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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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Schuhe nach der Mutter geworfen hatte. Und er spürte wieder diese Wut. Die hatte ihn schon so lange begleitet, dass es ihm jetzt schwerfiel, seinen Groll der Mutter gegenüber abzulegen, auch wenn sie ihm vorhin, als sie im Lichtkreis erschienen war, wirklich leidgetan hatte.
    „Was mache ich, wenn ich zornig auf sie bin?“, fragte er deshalb.
    „ Loslassen“, war die einfache Antwort.
    „ Wie lässt man los?“
    Poptlok dachte einen Moment nach. „Warum hast du diesen Zorn?“
    „Weil sie mir nicht sagt, wer mein Vater ist.“
    „ Versuch, sie zu verstehen. Sie hat bestimmt einen triftigen Grund, diesen Mann zu verheimlichen. Vielleicht vertraust du ihr zu wenig“, überlegte Poptlok.
    „ Irgendwann muss sie es mir doch sagen!“, rief Nymus aufgebracht.
    „ Laut Gesetz erst, wenn du 16 Jahre alt bist“, mischte sich Rodubert ein.
    „ Sie vertraut mir nicht, so ist es doch!“, sagte Nymus bitter.
    „ Möglicherweise will sie dich schonen, weil sie dich mit 12 noch für zu jung hält“, meinte Rodubert.
    „ Denk jetzt daran, was du gut an deiner Mutter findest! Denk daran, dass sie dich wollte, dass ....“
    Nymus unterbrach Poptlok heftig: „Das glaube ich nicht! Ohne mich wäre sie viel besser dran.“
    Der aber schüttelte überzeugt den Kopf. „Du wärst nicht da, wenn deine Mutter und übrigens auch dein Vater im Grunde ihres Herzens dich nicht gewollt hätten.“
    Nymus schluckte. Er wünschte sich, Poptlok hätte recht.
    „Komm hierher ans Fenster“, sagte Poptlok und legte seinen Arm um Nymus Schulter, als der neben ihm stand. „Schau in die Sterne. Stell dir vor, wie klein und nichtig wir alle sind mit unseren ganzen Problemen und Problemchen angesichts des riesigen Universums. Wir leben nur so eine kurze Zeitspanne hier. Ist es nicht dumm von uns, dass wir es uns oft so schwer machen? - Komm Nymus, Kopf hoch! Vertrag dich wieder mit deiner Mutter. Sie verschweigt dir deinen Vater doch nicht, um dich zu ärgern! Sie liebt dich doch!“
    Nymus starrte lange in den Nachthimmel. Dann putzte er sich die Nase. Endlich nahm er den Turmalin aus Poptloks Hand.
    „Hilfst du mir?“, fragte er leise. „Ich kann die Verse noch nicht richtig.“
    „ Das bekommen wir schon hin“, sagte Poptlok zuversichtlich.
    Nymus schloss die Augen. Er ließ das Bild seiner Mutter entstehen. Er sah sie in ihrer Traurigkeit, in ihrer Wehmut, aber er erblickte auch ihr Lächeln, ihre Freude über seinen Erfolg bei einem Sportwettbewerb, und er spürte ihre weichen Hände, mit denen sie ihm früher immer den Rücken massiert hatte. Er merkte, wie das warme Gefühl der Zuneigung aus der Tiefe seines Bauches heraufstieg und in das helle Licht der Liebe überging. Er begann mit den Versen. Wie Rodubert und Poptlok vor ihm, versuchte auch er, Wort für Wort voller Kraft klar und deutlich zu setzen. Poptlok musste ihm ein paar Mal helfen. Aber Nymus hatte den Eindruck, dass das nicht schlimm war und die Macht des Zaubers nicht minderte. Als er fertig war, öffnete er die Augen. Der Turmalin lag auf seiner rechten Hand, und es schien ihm, als hätte er gefunkelt und ihm das zufrieden lächelnde Gesicht seines Großvaters gezeigt. Da fiel ihm ein, dass ihn der bei seinem Abschied ermahnt hatte, sich wieder mit der Mutter zu vertragen.
    Er wischte sich die Tränen weg, als er den Stein Poptlok reichte.
    „ In dir steckt mehr, als du ahnst!“, sagte der anerkennend.
    Auch Rodubert lobte ihn und drängte dann zum Aufbruch, da es schon ziemlich spät sei.

In Roduberts und Herzelinds Haus
    Der Tag war schon ein gutes Stück vorgerückt, als Nymus am nächsten Morgen erwachte. Eigentlich hatte er gestern aufbleiben wollen, bis Poptlok und Rodubert zurückkämen. Doch dann war er am Küchentisch eingenickt. Er hatte noch bemerkt, dass Zawarima sich neben ihn gesetzt und ihre Hände auf seinen Kopf gelegt hatte. Da war er in einen wunderbaren, erholsamen Schlaf hinübergeglitten. Er hatte nicht einmal gemerkt, dass ihn jemand in das Bett getragen hatte, in dem er jetzt lag. Er rieb sich die Augen und sah sich um. Die blauen Vorhänge waren noch zugezogen. In ihrem gedämpften Licht erkannte er einen Schreibtisch am Fenster, an dessen rechter und linker Seite Bücherregale aufragten, die allerdings nicht so vollgestopft waren wie die in Roduberts Arbeitszimmer. Es schienen sogar viele Bücher zu fehlen, die einstmals dort gestanden sein mussten. An der gegenüberliegenden Wand erhob sich ein schwerer Holzschrank, der an sein

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