Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
zufrieden seinen Korb trug, aus dem jetzt eine schmale, lange Schachtel herausragte.
Die Kinder erschraken so sehr, dass ihnen die Farbe aus dem Gesicht wich.
Der Zauberer sah sie an und lächelte. „Habe ich hier zwei Leute bei geheimen Besprechungen überrascht? Keine Sorge, ich will nicht stören. Ich bin schon weg.“ Er schlenderte heiter an ihnen vorbei.
Als er endlich außer Hörweite war, schnappte Regine nach Luft. „Hast du schon mal was von Damaszener Stahl gehört?“, raunte sie.
„Nein. Was Stahl ist, weiß ich schon. Da macht man Sachen draus, die sehr stark sein müssen. Beim Brückenbau verwendet man Stahl. Viele Autos haben Stahlfelgen. Messer werden zum Beispiel aus Edelstahl gefertigt. Aber Damaszener Stahl kenne ich nicht.“
„So wie die geredet haben, muss das ein ganz besonderer Stahl sein“, begann Regine zu berichten. „Also ich kann das jetzt nicht mehr genau sagen, was ich gehört habe. Es waren auch nur Bruch stücke. Ich hab' das ungefähr so verstanden: Das Messer ist aus Damaszener Stahl und uralt. Es ist eine Angriffswaffe, die man im alten Orient geschmiedet hat. Die Krieger haben damit gekämpft. Die Waffe ist stabil, bruchfest und total scharf, weil sie 49mal gefaltet ist – das hab ich nicht kapiert. Anscheinend kann man auch damit ätzen – frag mich nicht wie. Der Griff ist aus schwar zem Ebenholz.“
„Das hört sich ganz schön gefähr lich an“, fand Karli. Er runzelte die Stirn. „Die Frage ist nur, was er damit anfängt. Hat er das Messer gekauft, weil er ein Antiquitäten liebhaber ist? Oder braucht er es für irgendwelche bösen Zwecke?“
„Mir geht die Zahl 49 nicht aus dem Kopf. Irgendwas war 49mal“, sagte Regine und biss sich auf die Lippen. „49 ist eine Quadratzahl. Da steckt sieben siebenmal drin.“
Karli pfiff durch die Zähne. „Sieben mal sieben! Eine magische Zahl. Das müssen wir unbedingt Zawarima erzählen!“
„Jetzt haben wir Poptlok Luktor aus den Augen verloren“, meinte Regine. „Hätten wir ihm nicht noch ein bisschen folgen sollen?“
„Ich glaube, das reicht schon. Komm, wir geh'n!“
Mit dem Wort „Solvo“ kamen sie sicher wieder vor ihrer Hütte an.
Ein Turmalin für Zawarima Marza
„Wie spät ist es? Schon Mittag?“ Karli war ungeduldig.
Regine schaute auf ihre kleine Armbanduhr. „Fast. Wir könnten jetzt zu Zawarima gehen und unser Mittagessen mitnehmen. Ist sie noch nicht da, machen wir, bis sie kommt, einfach unser Picknick in ihrem Garten. Da ist es doch auch sehr schön.“
„Das ist eine gute Idee“, lobte Karli.
Nachdem sie den Farbkasten und ihr Stadtbild zusammengepackt und in die Hütte gelegt hatten, wandten sie sich wieder ihrer Landschaftsdarstellung zu und waren im Nu vor dem Hexenhaus. Abermals krächzte der Rabe. Doch als er die Kinder erkannte, quäkte er freundlich: „Ach, ihr seid das wieder. Zawarima ist noch nicht zurück. Aber ich denke, sie bleibt nicht mehr lange fort.“
„Können wir im Garten nebenan ein Picknick machen?“, fragte Karli.
„Ja, aber nur, wenn ihr nichts zertrampelt.“
Der Garten war von Heckenrosen, Haselsträuchern, von Mirabellen, Weißdorn und Sanddorn eingewachsen. Überall spitzten neugierig die jungen Blätter aus den Blatthülsen und die noch eingefalteten Blüten drängten ihre prallen Hüllen aufzuplatzen, nur die Mirabelle stand bereits in voller Blüte. Auch der Kirschbaum in der hinteren Mitte hatte sein weißes Frühlingskleid ange zogen, allein die drei Nussbäume in den Ecken verharrten noch fröstelnd und nackt. Zwischen den Gräsern sprießten Kräuter, Gänseblumen und vielfarbige Schlüsselblumen. Bienen und Hummeln besuchten sie und saugten ihren kostbaren Nektar. Überhaupt lag ein Summen und Brummen in der Luft, das von friedlicher Lebendigkeit kündete. An der Seite, mit der Rückenlehne zum Haus, war eine Bank aufgestellt. Die Kinder setzten sich und packten ihr Obst und Gemüse aus. Regine suchte im Gras rasch essbare Kräuter heraus, wie Spitzwegerich, Löwenzahn, Nelkwurz, Gänsefingerkraut. Neben den Büschen und Bäumen fand sie Giersch. Sogar der Frauenmantel zeigte sich schon. Sie pflückte von jedem ein bisschen in ihr sauberes Taschentuch.
Gerade als sie mit dem Essen beginnen wollten, hörten sie den Raben kreischen: „Besuch ist da.“
„Hallo Rabax“, erkannten sie Zawarimas Stimme, „wer ist es denn?“
„Die Kinder. Sie sind im Garten.“
Zawarima kam sofort um die Hausecke herum und begrüßte die Kinder
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