Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
Eine Ente schaute ihn strafend an, bevor sie quakend die Flussmitte suchte. Jakob lachte, ja er lachte so laut, dass die Ente sich nochmal umwandte und ihm einen halb verdatterten, halb beleidigten Blick zuwarf.
Als er mittags beschwingt heimkam, verschwand er sofort in seinem Zimmer. Er holte vorsichtig den Stein aus seiner Hosentasche und legte ihn in sein Regal hinter eins der kostbaren Bücher. Er wollte nicht, dass jemand anderer seinen Stein bemerkte. Warum eigentlich nicht? Er konnte sich diese Frage selbst nicht beantworten.
Nachmittags nahm ihn seine Mutter mit in den Tiergarten, wo sie mit einer Freundin verabredet war. Deren Sohn war nur wenig älter als Jakob. Jakob fand ihn ganz in Ordnung. Die beiden Jungen hatten viel Spaß zusammen, besonders am Ende des Rundgangs auf dem abenteuerlichen Spiel platz.
Regine und Karli waren, wie sie ausgemacht hatten, zu ihrer Waldhütte in einem weiter entfernt gelegenen Wald geradelt. Sie machten sich sofort an die Arbeit, ihre Hütte auszubessern. Sie suchten passende Stöcke, Äste und Zweige, die sie mit dünnen Schnüren an dem noch tragfähigen Grundgerüst befestigten. Da das Wetter aber sonnig war und es keinerlei Anzeichen gab, dass es umschlagen könnte, verzichteten die beiden darauf, die Plane überzuwerfen. Sie schlüpften viel mehr sofort hinein und zogen den eingerollten Papierbogen auseinander. Sie machten ihn an den Rändern mit Steinen fest und vertieften sich in das Bild. Sie wollten direkt vor dem Hexenhaus ankommen, was auch sogleich gelang, obwohl es in ihrer Hütte düster war und sie ihre Augen recht anstrengen mussten.
Der Rabe auf dem Dach krächzte aufgeregt, als die beiden plötzlich unter ihm auftauchten. „Was wollt ihr hier? Schert euch weg! Sonst rufe ich den Wolf! Der beißt euch, der zerfetzt euch!“
„Aber Rabax!“, rief Karli hinauf. „Warum denn gleich so böse? Wir sind die beiden Kinder, die schon mal vor ein paar Tagen da waren. Wir haben eine wichtige Nachricht für die Hexe Zawa rima.“
„So, die seid ihr! Ja stimmt. Jetzt erkenne ich euch.“ Der Rabe war beschwichtigt. Er betrachtete die Kinder mit schräg gelegtem Kopf. Dann sagte er: „Zawarima ist aber nicht da.“
„Oh, das ist aber schade!“, stieß Regine hervor. „Wann kommt sie denn wieder?“
„Mittags. Soll ich ihr was ausrichten?“, bot sich Rabax an.
„Nein, nein. Wir kommen dann nochmal“, antwortete Karli.
„Solvo“, riefen die beiden Kinder und fanden sich in ihrer Waldhütte wieder.
„So was Dummes, dass sie nicht da ist!“, ärgerte sich Regine. „Ich glaube, die Neuigkeit über den Zauberer, die wir haben, ist ziemlich entscheidend für sie.“
„Glaubst du wirklich, dass die blaue Färbung seiner Glatze der Beweis ist, dass er Mitglied der Schwarzmagier ist?“, fragte Karli.
„Ganz bestimmt.“
„Und deshalb meinst du, dass der schwarze Schutzstein für Zawarima so unentbehrlich ist?“
„Genau.“ Regine war nach reiflicher Überlegung zu dem Ergebnis gelangt, dass die Hexe den Schutzstein benötigte, der sie vor Poptlok Luktors bösen Machenschaften bewahren sollte. Sie hatte Karli auf ihrem Weg hierher kurz erzählt, was sie am Wochenende erlebt hatte. Karli war über den Schutzstein sehr überrascht gewesen. Auch er hatte nie zuvor ein solches Mineral gesehen. Und dass es eine starke Wirkung hatte, hatte er sofort gespürt.
„Was machen wir jetzt?“ Er ließ seinen Blick über die Stöcke und Pfähle gleiten, die die Wände ihrer Hütte bildeten. „Sollen wir in der Zwischenzeit hier noch was verbessern?“
„Ich hätte Lust, nochmal ein Bild zu malen. Die Farben habe ich dabei. Und Wasser können wir dort drüben an dem Rinnsal holen. Machst du mit?“ Regines Augen leuchteten unternehmungs lustig.
„Ja gut. Warum nicht?“
Regine öffnete ihren Zeichenblock und legte ihn wegen der besseren Lichtverhältnisse vor die Hütte auf den weichen Waldboden, den sie im Herbst mit viel trockenem Laub bedeckt hatten. Nachdem Karli Wasser herbeigetragen hatte, knieten sich die Kinder nieder. Beide nahmen je einen Pinsel, und schon wussten sie, was sie malen wollten. Diesmal war es eine Stadt. In einer Fußgängerzone reihte sich Geschäft an Geschäft: Hier eine Drogerie, dort eine Buchhandlung, weiter hinten ein Schuhfachgeschäft und daneben ein Laden für Geschirr und Töpfe, dahinter ein Kino, ein Antiqui tätengeschäft, eine Reinigung und ein Süßwarenladen. Dann öffnete sich die Fußgängerzone in einen
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