Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
„Damit hast du sie in einen ganz schönen Schrecken versetzt! Sie ist derart blass geworden, dass ich glaubte, schon Erste-Hilfemaßnahmen ergreifen zu müssen. Sie wollte zuerst nicht glauben, was da stand und hat immer wieder gestammelt, dass das nicht sein könne. Ich habe sie gebeten, mir mitzuteilen, was da denn stehe. Da hat sie mir deinen Brief gezeigt.“
„Was hast du ihr denn geschrieben?“, fragte Poptlok, neugierig geworden.
„ 'Liebe Mutti, mir geht es gut. Die Leute sind sehr nett und helfen mir. Ich lerne viel. Ich weiß jetzt, wer mein Vater ist. Viele Grüße ...'“, zitierte Nymus seinen Brief.
„ Oh, das hat ihr wohl zugesetzt, dass du etwas über deinen Vater weißt“, meinte Poptlok.
„ Sie hat gleich schrecklich zu deuten angefangen“, fuhr Zawarima fort. „Wenn Nymus jetzt seinen Vater kenne, dann sei er bereits bei den Schwarzmagiern und werde dort festgehalten. Ich habe lange gebraucht, sie zu überzeugen, dass der Fall völlig anders liegt. Ich habe ihr ein bisschen von deinen Träumen erzählt, Nymus, – hoffentlich bist du jetzt nicht böse – und ihr klargemacht, dass du als Zauberer eine Möglichkeit gesehen hast, mit ihm Kontakt aufzunehmen, und das auch getan hast. Sie wollte mir nicht so recht glauben. Da habe ich ihr von der Hetzjagd nach der Beerdigung erzählt, von der sie selbst vermutet hatte, dass sie etwas mit dir zu tun gehabt hatte. Und habe sie auch an die zwei Schwarzmagier erinnert, die sie tags zuvor nach ihrem Sohn gefragt hatten, was denen nie eingefallen wäre, wenn sie den schon in ihrem Schloss eingesperrt hätten. Da war sie endlich überzeugt.“
„ Und dann?“
Zawarima seufzte. „Dann ist sie in ein tiefes Loch gefallen. Alle ihre Bemühungen, den Vater geheim zu halten, waren mit einem Mal gescheitert. Sie hat sich gefragt, wie es dir nun gehe, nachdem du wüsstest, dass dein Vater Schwarzmagier sei. Und ob du damit überhaupt zurechtkämst. Sie fand es grausam, dass sie in dieser schweren Zeit nicht bei dir sein könne. Sie selbst habe keinerlei Vorstellung davon, wie sich das entstandene Problem lösen lasse. Man könne dich doch nicht ewig verstecken. Und so ging es weiter. Ich habe ihr erklärt, dass wir momentan auf Zeit spielten. Sie solle mich gelegentlich anrufen oder aufsuchen. Ab und zu bekäme ich Informationen über dich, wenn mir auch niemand deinen Aufenthaltsort verriete. Natürlich habe ich verschwiegen, dass mir den keiner verraten muss, weil ich den selbst kenne.“
„O je, meine arme Mutter“, bedauerte Nymus sie. „Ich hab' ja euch. Aber sie hat gar niemanden. Oder ist meine Großmutter mit zurückgekommen?“
„ Nein, das wollte deine Mutter nicht. Deine Großmutter soll in diese Sache nicht hineingezogen werden“, antwortete Zawarima.
„ In der Mittagspause hat dich dann Kommissar Wagemut aufgesucht. Wie ist er auf dich gekommen?“, erkundigte sich Poptlok.
„ Die Entschuldigung für die Schule trägt doch meine Unterschrift. Außerdem war Frau Reinwein gestern bei mir.“ Zawarima zog genervt die Stirn hoch. „Der Mann kann einen ganz schön in die Enge treiben. Zuerst wollte er wissen, wann ich Nymus zuletzt gesehen hätte. Ich wollte nicht lügen und habe den gestrigen Abend genannt. - Wann? - Spät. - Wo? - Privat. - Wo genau? - Daheim. - Warum? - Nachsorge. - Wie geht es ihm? - Einigermaßen. - Was fehlt ihm? - Fällt unter Schweigepflicht. - Dann hat er mir unter die Nase gerieben, dass ich nur Heilpraktikerin sei und deshalb nicht befugt sei, jemanden krankzuschreiben. Ich habe ihm die Gründe genannt. Dabei musste ich mehr verraten als mir lieb war, wie etwa die Entführungsabsicht. Ich musste ihm den letzten Donnerstagabend schildern, wobei ich dich, Poptlok, nicht erwähnt habe. Natürlich fand er es seltsam, dass ich nicht die Polizei gerufen hatte. Da habe ich ihm die Schwarzmagier als eine Art Mafia dargestellt, gegen die die Polizei machtlos sei. Er war mit meinen knappen Ausführungen unzufrieden und hat mir einen weiteren Besuch angekündigt.“
Poptlok runzelte die Stirn. „Er weiß schon zu viel. Wahrscheinlich hat er vorher Frau Reinwein ausgequetscht wie eine Zitrone.“
„Zumindest war von Nymus' Vater nicht die Rede. Das hat Frau Reinwein geheim halten können“, sagte Zawarima erleichtert.
„ Sobald er herausfindet, dass wir miteinander verlobt sind, zieht er mich nochmal durch die Mangel“, befürchtete Poptlok. „Nymus, was ist los? Du schaust so bekümmert auf den Tisch,
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