagte er stockend zum Kommissar, „dass man auch die Umstände von Höpfners Tod unter diesem Aspekt noch einmal neu untersuchen muss. Das Vorgehen Wieris, diese Feueranschläge, das passt alles in ein Muster. Es ist nicht auszuschließen, dass er seinen Chef auf dem Gewissen hat. Ich mag mich täuschen, aber eines ist sicher: Er hat mindestens zwei Anschläge auf Schmidts Leben verübt.“
    Der Kommissar rieb sich seine Nase und lächelte Dr. Ohio an.
    „Nun ja“, meinte er beruhigend. „Wir werden sehen. Darüber müssen Sie mit meinen Kollegen in Tübingen sprechen. Die waren ja mit dem Fall betraut. Jedenfalls haben wir Wieri zur Fahndung ausgeschrieben. Er hat in der Nähe ein Auto gemietet und es bis jetzt noch nicht zurückgebracht. So viel haben wir bereits herausgefunden.“ Er stand auf. „Nach allem, was ich gehört habe, glaube ich nicht, dass es lange dauert, bis wir ihn finden. Ich werde Sie jetzt von meinen Kollegen nach Hause fahren lassen. Dann kann Herr Schmidt seine Angelegenheiten regeln.“
    Dr. Ohio nickte.
    Wieris Mietwagen wurde wenig später in der Nähe von Büchelberg ausgebrannt auf einer Lichtung im Wald gefunden. Zunächst war nicht klar, ob sich jemand im Wagen befunden hatte und mitverbrannt war. Eine Explosion hatte einzelne Teile über die Wiese verstreut. Zum Glück, so die Experten der Feuerwehr, hatte es den Tag zuvor ausgiebig geregnet, ansonsten hätte sich das Feuer vom Wagen über die Wiese wahrscheinlich bis zu den Bäumen gefressen und möglicherweise den ganzen Wald in Brand gesteckt.
    Was hat das Fieber aus ihm gemacht?
    Einen Söldner des Blutes – nein,
    einen Kämpfer Gottes.
    Wieri stapfte geradlinig durch den dunklen Zauberwald und sang in pastoralem Ton beständig vor sich

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