Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
sonst was Schreckliches mit dir anstellen können, dich zum Beispiel vergiften oder in den Kerker sperren oder beides.“ Regine war vor Entsetzen ganz durcheinander.
„Was hast du denn?“, wunderte sich Jakob. „Der Zauberer war total nett!“
„Der tut nur so! In Wirklichkeit ist er böse! Er wollte gestern die Tiere auf unserem Bild vergiften!“ Regine war richtig laut geworden. Ihr Atem ging schnell vor Erregung.
„Woher willst du das wissen? Er hat mir erzählt, dass ihr das komplett falsch verstanden habt“, verteidigte Jakob den Zauberer.
„Er ist bestimmt ein Heuchler“, schrie Regine. „Er gehört wahrscheinlich zu den Schwarzmagiern. Du weißt doch hoffentlich, was das für welche sind!“
„Schwarzmagier sind böse, das weiß ich.“ Jakob zwang sich, ruhig zu bleiben. Er musste seine Schwester unbedingt beschwichtigen. Sie durfte sich nicht weiter in diese Sache hinein stei gern. Sonst würde sie ihm den Farbkasten nicht nochmal ausleihen. Deshalb fügte er hinzu: „Au ßerdem bin ich hier in der Küche. Mir geht es ausgesprochen gut. Und niemand verlangt von mir, nochmal zu ihm zu gehen.“
„Ich hoffe, du tust das wirklich nicht! Schmeiß doch das Bild weg! Nicht dass es dir aus Versehen passiert.“
Die Mutter steckte den Kopf in die Küche. „Streitet ihr?“
„Nein, nein!“, antwortete Jakob schnell.
„Was für ein Bild sollst du wegschmeißen? Etwa das, das du heute den ganzen Nachmittag gemalt hast? Das ist so schön geworden, dass ich es gerne rahmen würde. Ich hab' es kurz angeschaut, als ich dich gesucht habe.“
„Nein, bloß nicht!“, entfuhr es Regine. Sie schlug sich beschämt die Hand auf den Mund. Was musste ihre Mutter jetzt denken? Bestimmt glaubte sie, dass Regine eifersüchtig sei.
Zwischen den braunen Augenbrauen der Mutter bildeten sich zwei Falten, als sie ihre Tochter strafend ansah. „Aber Regine!“
„Regine hat schon recht“, verteidigte Jakob sie schnell. „Wir haben gerade über das Bild gesprochen und festgestellt, dass es noch nicht fertig ist.“
„Hast du es denn überhaupt schon gesehen, Regine?“
„Äh, ähm.“ Was sollte Regine antworten? Ihre Mutter wusste, dass sie es noch gar nicht zu Gesicht bekommen haben konnte. Denn als sie nach Hause gekommen war, hatte es sofort Abendessen gegeben.
Da trat zum Glück der Vater ein. „Was für ein Bild? Das besondere, von dem mir Mutti vorhin erzählt hat?“, wollte er wissen.
Jakob seufzte. „Also gut, ich zeig' es dir. Moment, ich hol' es schnell.“
Er rannte in sein Zimmer, um gleich darauf mit dem Gemälde zurückzukehren. Eigentlich wollte er es gar nicht vorführen; aber er wusste, dass sein Vater keine Ruhe gäbe, zumal die Mutter es wahrscheinlich schon bei ihm hochgelobt hatte. Zitternd vor Aufregung rollte er es auseinander. Was würde wohl passieren, wenn Vater und Regine es aufmerksam musterten? Verschwänden sie womöglich auch im Bild? Was sollte er dann tun? Regine war klar, wie sie zurückkommen konnte; aber Vater nicht. Da fiel ihm ein, dass er das Lösewort nur laut sprechen musste. Vater würde es hören und nachsprechen. Und schon wäre er wieder da. Doch er hoffte inständig, dass dies nicht passierte, dass beide hier in der Küche stehen blieben.
Sowohl Regine als auch der Vater stießen einen Ausruf des Erstaunens aus, als sie das Gemälde betrachteten.
„Wahnsinn!“ Der Vater traute seinen Augen nicht. „Dieses Eichhörnchen – wie lebendig. Es kommt einem vor, als würden sich die Zweige der Bäume bewegen und als hörte man die Blätter rauschen. Hast du die Burg irgendwo abgemalt? Nein? Absolut gut gelungen!“
Jakobs Unruhe steigerte sich ins Unerträgliche. Warum musste der Vater das Bild so genau anschauen? Je genauer er das tat, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass er ins Bild hinüberglitt.
„Ich wusste gar nicht, dass ich einen so begabten Sohn habe. Dieses Bild ist einzigartig!“ Der Vater klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
Jakob atmete auf. Vater war noch da. Auch seine Schwester war noch da.
„Und das wolltest du wegschmeißen?!“, warf die Mutter Regine vor. Sie betonte jedes Wort, um ihre Empörung über die vermeintlich frevelhafte Haltung der Tochter deutlich herauszustellen.
Regine lief rot an und schaute beschämt zu Boden. Jakob wusste nicht, wie er sie in Schutz nehmen konnte.
„Wegschmeißen?“ Der Vater starrte Regine von oben bis unten an, als ob er prüfen müsse, ob das Mädchen vor ihm
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