Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
Müller geglaubt habe, es sei etwas Schreckliches passiert. Es sei doch bekannt, dass umgestürzte Bäume nochmal ihre Lage verändern könnten, besonders wenn sie auf einen anderen gefallen seien. Wenn man dann daneben zum Beispiel nach Kräutern suche, gerate man durchaus in die Gefahr, von einem Zweig getroffen zu werden.
Was mit den anderen beiden Personen sei?
Die seien nahe bei ihr gewesen und deshalb auch verletzt worden. Aber eine heilkundige Person habe sie bereits versorgt. Es sei alles überhaupt kein Problem mehr.
Da die Polizisten nichts Verdächtiges im Wald gesehen hatten, gaben sie sich mit dieser Antwort zufrieden.
Frau Kux atmete auf, als sie wieder davonfuhren.
Nach einem erholsamen Schlaf – Lacrima Kux stellte fest, dass ihr Gästezimmer zum ersten Mal gebraucht wurde – trafen sich Zawarima, Poptlok und Lacrima Kux am späten Mittag zu einer üppigen Mahlzeit in der Küche. Poptlok lächelte seine Mutter an.
„Wie früher“, dachte er, als er sie beim Servieren beobachtete.
Sie hatten sich viel zu erzählen, und ihr Mahl zog sich in die Länge.
„Sag mal, Mutter, wie kam es, dass du auf einmal verschwunden warst?“, wollte Poptlok wissen.
Ihr Gesicht bekam einen traurigen Zug, als sie die Erinnerung zurückrief. Sie begann: „Es war am Abend, bevor ich Wolfhard, deinen Vater, verlassen wollte. Ich hatte meine Sachen schon gepackt und wollte gerade den Teil der deinen in einen Koffer räumen, um den du dich am nächsten Tag sicherlich nicht kümmern wolltest. Da schellte es an der Tür. Zwei Schwarzmagier lehnten grinsend rechts und links des Eingangs. Einer von ihnen war Xekon. Ich hätte natürlich Wolfhard gerufen, wenn er da gewesen wäre, denn ich wusste, was Xekon von mir wollte.
'Meine liebe Lacrima', sagte er. 'Du willst dich also wirklich von deinem Mann trennen?'
Während ich noch überlegte, wie ich ihn mir vom Hals schaffen könnte, sprach er schon weiter: 'Wie wäre es, wenn du zu mir kommst?' Anstatt einer Antwort warf ich einen Verstummungs zauber auf seinen Mund. Das brachte ihn ziemlich in Wut. Sein Kumpel nahm den Zauber freilich sofort wieder von ihm. Ich schaffte es nicht, die Tür rechtzeitig zuzuknallen, denn Xekon hatte schnell seinen Fuß zwischen Tür und Schwelle gestellt.
'Du willst also wirklich nicht? Auch nicht, wenn ich deinen Sohn verfluche?'
Damit glaubte er mich in der Hand zu haben. Doch ich hatte vorgesorgt. Mit lauter Stimme sprach ich den großen mütterlichen Schutzzauber über dich, der dich vor dem Zugriff der Schwarzmagier bewahren würde, und zwar nicht nur, solange ich lebte, sondern auch über meinen Tod hinaus. Ihr wisst ja, dass man diesen Zauber nur in einem Notfall ausführt und dass er wirkt, selbst wenn der Schützling nicht zugegen ist.
Als Xekon merkte, was ich tat, funkelte er mich böse an und sprach gleichzeitig Flüche über mich und dich. So äußerten also zwei Magier gleichzeitig Zauberwünsche, die miteinander im Wider spruch standen. Wie würde das Schicksal entscheiden? Mich verbannte er und was er dir alles Böses wünschte, um mich zu quälen, weiß ich nicht mehr. Es war jedenfalls entsetzlich. Am Ende jedoch war klar, dass sich wegen meines Schutzzaubers keiner seiner Flüche, die er über dich beschworen hatte, erfüllen würde, außer einem, den er an meine Verbannung gekoppelt hatte: der Liebes verhinderungs fluch. Niemals solltest du in der Liebe Glück haben. Das hat mich tief getroffen. Am liebsten hätte ich ihn umgebracht. Doch Xekon war schneller. Er zauberte mir Fesseln um meinen ganzen Körper und einen Knebel in den Mund. Die beiden verwandelten sich in riesige Geier, ergriffen mich an den Schnüren und brachten mich in einen mir völlig fremden Wald, wo sie mich hinter einem Wasserfall ablegten. Ihr hämisches Lachen, als sie sich davonmachten, übertönte sogar das Tosen des niederstürzenden Wassers.“
Zawarima biss sich betroffen auf die Unterlippe, und Poptloks Gesichtszüge wurden wieder hart.
„Ich erinnere mich.“ Poptloks Stimme klang dunkel. „Als ich an jenem Abend nach Hause kam, stand mein Koffer geöffnet in meinem Zimmer. Du hattest schon Unterwäsche hineingelegt. Aber dich habe ich nicht gefunden. Von da an warst du verschwunden.“
Zawarima atmete tief. „Das drückt einem ja richtig die Kehle zu. - Aber was besagte der Ver bannungs zauber genau?“
Lacrima Kux antwortete: „'Lacrima schafft es nie wieder, zu ihrem Mann oder ihrem Sohn Poptlok zu finden. Auch nicht zu
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