Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
sie rennen los, Singer hinterher, aber der alte Mann …
Dr. Landau operiert
I n ihren zerfetzten, blutgetränkten Laborkitteln stürmen die Wissenschaftler in den Raum und stürzen sich auf die beiden Bewacher, die am nächsten am Eingang stehen. Die Uzi eines der Soldaten geht los und feuert ziellos in einem Halbkreis durch den Raum, er trifft sogar einige der Wissenschaftler-Dinger. Die Kugeln reißen große blutige Löcher in deren Körper, aber sie scheinen es gar nicht zu bemerken. Auch neben Singers Kopf und dem des alten Mannes schlagen Kugeln in das harte Felsgestein. Sie ducken sich instinktiv, als ein Regen aus Gesteinssplittern auf sie niedergeht.
Eins der Wesen stürzt sich auf den Toten am Boden und beginnt sogleich damit, seinen Kopf in dessen offene Körpermitte zu wühlen. Singer erkennt Landau wieder, oder vielmehr ist es eine schreckliche albtraumhafte Karikatur des Chirurgen. Jetzt ist er nur noch ein tollwütiges Tier, dessen boshafte Augen aus dem von Blut bedeckten Kopf zu quellen scheinen, leuchtende Elmsfeuer der sadistischen Zerstörungswut.
In dem Moment, in dem das Landau-Wesen seine Zähne in den schutzlosen Hals des nächsten Soldaten schlägt, wirbelt Singer herum, schiebt den Alten in den Gang und sich selbst hinterher. In der Bewegung sieht er, dass die Wesen den Soldaten in einer Lache seines eigenen Erbrochenen niedergemacht haben, aber er zuckt noch – Gott, sein Bein zuckt noch, als versuche er sich zu wehren, wo er doch längst tot sein muss …
Eine Klaue fällt schwer auf Singers Schulter und hält ihn fest, dreht ihn mühelos herum und er starrt in das von Pusteln übersäte Gesicht Landaus, des Chirurgen außer Dienst. Das blutverschmierte Maul verzerrt sich zu einem ekelhaften Grinsen und dann sagt er mit einer schleppenden tonlosen Stimme, so als würden seine Stimmbänder diese Art der Benutzung erst lernen müssen:
»Atlantäer. Es will mit dir reden, Atlantäer. Du musst zu ihm gehen.«
Dann kommt dieses grinsende Maul auf ihn zu und der Gestank, der ihm aus dem Rachen des Wesens entgegenschlägt, lässt seine Eingeweide sich schmerzhaft zusammenkrampfen. Es ist der Gestank aus dem Maul eines Hais, der Gestank halbverdauten, rohen Fleisches und gerinnenden Blutes.
»Geh nun, Atlantäer!« Damit lässt das Landau-Wesen ihn unbegreiflicherweise los und glotzt ihm aus stumpfen, schwarzen Augen hinterher. Es sind die Augen eines Leichnams.
Und Singer rennt.
Er sprintet den Gang entlang, nimmt nur am Rande wahr, dass die wütende Orgie des Schlachtens hinter ihm unvermindert weitergeht, sich die Schmerzensschreie der niedergemetzelten Soldaten mit dem sadistischen Triumphgeheul ihrer Folterer vermischen. Und dann, als die Schmerzenslaute hinter ihm allmählich leiser werden, hört er die Schritte in seinem Rücken.
Die Meute rast heran.
Er sieht die metallene Leiter vor sich, in beinahe greifbarer Nähe. Und er sieht den Alten am Fuß dieser Leiter, vom grellen Licht der Lampe beschienen, das den weißen Haarkranz um seinen Kopf wie eine Aura aufleuchten lässt. Oder wie einen Heiligenschein.
»Die Kinder sind … oben, und jetzt mach, dass du … hier raus kommst«, presst der Alte keuchend hervor.
»Du musst … musst zumachen, wenn du … oben bist, hörst du?«
Singer will den alten Mann unter dem Arm packen, schiebt ihn auf die Leiter zu, doch dann fällt ihm auf, dass etwas mit Alois Suter nicht stimmt. Er strauchelt, fällt. Rappelt sich auf die Knie und wieder auf seine Beine. Unsicher, wankend. Er stößt Singer fort, auf die Leiter zu. Im vergehenden Licht der elektrischen Lampe begreift Singer endlich, dass der Bewacher den Alten doch erwischt hat. Rote Blumen erblühen auf dem weißen Wollstoff seiner Strickjacke in Bauchhöhe und seine Hand entgleitet
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