Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
identifiziert, sich aber mit seiner Erkenntnis bewusst zurückgehalten. Nun erkannten ihn auch ein paar der erfahreneren Soldaten als den Pesthauch einer Gruft, in der menschliche Körper verrotten.
Ein jüngerer Soldat aus Murnauers Truppe drehte sich ruckartig zur Wand und eine Weile erfüllten heftige Würgegeräusche die Stille der unterirdischen Grabkammer. Niemand kümmerte sich weiter um den Jungen, während dieser sich die Seele aus dem Leib kotzte. Singer ging auf den Soldaten zu, um ihn zu stützen, doch dieser schlug seine Hand wütend weg, offenbar tief verletzt in seiner verzerrten Auffassung von Männlichkeit und Ehre, während ihm gelbliches Erbrochenes unter der Maske hervorquoll und sich auf seiner Uniformjacke verteilte.
Zwei Soldaten nahmen nun am Spalt Aufstellung und lugten mithilfe starker Taschenlampen, die sie auf die Läufe ihrer Uzis geclippt hatten, vorsichtig in den Sarkophag. Nach einem Moment wandten sie sich ab und Murnauer zu. Singer empfand es als Gnade, dass er ihre Gesichter durch die Gummimasken nicht sehen konnte. Ihre Augen, die weit aufgerissen durch die Gucklöcher ihrer Masken starrten, genügten ihm vollauf.
»Noch mehr davon, wahrscheinlich zivil. Ist aber schwer zu erkennen«, kommentierte die verzerrte Stimme eines der Soldaten das Gesehene und Murnauer nickte ungerührt. Fast so, als ob er genau das erwartete hatte. Als ob das alles Teil seines Plans war, den nur er verstand.
Dann knipste Murnauer seine eigene Taschenlampe an und schaute ebenfalls in den steinernen Sarkophag. Entweder nahm er den beißenden Gestank nicht wahr oder es störte ihn nicht weiter, denn er hielt seinen Kopf ziemlich lange über den schwarzen Stein und schwenkte langsam seine Taschenlampe hin und her. Als er damit fertig war, kramte er ein kleines elektronisches Gerät heraus und tippte darauf herum, dann machten seine Leute weitere Fotos vom Inneren des Sarkophags. Er hieß die Soldaten, den Steindeckel wieder in seine ursprüngliche Position zurückzuschieben, was diese mit deutlichen Anzeichen der Erleichterung taten, auch wenn es zusätzliche und nicht unerhebliche Anstrengung bedeutete.
Inzwischen hatte Murnauer die Vorhut schon weitergeschickt, in den nächsten Raum. Diese kehrte nun zurück, aus dem gegenüberliegenden Gang trat ein Soldat auf die Gruppe zu und erstattete Murnauer leise Bericht.
Singer hörte nur Murnauers Stimme, fern und metallisch verzerrt durch den Filter seiner Maske. »Noch mehr?«, ließ sich dieser vernehmen und fragte dann: »Und die Wissenschaftler?«, woraufhin der Soldat mit den Schultern zuckte. Dann drehte er sich zu zwei seiner Leute um und deutete auf Singer. »Ihr wartet hier und passt mir auf die da auf. Keine Sekunde aus den Augen lassen! Der Rest mit mir!«
Der alte Mann lehnte an einer der Wände und tat ein paar angestrengte Atemzüge. Singer lief hin und stützte ihn. Mit einem Mal kam ihm der hünenhafte Bergwanderer wie ein dürrer, alter Tattergreis vor und Singer bereute zutiefst, ihn in diese Geschichte hineingezogen zu haben. Andererseits: Hatten sie denn jemals eine andere Wahl gehabt, als sich an jeden noch so dünnen Strohhalm zu klammern?
Die beiden zurückgelassenen Soldaten ließen nach ein paar Minuten die Läufe ihrer Uzis ein wenig sinken, sichtlich froh darüber, nicht mit den anderen in den Nebenraum gegangen zu sein. Die Schritte der Soldaten, die Murnauer begleiteten, verhallten rasch in dem steinernen Gang, offenbar waren sie inzwischen tiefer in den Fels vorgedrungen. Dann waren sie plötzlich nicht mehr zu hören.
So verharrten sie alle eine Zeit lang, während Singer angestrengt über ihre Fluchtmöglichkeiten
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