Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
gestellt hatte. Denn damit hatte er dem Zauberer offenbar seine gute Stimmung verdorben. Das tat ihm sehr leid. Er wollte ihn aufmuntern, aber es fiel ihm nichts ein.
Doch Poptlok sprach schon weiter: „Die Hexe Zawarima hat einen Wolf, der sich hier, bei mir, schon ein paar Mal hat sehen lassen. Wie schon erwähnt, haben meine Tiere viel Freiheit. Ich möchte nicht, dass der Wolf eins meiner Schafe reißt. Deshalb habe ich ihm gestern ein Stück Fleisch vorgelegt, damit er das nicht nötig hat und gleichzeitig eine gute Beziehung zu mir entwickelt. Denn dann könnte ich problemlos mit ihm verhandeln und vielleicht würde er ja auch bei Zawarima positiv über mich reden.“ Er seufzte abermals. „Aber der Versuch gestern ist vollkommen fehlge schlagen, wie mir das Eichhörnchen erzählt hat. Die Tiere haben mich für hinterhältig, ja sogar für verbrecherisch gehal ten und geglaubt, ich hätte das Fleisch vergiftet. So ein Unsinn!“
„Oh, das ist aber echt blöd!“, rief Jakob aus.
„Ja, vor allem auch wegen Zawarima. Die hat jetzt wahrscheinlich eine noch schlechtere Meinung von mir als ohnehin schon. Sie war übrigens der zweite Grund, warum ich gestern im Hexenwald war. Ich wollte sie einfach sehen. Ich mag sie und ich verehre sie.“
„Hast du ihr das schon gesagt?“, fragte Jakob.
Poptlok schüttelte den Kopf. „Nein. Denn ich spüre, dass sie mir nicht wohlgesonnen ist. Wenn wir einander begegnen, beachtet sie mich gar nicht. Und auf den Hexen- und Zauberertreffen hat sie nie ein Auge für mich. Letztes Mal habe ich einen Vortrag gehalten, und zwar über ein Thema, das sie auch interessieren müsste. Alle fanden ihn gut. Aber sie hatte nicht einmal zugehört.“ Er putzte sich die Nase.
„Vielleicht solltest du ihr einen Brief schreiben?“
„Das habe ich mir auch schon überlegt. Aber ich glaube, sie würde ihn nicht lesen“, mutmaßte der Zauberer.
Plötzlich lauschte er. „Du, ich glaube, ich hör was, was nicht hierher gehört. Es kommt bestimmt aus deiner Welt. Ich denke, du musst zurück. Weißt du das Wort?“
Jakob nickte.
„Danke für deinen Besuch. Vielleicht kannst du ja nochmal kommen. Ich würde mich freuen.“ Der Zauberer lächelte ihm zu.
Jakob gab ihm die Hand. „Danke und auf Wiedersehen.“ Dann flüsterte er „Solvo“ und stand wieder in seinem Zimmer.
„Hier ist er nicht“, hörte er seine Mutter sagen, die gerade hinausging und die Tür schon hinter sich zuzog.
„Ein Glück, sie hat nichts gemerkt“, murmelte Jakob, rollte das Bild ein und vers teckte es unter seinem Schrank.
Ein Streit um Jakobs Bild
„Wie war's“, fragte Regine ihren Bruder nach dem Abendessen gespannt, als sie zusammen abspülten. „Wo bist du gewesen?“
Sie hatte sich während des ganzen Nachmittags so große Sorgen gemacht, dass sie ihre Theaterrolle alles andere als überzeugend gespielt hatte. Zum Glück hatte die Leiterin gedacht, dass sie mit den Gedanken schon in den Ferien sei. Regines Unruhe hatte sich erst gelegt, als sie nach Hause gekommen war und ihren Bruder wohlbehalten in der Küche vorgefunden hatte. Am liebsten wäre sie gleich über ihn hergefallen mit ihren Fragen, aber da die ganze Familie gemeinsam zu Abend aß, musste sie sich zurückhalten. Sie wollte nicht, dass Mutter und Vater von ihrem Geheimnis erfuhren.
„Ich hab mir natürlich eine Burg gemalt“, strahlte Jakob. „Ich bin ja eigentlich gar nicht so gut im Malen. Es muss an den Farben liegen, dass das Bild so schön geworden ist. Es hat auch richtig Spaß gemacht, mit dem Pinsel Bäume, Steine, Mauern, Zinnen und alles andere zu zaubern.“
„Aber wie war es dort?“, drängte Regine. „Du warst ja sicherlich drin?“
Jakob nickte.
„Und? Was hast du erlebt?“
Jakob zögerte, von dem Treffen mit dem Zauberer zu erzählen. Deshalb beschrieb er ihr zunächst nur den Burgfried, die ausgetretenen Stufen, die Tür und den Türklopfer, den wolkigen Himmel, die einzelnen Sonnenstrahlen.
„War niemand da?“, hakte Regine nach.
Warum sollte er es ihr eigentlich nicht sagen?
„Der Zauberer hat die Tür aufgemacht und mich zum Tee eingeladen“, antwortete er.
„Doch nicht etwa der Zauberer, den du auch auf unserem Bild gesehen hast?“, erschrak Regine.
„Doch, der war es.“
„Um Himmels Willen“, rief Regine und wurde sichtlich blass. „Wie bist du dem denn wieder entkommen?“
„Wieso entkommen? Ich muss doch bloß das Lösewort sagen.“
„Er hätte dich knebeln können oder
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