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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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aus manchen nur einige Kapitel, andere sind Nachschlagewerke, die man hin- und wieder benutzt. - Aber wir Magier nennen uns mit dem Vornamen und sagen 'Du' zueinander. In Ordnung?“
    „Ich kann doch nicht zu einem Professor 'Du' sagen!“
    „ Warum nicht?“
    „ Das passt nicht.“
    „ Gewöhn dich dran!“
    Rodubert zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und holte zwei schwarze, glänzende Steine daraus hervor. Es waren Handschmeichler, die er vermutlich in einem Edelsteingeschäft gekauft hatte. Den einen legte er auf den Tisch, den anderen behielt er in der Hand.
    „Ich spreche den Liebeszauber zuerst“, sagte er.
    Er ließ sich auf seinem ledernen Bürostuhl nieder und schloss die Augen. Seine Gesichtszüge entspannten sich, während sich seine Hand, die er auf den Oberschenkel gelegt hatte, öffnete, so dass der Turmalin sichtbar wurde. Dann begann er, die Verse zu sprechen, laut und deutlich, mit Nachdruck und Kraft. Jedes Wort war wichtig. Keins wurde vernachlässigt, egal ob Verb oder Konjunktion, ob Nomen oder Pronomen, ob Adjektiv oder Präposition, ob Adverb oder Artikel. Als er fertig war, atmete er ein paar Mal tief durch, bevor er den Stein an Poptlok weitergab.
    Der stellte sich mit dem Turmalin auf der flachen Hand so ans Fenster, dass Nymus ihn von der Seite beobachten konnte. Nachdem Poptlok einen langen Blick auf den Sternenhimmel geworfen hatte, schloss auch er die Augen. Sein Atem ging langsam und gleichmäßig. Er ruhte ganz in sich. Endlich begann er. Als er sprach, schienen die Worte lebendig zu werden. Und dann geschah etwas Seltsames: Der Stein begann zu funkeln, immer stärker, bis sich ein Lichtschein um ihn legte, der rasend schnell anwuchs. Und in diesem Schein sah Nymus plötzlich seine Mutter. Ihre Augen waren gerötet, als ob sie geweint hätte. Um ihre Mundwinkel zuckte es verdächtig, als wolle sie gleich wieder damit anfangen. Jetzt schrie sie etwas so schmerzlich, dass Nymus vor Schreck die Luft wegblieb. Von den Mundbewegungen her glaubte er, das Wort „Nein“ zu erkennen, das sie mehrmals wiederholte. Auf einmal glättete sich ihr Gesicht, und sie trocknete sich die Tränen.
    Poptlok schloss mit dem Satz: „Dieser Mensch soll sicher sein.“
    Nach einer Weile öffnete er die Augen. Er reichte Nymus den Stein hin. „Du bist dran.“
    Doch da bemerkte er, dass Nymus so betroffen war, dass der nach Luft rang.
    „Was hast du, Nymus?“, fragte Poptlok.
    „ Habt ihr sie nicht gesehen?“, stammelte Nymus.
    „ Gesehen? Wen?“, wollte Rodubert wissen.
    „ Meine Mutter. Sie ist in dem Licht erschienen, das sich um den Stein gebildet hat.“
    Poptlok sah Nymus aufmerksam an. „Ich hatte meine Augen geschlossen. Erzähl, was du beobachtet hast!“
    Nymus berichtete.
    „ Ich glaube, du bist sehr feinfühlig. Du nimmst Dinge auf, die andere nicht wahrnehmen. Das kann ein Vorteil sein, aber für dich auch sehr belastend“, stellte Poptlok fest.
    „ Ja“, stimmte Rodubert zu. „Mir ist nichts dergleichen aufgefallen. Manchmal ist es aber so, dass man nur im Zusammenhang mit seinen Angehörigen so sensibel ist. - Jetzt weißt du, dass Angst deine Mutter gefangen hält. Du hast allerdings auch gesehen, wie Frieden bei ihr eingekehrt ist. Wir hoffen, diesen Frieden durch den Turmalin zu erreichen. Deshalb musst du, als Angehöriger, jetzt den ersten und wichtigsten Zauber sprechen. Ja, wir haben die Reihenfolge vertauscht.“
    „ Wie soll ich das denn tun?“, fragte Nymus hilflos. „Es geht doch nicht nur um die Worte, sondern auch um die Art und Weise, wie man sie spricht.“
    „ Gut erkannt“, lobte Poptlok. „Stell dir deine Mutter vor. Ganz genau. Denk an das, was dir an ihr wichtig ist. Dann umfängst du sie mit deiner ganzen Kraft und Liebe. Nun bist du soweit, dass du die Verse rezitierst. Jetzt lenkst du deine Aufmerksamkeit auf die Worte, die du deutlich und mit Macht setzen musst. Dabei ist dir klar: Sie gelten für diese eine Person.“
    „ Aber wie hast du das gemacht? Kennst du denn meine Mutter?“, wunderte sich Nymus.
    „ Sie war einmal in meiner Sprechstunde. Da habe ich sie kennen gelernt. Ein wenig habe ich von dir erfahren, und das Telefonat war auch recht aufschlussreich. Das hat für den zweiten Zauber genügt. Für den dritten Zauber, den Rodubert übernommen hat, reicht es, die Person nur vom Hören-Sagen zu kennen“, erklärte Poptlok. „Dann ist die Vorstellung ein wenig anders.“
    Nymus schwieg. Er sah sich, wie er wütend seine

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