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Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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Jugend war ich sehr ehrgeizig. Wenn wir Hexen- und Zaubererkinder samstags und in den Schulferien Zauberunterricht hatten, wollte ich in dem Fach Zaubermischungen unbedingt der Beste sein. Ich übte und probierte in meiner Freizeit zu Hause alles Mögliche aus. Und da fand ich eine Mixtur heraus, mit der man sich zwei bis drei Stunden unsichtbar machen kann. Ich goss ein wenig über meinen Kopf, und niemand konnte mich mehr sehen. Ich fand es lustig, in die verwirrten Gesichter zu schauen, die nicht wussten, wo ich geblieben war. Sogar unser Hund geriet ganz aus dem Häuschen, als ich vor seiner Nase plötzlich verschwand. Offenbar hatte sich auch mein Geruch verändert. Aber die Nebenwirkungen hatte ich nicht bedacht. Schon beim ersten Mal spürte ich ein unangenehmes Jucken, beim zweiten Mal ein scheußliches Brennen. Doch ich beachtete diese warnenden Anzeichen nicht, zu sehr faszinierte mich die Erfahrung, unsichtbar zu sein. Als ich es das dritte Mal machte, bekam ich fürchterliche Kopfschmerzen mit Fieber. Ich erbrach heftig und musste mich ins Bett legen. Nach zwei Tagen erst konnte ich wieder aufstehen. Da wurde mir  bewusst, dass ich die meisten Haare verloren hatte und meine Kopfhaut blau geworden war. Ich hatte gehofft, dass mit der Zeit das Aussehen meines Kopfes wieder normal würde. Meine Mutter hat alles Erdenkliche versucht. Sie hat Salben hergestellt, Wässerchen, Kräuterauszüge. Aber leider hat alles nichts geholfen. - Na, schau mich nicht so betroffen an! Es gibt Schlimmeres. Die Kopfhaut ist zwar empfindlich geblieben, macht mir aber keine besonderen Beschwerden mehr.“
    „Du hast was von Schülern gesagt. Bist du Lehrer?“, wollte Jakob wissen.
    „Ja. Ich unterrichte an einer ganz normalen Schule Sport und Chemie. Ich habe allerdings nur eine Dreiviertelstelle. Ich muss mir halt ein bisschen Geld verdienen, damit ich leben kann. Ich habe auch ganz normal studiert. Das machen wir Hexen und Zauberer hier so. Nebenzu treffen wir uns mehrmals im Jahr für unsere Hexen- und Zaubererstudien. Meine Schüler wissen nicht, dass ich ein Zauberer bin. Ich hüte mich, ihnen das zu verraten. Aber manchmal zaubere ich ein bisschen, vor allem in Sport. Weißt du, da gibt es so schwerfällige, oft dicke Kinder, die nicht über den Bock springen können, in den Ringen wie Kartoffelsäcke hängen und am Barren rein gar nichts zustande bringen. Das ist sehr niederdrückend für diese Kinder. Da helfe ich ihnen manchmal mit einem kleinen Zauber über den Bock und gebe ihnen Schwung in den Ringen. Du solltest mal sehen, welchen Mut die dann bekommen. Sie fangen an, sich etwas zuzutrauen, werden auch sonst beweglicher, und irgendwann braucht es meinen Zauber nicht mehr. Ja, das ist mein bürgerliches Leben. Es macht mir Spaß. Wichtiger aber ist mein Leben als Zauberer. Wie du siehst, experi men tiere ich viel mit Kräutern und anderen Pflanzen. Ich liebe meinen Garten und meine Tiere.“
    „Du hast auch Tiere? Ich habe gar keine im Burghof gesehen“, wunderte sich Jakob.
    „Meine Hühner und Schafe haben viel Freiheit. Vielleicht waren sie gerade nicht zu Hause.“
    „Wie viele hast du denn?“
    Poptlok musste nicht lange überlegen: „Ich habe fünf Hühner: Henriette, Perlette, Manette, Florette und Redamette. Und fünf Schafe: Salinka, Schulla, Sirana, Sefunda und Schofa. Dazu einen Schafsbock; der heißt Schoko, weil er braun ist. Sie sind alle sehr lieb.“
    Das waren sicherlich Poptloks Schafe gewesen, denen Jakob beim ersten Eintauchen in das Bild begegnet war.
    „Verwendest du die Tiere auch, ich meine, isst du die auch irgendwann mal?“, erkundigte sich Jakob.
    „Essen? Nein. Die Eier der Hühner nehme ich schon. Ich verzehre manchmal welche. Andere brauche ich, um Farben herzustellen oder Cremen. Auch die Wolle der Schafe benutze ich. Du sitzt auf einem Teil ihrer Haare. Schön warm, nicht?“
    „Was hast du eigentlich gestern im Hexenwald gemacht? Ich habe dich auf einem Baum sitzen sehen“, bemerkte Jakob.
    Da legte sich um die himmelblauen Augen des Zauberers plötzlich ein trauriger Schatten, und das helle Strahlen war jäh erloschen. „Das gestern war ein ziemlicher Misserfolg!“ Er seufzte.
    Während des ganzen Gesprächs hatte Poptlok kein einziges Mal schneuzen müssen. Doch jetzt stand er schwerfällig auf, um sich aus der Schublade einer alten Kommode ein frisches Taschentuch zu holen. Er blies lautstark den Inhalt seiner Nase hinein.
    Jakob bereute, dass er diese Frage

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