Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
Schwester nicht draufgekommen, was das Bild zeigt“, erzählte Jakob.
„Das ist schon seltsam.“ Poptlok kratzte sich nachdenklich an seiner Glatze. „Warum führen dich alle deine Bilder zu mir?“
„Keine Ahnung!“
„Du hast das Wort 'verhext' gesagt. Ist der Zauberfarbkasten verhext? Will jemand, dass du immer zu mir kommst? Wenn ja, warum? Und wer könnte das sein?“, überlegte Poptlok. „Wie viele Bilder hat deine Schwester gemalt?“
„Eins.“
„Sie ist bei Zawarima gelandet. Ich kann mir noch keinen Reim darauf machen.“ Poptlok biss sich auf die Lippen. „Es wäre interessant zu erfahren, wohin sie gelangt, wenn sie ein zweites Bild malt.“
„Soll ich ihr sagen, dass sie nochmal was malen soll?“, fragte Jakob.
„Ja. Das wäre prima. Und berichte mir dann, was ihr neues Bild darstellt. Vielleicht sagt sie dir sogar, bei wem sie herausgekommen ist.“
„Gut. Ich hoffe, ich kann sie überreden. Aber morgen ist wenig Zeit. Da kommen Oma und Opa. Wir feiern mit ihnen nochmal Regines Geburtstag. Und am Montag will sie sich mit Karli treffen“, berichtete Jakob.
„Frag halt, ob sie nicht nochmal zusammen was malen wollen“, schlug der Zauberer vor.
„Ja, das kann ich machen“, stimmte Jakob zu. Er gähnte.
„Ich glaube, du musst ins Bett“, lachte Poptlok. „Mitternacht ist schon vorbei.“
Jakob nickte und verabschiedete sich von Poptlok.
Ein Zusammentreffen in der Stadt
Am nächsten Tag war Jakob nicht wachzukriegen. Seine Mutter machte sich große Sorgen um ihn. Sie glaubte schon, er sei krank geworden. Aber als Oma und Opa, die gerade angekommen waren, in sein Zimmer spitzten und ihn zum Mittagessen einluden, sprang er freudig aus seinem Bett. Die Kinder mochten Oma und Opa sehr. Die waren Vaters Eltern und wohnten nur eine halbe Auto stunde von ihnen entfernt. So konnten sie sich doch öfters mal sehen. Und das war jedes Mal ein fröhliches Erlebnis. Beim Mittagessen hatten die Kinder den beiden jede Menge zu erzählen, und Oma und Opa hörten aufmerksam zu und fragten nach. Natürlich verrieten Regine und Jakob auch ihnen ihr Geheimnis um den Farbkasten nicht. Die ganze Familie genoss diesen gemeinsamen Tag, der bei einem lustigen Spiel ausklang. Es war schon dunkel, als sich Oma und Opa verabschiedeten. Jakob hatte keine Möglichkeit gefunden, Regine zu einem weiteren Bild zu ermuntern. Auch am Montagmorgen klappte es nicht. Denn sehr zeitig schon war Karli da und holte seine Schwester zu einem Ausflug ab. Da das Wetter so schön war, nahmen sie Essen für ein Picknick mit. Wahrscheinlich würde Regine erst gegen Abend zurückkehren. Mutter machte heute Überstunden ausgleich und war zu Hause. Sonst hätten die Kinder zusammen bleiben müssen.
Jakob beschloss, in den nahen Auwald zu schlendern und sich ein bisschen umzuschauen, was sich in den letzten Wochen so alles verändert hatte. Der Frühling hatte mit solcher Macht die letzten kalten Wintertage vertrieben, dass es bestimmt schon jede Menge Frühjahrsblumen gab. Vielleicht blühten schon die Wildkirschen. Und in den Tümpel wollte er auch einen Blick werfen, wie der Laich sich dort entwickelte.
Als Jakob den Tümpel erreichte, lenkte ihn etwas Glitzerndes, Funkelndes ab. Er wandte sich seitwärts und entdeckte neben einem kahlen Stamm, mitten im jungen Sauerklee, einen seltsam schwarzen Stein, der munter das Sonnenlicht in alle Richtungen warf. Er war etwa so groß wie der Blütenkelch einer Osterglocke. Noch nie hatte Jakob einen so tiefschwarzen Stein gesehen, der so glänzen und blitzen konnte. Bewundernd griff er danach. Als er ihn hochhob, verspürte er plötzlich eine eigentümliche Scheu in sich, und er überlegte einen Augenblick lang, ob er den Stein zurück legen sollte. Doch dann beschloss er, ihn mitzunehmen. Oder vielmehr beschloss der Stein, mit ihm mitzukommen. So schien es Jakob jedenfalls, was ihn ziemlich durcheinander brachte.
Als er weiter durch den Wald streifte, griff seine Hand immer wieder unwillkürlich in die Hosen tasche, in der der schwarze Stein steckte. Der fühlte sich kühl und kantig an, und gleichzeitig verströmte er eine starke Energie, die durch die Hand auf Jakob überging. Eine unbändige Freude durchdrang ihn. Er schrie so laut er konnte einen Frühlingsschrei. Dann rannte er, bis ihm die Puste wegblieb. Dabei sprang er über bemooste Baumstümpfe und über Totholz, sauste durch die neuen Brennnesseln, hüpfte über Schlüsselblumen und blieb endlich am Fluss stehen.
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