Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
mich richtig glücklich!“
„ Vater?“
„ Nymus?“
Nymus zögerte, ehe er aussprach, was auch schon lange in ihm rumorte: „Habt ihr mich eigentlich gewollt? Oder bin ich nur passiert?“
Tarmak dachte eine Weile nach. Dann sagte er: „Weißt du, Nymus, manchmal hat man sehr geheime Wünsche, die man sich selbst nicht eingestehen will, zumal sie recht unvernünftig zu sein scheinen. So war es bei dir. Deshalb kann man sagen, dass du passiert bist. Und gleichzeitig haben wir dich gewollt.“
Dann hatte Poptlok also doch recht gehabt, als er ihm an jenem Abend, als sie den Schutzstein seiner Mutter besprochen hatten, zu überzeugen versucht hatte, dass seine Eltern ihn, Nymus, im Grunde ihres Herzens gewünscht hatten.
Nun musste noch heraus, was ihn seit geraumer Zeit bedrückte: „Warum seid ihr nicht zusammengeblieben?“
„ Ich war damals schon Schwarzmagier. Und: Einmal Schwarzmagier – immer Schwarzmagier. Ich wollte und durfte weder Cordelia noch dich da hineinziehen“, begründete Tarmak sein Verhalten.
„ Kommst du da wirklich nicht mehr heraus?“, fragte Nymus leise. Sein Magen zog sich zusammen.
„ Nur so, wie es Wolfhard Luktor getan hat“, war die Antwort.
„ Aber der ist doch tot!“, rief Nymus verzweifelt.
„ Eben.“
„ Willst du sterben?“ Nymus rang nach Luft.
„ Wenn ich damit dein Leben retten kann, ja. Denn warum sollten sie dich noch entführen und töten wollen, wenn es mich nicht mehr gibt?“, argumentierte Tarmak. Es tat ihm weh, dass er seinen Plan nicht einmal seinem Sohn verraten durfte. Auch der musste, wenn er seinen Weg in die Freiheit ging, glauben, Tarmak sei gestorben.
„ Aber ich bin doch in Sicherheit. Du selbst hast mir einen Schutzzauber gegeben. Und wenn der wirkt, kann ich wieder in die Schule gehen und wieder normal leben“, versuchte Nymus seinen Vater von dem schrecklichen Vorhaben abzubringen.
„ Ich muss noch darüber nachdenken. Lass uns morgen weiterreden. Der Wächter kommt. Er will was von mir“, beendete Tarmak das Gespräch.
Obwohl Nymus ziemlich aufgewühlt war, lernte er den Schutzzauber, den ihm sein Vater gegeben hatte. Dann wandte er ihn auch sofort an und benannte als Personenkreis die Schwarzmagier, wobei er seinen Vater ausdrücklich ausnahm. Inwieweit der Zauber wirkte, konnte er nicht überprüfen. Der Vater hatte gemeint, dass dieser Zauber eine Weile brauche, bis er effektiv werde. Auch die schwarzen Turmaline benötigten ihre Zeit bis zur vollen Wirksamkeit.
Als Poptlok nach Hause kam, kontrollierte er, ob Nymus die Zauber auch richtig konnte, und lobte ihn, dass er so viel und so gut gelernt hatte. Den Zauber, den Tarmak jenem gegeben hatte, kannte er noch nicht, und kopierte ihn deshalb sogleich von Nymus' Mitschrift.
„ Wenn der den anderen Schwarzmagiern auch nicht bekannt ist, gibt es vermutlich noch keinen Gegenzauber. Dann würde er hervorragend für unsere Zwecke taugen. Du hast ihn schon gelernt und ausgeführt? Ja? Na prima“, freute sich Poptlok.
Und dann tat er etwas Grässliches: Er fragte Nymus Englischvokabeln ab! Poptlok bestand darauf, dass der in Englisch, in Latein und in Mathematik weiterarbeitete, damit er den Anschluss nicht verliere.
„Deine Klasse hat heute eine Mathematikarbeit geschrieben“, erzählte er. „Weil du nicht da warst, hat der Mathelehrer eure Klassenleiterin nach dir gefragt. Ich war gerade im Lehrerzimmer und habe zugehört. Sie hatte bereits die Krankmeldung. Das geht also in Ordnung. Aber sie hat den Mathelehrer gefragt, ob du bei ihm auch so nachgelassen hast. Denn in Englisch, also in ihrem Fach, seist du in den letzten Wochen abgesackt. Eine Fünf, Nymus, solltest du dir nicht erlauben!“
Zawarima kam am Abend später als erwartet. Nymus merkte sofort, dass etwas vorgefallen war.
Sie ließ sich nicht lange bitten, sondern erzählte, während sie gemeinsam zu Abend aßen, von ihrem Sondertermin: „Ich habe heute, am späten Nachmittag einen Anruf vom Stadtkrankenhaus bekommen. Eine Patientin wolle unbedingt entlassen werden. Sie habe behauptet, dass man ihr nur in unserer Praxis helfen könne. Ich wollte natürlich wissen, wer die Patientin sei und worum es gehe. Und was meint ihr, wer sie war?“
„Meine Mutter?“, fragte Nymus ängstlich.
„ Genau. Sie habe ihre Sprache verloren und könne sich nur mehr schriftlich verständigen. Man habe sie auf Schock behandelt, aber sei, was ihre Sprachfähigkeit betreffe, zu keinem Ergebnis gekommen“,
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