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Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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die der Fremde schnell mit einem rotkarierten Taschentuch wegwischte. Noch immer war sein großer Mund mit der vollen Unterlippe vor Erstaunen geöffnet. Die starken Falten, die von der Nase bis zu den Mundwinkeln verliefen, gaben ihm ein ernstes, fast kummervolles Aussehen. Ein lila glänzender Seidenmantel umhüllte seinen großen, stattlichen, aber keineswegs dicken Körper, der leicht gebeugt war. Dieser Mantel erinnerte ihn an den Zauberer auf Regines und Karlis Bild. Aber dort wirkte der viel kraftvoller und schien seine Umgebung aus selbstbewussten Augen zu betrachten und nicht aus den traurigen, melancholischen, die jetzt auf Jakob gerichtet waren.
    Darum fragte Jakob sehr direkt: „Sind Sie der Zauberer?“
    Die Frage verwirrte den Mann offenbar, denn er antwortete erst nach einer Weile mit einer Gegenfrage: „ D e r   Zauberer? Was für einen meinst du denn?“
    Jakob konnte schlecht sagen, „Den aus Regines und Karlis Bild“, denn der Mann wusste davon sicherlich nichts. Deshalb sprach er einfach von dem Wald und der Hexe: „Den Zauberer, der gestern im Wald auf einem Baum gesessen ist. Da waren auch eine Hexe, eine Katze, ein Wolf und eine Eule.“
    „Ach den meinst du! Ja, der bin ich“, lächelte der Mann. „Mein Name ist Poptlok Luktor. Und mit wem habe ich die Ehre?“
    „Äh“, stotterte Jakob, über den Stolpernamen so überrascht, dass ihm die Worte fehlten.
    „Na, hast du deinen Namen etwa vergessen?“, fragte der Zauberer freundlich und putzte sich schon wieder die Nase.
    „Äh, ich heiße Jakob.“
    „Es freut mich, Jakob, dich kennen zu lernen. Leider kann ich dir nicht die Hand geben, denn ich möchte dich nicht anstecken. Ich bin stark erkältet.“
    Poptlok stellte den Abfalleimer ab. „Möchtest du nicht hereinkommen? Es fängt gleich wieder an zu regnen.“
    Er machte eine einladende Geste Richtung Tür.
    Da der Zauberer überhaupt nicht furchterregend wirkte, nahm Jakob die Einladung an. Er schritt neugierig, aber doch auch ein bisschen ängstlich über die Schwelle, denn man weiß ja nie, ob ein Fremder nicht was Böses im Schilde führt.
    Ein großer, sechseckiger Steinraum öffnete sich vor den beiden. Schilfmatten auf dem Boden und an den Wänden nahmen ihm seine Kühle und machten ihn freundlicher. In einige der Schilfmatten waren hübsche Ornamente aus getrockneten Gräsern und Blumen eingearbeitet, was dem Raum noch mehr Heimeligkeit verlieh. Die Matte, die rechts über dem breiten Sofa hing, zog Jakobs Aufmerksamkeit an. Sie zeigte ein großes, kompliziertes Labyrinth. Das wollte er später noch genauer anschauen. Besonders fiel der wuchtige Holzherd in der Ecke hinten links auf, nicht nur wegen seiner Größe, sondern weil er auf metallenen Füßen in der Form von Menschenfüßen stand und von Gestängen eingerahmt war, auf denen Kleider zum Trocknen hingen, und von denen Kräuterbüschel und Zwiebelzöpfe baumelten. Es knackste und knisterte im Ofen, und eine behag liche Wärme strahlte in den Raum. Neben dem Herd gab es eine breite Spüle mit zwei Becken, die in eine lange, aus rohem Holz gezimmerte Arbeitsfläche überging. Die stand voll von verschie denen Töpfen und Gläsern, Reagenzgläsern und Petrischalen, Pipetten und Messbechern. Darüber füllten viele verschiedenfarbige Gläser mit Kräutern und Essenzen die großen Regale. Voller Befremden musterte Jakob das Stehpult mit dem Schreibpapier und dem Füllfederhalter darauf, das in unmittelbarer Nähe zur Arbeitsplatte seinen Platz gefunden hatte, aber so gar nicht dazu passen wollte.
    Poptlok hatte ihn beobachtet. Er erklärte: „Ich muss meine Erkenntnisse gleich aufschreiben. Diese Küche ist nicht nur zur Zubereitung meines Essens da, sondern auch für meine Forschungen. - Aber setz dich doch!“ Er wies mit der Hand auf eine geräumige Sitzecke mit einem achteckigen, aus starkem Eichenholz gefertigten Tisch und acht dazupassenden Stühlen, die mit warmen Wollauflagen zum Ausruhen einluden.
    „Warum wohnen Sie eigentlich hier oben und nicht im Palas unten?“, fragte Jakob, während er Platz nahm.
    „Ach, hier oben finde ich es herrlich. Da hat man einen so schönen Überblick über das Land. Außerdem müsste ich den Palas erst ordentlich renovieren. Ihm fehlen zum Beispiel überall die Fensterscheiben, wie du vielleicht gesehen hast.“
    Der Zauberer putzte sich geräuschvoll, mit elefantenartigen Trompetenstößen, die Nase, knüllte dann das Taschentuch zusammen und knallte es in einen

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