Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
Spitzwegerichblatt, kaute ein paarmal darauf herum und legte es schließlich um seinen Mittelfinger. „Warte bitte einen Moment. Ich möchte einen Heilzauber sprechen.“
Poptlok ließ sich auf einer Stuhlkante nieder, schloss die Augen und murmelte einige Sätze, die Jakob nicht verstand. Als er die Augen wieder öffnete und das Spitzwegerichblatt wegzog, war aus dem tiefen, stark blutenden Schnitt eine dünne Narbe geworden.
Jakob starrte mit offenem Mund darauf. „Das ist ja toll! Das würde ich auch gern können!“
Poptlok lächelte.
Endlich rückte Jakob mit dem heraus, was Regine ihm erzählt hatte: „Ich weiß, woher du das Messer hast. Du hast es in einem Antiquitätengeschäft gekauft.“
Poptloks hellblaue Augen wurden groß vor Überraschung.
„Du warst heute in einer Stadt. Da war Stadtmarkt“, fuhr Jakob fort.
„Warst du auch dort?“
„Nein, aber meine Schwester und Karli. Sie haben ein Bild gemalt. Das hat sie in die Stadt gebracht. Da haben sie dich gesehen“, erläuterte Jakob.
„Das ist ja interessant!“, rief der Zauberer. „Es war also wieder ein Bild, das zu mir oder in meine Nähe geführt hat. Auch auf dem ersten Bild bin ich drauf. Ich habe den Verdacht, dass alle Bilder, die jemand mit dem Farbkasten malt, mit mir zu tun haben.“ Poptlok sprang auf und wanderte auf und ab.
Jakob wandte ein: „Aber das erste Bild führt doch in den Wald der Hexe.“
„Ja schon“, entgegnete der Zauberer. „Doch als die Maler zum ersten Mal in das Bild eingedrungen sind, war ich auch dort. Du hast doch selbst gesagt, dass ich auf einem Ast sitze.“
„Ja stimmt“, erkannte jetzt auch Jakob. „Das heißt, du bist auf dem ersten Bild, das Regine und Karli gemalt haben, und du bist auch auf dem zweiten Bild, das sie gemalt haben, nämlich in der Stadt. Mit meinen drei Bildern komme ich sowieso immer zu dir. Mehr Bilder haben wir noch nicht. - Wieso ist das so?“
Poptlok atmete tief. „Ich weiß das auch nicht, Jakob.“ Er runzelte nachdenklich die Stirn. Seine Schritte wurden immer unruhiger. Endlich blieb er am Fenster stehen. „Ob mich jemand mit dem Farbkasten sucht? Warum aber malt dann diese Person nicht selbst die Bilder?“ In einer ruckartigen Bewegung wandte er sich wieder Jakob zu. „Und du weißt wirklich nicht, woher dieser Farbkasten stammt? Hast du nicht wenigstens eine Idee?“
Aber Jakob schüttelte den Kopf. Auch als er ihm seine Adresse nannte, führte das Poptlok nicht weiter.
„Ich kenne keine Hexe und keinen Zauberer, der in deiner Nähe wohnt.“ Poptlok sann noch eine ganze Weile nach, bis Jakob ihn aus seinen Gedanken riss.
„Warum hast du das Messer gekauft?“, wollte der endlich wissen.
Poptlok spürte die Unsicherheit und Angst in der Frage des Jungen. Da verloren seine hellblauen Augen ihren Glanz und wurden traurig. „Ach Jakob! Misstraust du mir schon wieder? Zugegeben, das Messer ist eigentlich ein bisschen groß für die Küche. Aber ich versichere dir, dass ich damit weder Mensch noch Tier zu töten gedenke. Ich hatte es einfach satt, mich beim Kräuter- und Gemüseschneiden immer so abmühen zu müssen. Da habe ich einen Artikel in einer Zeitschrift über den Damaszener Stahl gelesen. Die Messer aus diesem Material sollen besonders stabil und scharf sein. Also genau das Richtige für die Küche. Im Schaufenster eines Antiquitätengeschäfts habe ich zufällig so ein Messer gesehen. Ein altes Messer. Und es hatte Stil. Es hat mir gut gefallen. Da habe ich mich sofort entschieden, es zu kaufen. - Nun sag mal, was hat denn deine Schwester daraus gemacht?“
„Sie hat gesagt, es sei eine Waffe“, berichtete Jakob. „Und es sei ein Zauber darauf, denn in ihm stecke die Zahl 49. Sie hat was gesagt von 49mal gefaltet. Sie glaubt, dass du damit was Fürchter liches anstellen willst. Aber sie weiß noch nicht, was.“
Der Zauberer seufzte müde. „Ich kann mir vorstellen, dass sie mit ihrer Beobachtung gleich in ihr erstes Bild geschlüpft ist, und der Hexe Zawarima alles brühwarm erzählt hat. Die wird ebenfalls was Schlechtes von mir denken.“
„Das kann leicht sein“, bestätigte Jakob. „Die Zahl 49 hat sie vor allem sehr schlimm gefunden, weil das sieben mal sieben ist. Und das soll gefährlich sein. Warum?“
Poptlok erklärte: „Stimmt. Die Sieben ist eine magische Zahl. Aber das heißt nicht, dass jede Sieben etwas Magisches an sich haben muss. Das Messer ist nach der Aussage des Verkäufers tatsächlich 49mal gefaltet,
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