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Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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brücke. Er beschloss, die Umgebung der Burg auszukundschaften und nachher nochmal wieder zukommen. Er betrat den schmalen Pfad, der sich den Burgberg hinunterschlängelte. Rechts und links streckten Büsche und Laubbäume ihre Zweige empor. Inzwischen waren sie fast alle belaubt, denn die letzten Tage hatte sie die Sonne mit Licht und Wärme verwöhnt. Einzelne grau-schwarze Felsbrocken unterbrachen das frische Grün. Teilweise trugen sie eine dunkelgrüne Moosschicht, aus der in einem hellen Farbton dünn und schüchtern neue Pflänzchen sprießten. In der Nähe des Gebirgsbaches stieß Jakob auf eine Kreuzung. Ein Weg führte geradeaus weiter, ein anderer wand sich nach rechts den schäumenden Bach entlang. Nach links ging nur ein schmaler Trampelpfad ab. Jakob entschied sich für den Trampelpfad, der ihn nach einigen Kurven direkt an das reißende Gewässer führte. Große, abgerundete, zum Teil aber auch sehr kantige Gesteins brocken hatten sich im Bachbett abgelagert und bremsten die nach unten hastenden Wasser mengen, so dass die in weißer Gischt sprühten. Ihr lautes Tosen übertönte jeden Vogel gesang. Jakob stellte sich auf einen Felsen und sprang geschickt zum nächsten und so weiter, bis er den Bach überquert hatte. Er folgte dem Trampelpfad weiter und erreichte einen Mischwald. Ein Eichelhäher stieß seinen Warnruf aus.
    „Ich will doch niemanden stören“, rief ihm Jakob zu.
    Der Vogel warnte nochmal lautstark, bevor er davonflatterte.
    Mitten auf einer Lichtung wuchsen drei Eichen. Jakob setzte sich auf einen Stein unter ihren weit ausladenden Ästen und betrachtete die Sonnenstrahlen, die das frische Blattwerk durchdrangen. Ein Specht trommelte in wildem Tempo an einen Baumstamm. Ein Eichhörnchen raschelte im Laub zwischen den Baumwurzeln auf der Suche nach einem im Herbst versteckten Leckerbissen. Dazwi schen ertönte das vielstimmige Gezwitscher der heimischen Singvögel.
    Plötzlich hatte Jakob das Gefühl, als ob sich eine Hand mit langen Fingern langsam und tastend auf seinen Kopf senkte. Vor Schreck blieb ihm fast das Herz stehen. Was war das? Vor seinem geistigen Auge tauchte ein großer, dünner Schwarzmagier auf, der sich an ihn herangeschlichen hatte, um ihn nun mit einer bösen Macht, die aus seinen Fingern strömte, zu verzaubern. Jakob ließ sich zu Boden fallen, um unter der Hand wegzu tauchen. Aber die blieb, wo sie war; sie schien sich im Gegenteil zusätzlich noch an seinen Haaren festzu klammern. Da schrie Jakob auf, holte aus und schlug in einer Rückwärtsbewegung nach der geheimnisvollen Hand, um sie von seinem Kopf zu schleudern. Eine Hand war das nicht. Denn anstatt eines Handtellers spürte Jakob etwas eher Ovales, und die Finger waren viel zu dünn. Er drehte sich um, um zu sehen, was auf seinem Kopf gewesen war, und gewahrte zwischen alten, gelben Grashalmen eine riesige, rot behaarte Spinne, bestimmt so groß wie ein Ahorn blatt. So kam es ihm jedenfalls vor. Sechs ihrer acht schwarzen Augen waren vorwurfsvoll auf ihn gerichtet. Entsetzt sprang er auf. Spinnen gehörten zu den Lebewesen, die keinerlei Anziehungskraft auf ihn ausübten, sondern ihn so ab schreck ten, wie den Teufel das Weihwasser.
    Es knisterte neben dem Stein im trockenen Laub und die Spinne setzte ihre acht langen, staksigen Beine in Bewegung, schnell und immer schneller, und sauste gerade wegs auf ihn zu. Ohne zu über legen wandte sich Jakob zur Flucht. Was wollte dieses eklige Tier von ihm? Als er sich umsah, merkte er, dass es ihm folgte. Jakob steigerte sein Tempo. Die Spinne offenbar auch. Über den Bach würde sie bestimmt nicht kommen, dachte Jakob und raste auf das Gewässer zu. Ein Blick über die Schulter sagte ihm, dass ihm das Tier noch immer auf den Fersen war. Panik ergriff den Jungen. Endlich gewahrte er den Wasserlauf. Ein Sprung – und Jakob stand auf einem Felsbrocken. Und noch ein Sprung und noch einer. Jakob hatte die Mitte des reißenden Gebirgsbaches erreicht. Er schaute sich nochmal um; dabei glitt er unversehens ab und stürzte. Er schlug mit seinem Hinterkopf so unglücklich auf einen Stein, dass er nur noch Sternchen sah. Das eiskalte Wasser packte ihn und zerrte ihn mit sich auf seinem steilen Weg in die Talsenke. Jakob schrie auf. Er war dem tosenden Element völlig ausgeliefert. Einen Moment lang dachte er, wie idiotisch seine Flucht vor der Spinne gewesen war; er hätte nur das Lösewort sagen müssen, und er wäre in Sicherheit gewesen. Als er es jetzt rufen wollte,

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