Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
sprechen wollen. Es hat ihn schockiert, dass es keinen gab und dass eigentlich niemand etwas über dich wusste. Es war gerade mal bekannt, dass dein Großvater gestorben ist. Aber welches Verhältnis du zu ihm hattest, konnte keiner sagen. Das hat mich, ehrlich gesagt, auch betroffen gemacht. Dass du keinen Freund in der Klasse hast, kann ich verstehen, aber dass du dich keinem mitteilst, also Kameradschaften pflegst, finde ich bedenklich.“
„ Ich glaube nicht, dass sich jemand für mich interessiert. Was soll ich ihnen denn auch über mich sagen? Ich beschäftige mich nun mal mit anderen Dingen als sie“, verteidigte sich Nymus.
Poptlok nickte nachsinnend. „Hoffentlich findest du in unserem Magierkreis Freunde! - Kommissar Wagemut hat dann auch mich befragt. Wann ich dich das letzte Mal gesehen hätte, ob ich glaube, dass du krank seist, wie ich dich einschätzte, ob ich dich in Gefahr wähnte und so weiter.“
„Was hast du ihm geantwortet?“
„ Die Wahrheit natürlich.“ Poptlok lächelte, als er Nymus besorgtes Gesicht mit der gerunzelten Stirn sah. „Das letzte Mal hätte ich dich am Donnerstag gesehen. Das ist heute. Er hat nicht nach dem Datum gefragt und natürlich an den letzten Donnerstag gedacht. Ich habe ihm erzählt, dass du ein zurückgezogener Schüler bist, in meinem Fach Hervorragendes leistest, dass dein Verhältnis zum Großvater sehr intensiv war und ich mir deshalb gut vorstellen kann, dass du auf dessen Tod mit Krankheit reagiert hast. Eine aktuelle Gefahr sähe ich derzeit nicht. Dann hat er sich erkundigt, was ich von deiner Familie wüsste. Ich habe mich natürlich möglichst bedeckt gehalten. Ich habe den Ahnungslosen gespielt und nun meinerseits gefragt, ob mit dir etwas passiert sei. Endlich hat er uns darüber informiert, dass du nicht zu Hause bist und deine Mutter keine Ahnung über deinen Verbleib hat. Das hat deine Klassenkameraden sehr aufgeschreckt. Sie haben, wie der Kommissar, gleich an Andreas gedacht, der ja auch eine Weile verschwunden war. Aber der Kommissar hat sie beruhigt und gemeint, deine Mutter hätte ja keine Vermisstenanzeige aufgegeben, weshalb er nicht von einer Entführung ausgehe, eher davon, dass du versteckt gehalten werdest, um einer Entführung vorzubeugen. - Er hatte also schon mit deiner Mutter gesprochen. Mal hören, was Zawarima berichtet, wenn sie heute Abend heimkommt. Bei ihr war er nämlich anschließend, wie ich über ihre Gedankenbotschaft erfahren habe.“
Nach dem Essen führte Nymus, wie tags zuvor, seinem Paten vor, was er gelernt hatte. Poptlok war zufrieden und ließ ihn die Zauber vom Vortag wiederholen. Dann gab er ihm einige Aufgaben in den wichtigsten Schulfächern, die Nymus eher widerwillig erledigte. Entsprechend schlecht löste er sie auch. Da wurde Poptlok endlich klar, dass Nymus die Regeln, die dahinter standen, nicht begriffen hatte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Englisch- und dann den Mathematik lehrer zu spielen.
Auf einmal schaute ihn Nymus begeistert an. Seine Backen waren gerötet. „Jetzt weiß ich's! Die Aufgaben sind ja total einfach! Warum habe ich das vorher nicht kapiert? Ich hab' nie gewusst, was ich hier überhaupt machen soll.“
Voller Lust ging er an die Arbeit und hatte sie in kürzester Zeit richtig erledigt, so dass er ein Lob von Poptlok einheimsen konnte.
Nachdem sie das Abendessen gerichtet und den Tisch gedeckt hatten, erschien Zawarima. Sie ließ sich müde auf einen Stuhl fallen und schaute mit Wohlbehagen über den Tisch. „Wie herrlich, wenn man nach Hause kommt, sich einfach hinsetzen kann und alles schon gemacht ist! Und mit so viel Liebe!“
Poptlok umschlang sie von hinten und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Wunderbar, dass du mein Reich nun auch als dein Reich anerkennst! Darf ich dieses 'nach Hause' so interpretieren, dass nach unserer Hochzeit dieser Burgfried hier unsere gemeinsame Wohnstatt wird?“
„Oh! Ich habe mich noch nicht festgelegt”, wehrte Zawarima lachend ab. „Aber irgendwie ist der Gedanke durchaus verlockend.“
Sie langte kräftig zu und pries den bunten Salat mit den vielen verschiedenen Kräutern als „Jungbrunnen erster Klasse“. Auch Poptlok und Nymus mundete ihre Komposition in den verschiedensten Rot- und Grüntönen, zwischen denen auch immer wieder weiße und gelbe Farbtöne hervorlugten.
Als sie endlich satt waren, hielt es Nymus nicht mehr aus. „Hast du meiner Mutter meinen Brief gegeben, Zawarima?“
Die nickte.
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