Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
nicht, dass der Junge einfach weitergrinste, während er auf das große Altarkreuz stierte. Und nun hatte sich eindeutig etwas Krankhaftes in sein Lächeln geschlichen.
Als Singer bei dem kleinen Fenster neben der Tür ankam, fiel ihm auf, dass er Lenas Frage gar nicht beantwortet hatte. Die Frage nämlich, ob alles gut werden würde.
Querelen
D ie Dorfbewohner, die immer zahlreicher zusammengeströmt waren, wurden allmählich unruhiger. Inzwischen hatten sich über zwei Dutzend Menschen in einem losen Halbkreis vor dem Eingang zur Kirche versammelt, und das waren nur diejenigen, die Singer von seinem Posten am Fenster aus sehen konnte. Die gesamte Bevölkerung des Dorfes, so schien es, war auf schwankenden Beinen vor der Kirche zusammengeströmt.
Immer wieder vollführten sie zuckende Gebärden und krümmten sich wie unter Schmerzen zusammen, reckten die Hälse und streckten ihre verkrümmten Hände zum Eingang der Kirche hin. Und sie begannen, Geräusche zu machen. Sie jaulten, brabbelten, murmelten und schrien hin und wieder leise auf. Doch alles, was sie von sich gaben, waren unverständliche Laute.
Und dann passierte etwas mit der brünetten Frau in dem geblümten Negligé, die bisher genau wie die anderen zur Kirche hinübergestarrt hatte. Sie blinzelte, schüttelte sich und schaute sich schließlich um, verwirrt und orientierungslos. Singer hatte den Eindruck, als erwache sie aus einem tiefen Schlaf.
Ihre Hand fuhr nach vorn und traf mit voller Wucht das von Geschwüren übersäte Gesicht des Pastors. Eine ockerfarbene Flüssigkeit spritzte aus dem dichten Feld der Pusteln, die seine gesamte rechte Gesichtshälfte bedeckten. Der Mann stieß einen wütenden Grunzlaut aus, dann fuhr er vollends herum. Seine dürren Arme schossen vor, packten die Frau bei den Haaren und zogen ihren Kopf in einer einzigen kraftvollen Bewegung zu sich heran und herunter. Als sie gebeugt und taumelnd vor ihm zum Stehen kam, riss er sein Knie nach oben und trat der wehrlosen Frau ein paar Mal mit voller Wucht in den Unterleib.
Der letzte Tritt riss sie von den Beinen – der Pastor ließ ihr langes Haar los und sie krachte vor ihm auf den Boden. Sie öffnete den Mund, wie um zu schreien, aber dazu kam sie nicht. Der Schuh des Pastors fuhr auf ihren Hinterkopf herab, und mit solcher Wucht, dass er ihr das rechte Jochbein brach und ihre Nase zu einem blutigen Klumpen plattdrückte. Er trat erneut zu und entfernte damit die meisten ihrer Schneidezähne, die in winzigen Stückchen in ihren blutigen Rachen rieselten wie ein kleines, kalziumhaltiges Schneegestöber. Alles, was danach aus ihrem Gesicht kam, waren Unmengen Blut, kleine Knochensplitter und leise gurgelnde Laute, die im Schnee versickerten. Aber nicht für lange.
Der Pastor packte die Frau erneut am Haarschopf und riss sie nach oben, sodass Singer ihr zerstörtes, blutendes Gesicht sehen konnte. Fast so als wolle der Pastor, dass Singer es sah, alles ganz genau erkennen konnte.
Die Frau lebte noch, aber ihr Widerstand war nun merklich schwächer geworden. Der Pastor hielt sie mühelos an seinem dürren Arm vor sich, wo sie einen Moment baumelte wie eine zu groß geratene Stoffpuppe. Ihr Kopf hob sich und sie keuchte und hustete Blut auf ihr Nachtkleid und in den Schnee zu ihren Füßen.
Der Pastor biss zu. Mit einer einzigen Bewegung fuhr sein weit geöffneter Mund nach vorn und biss beherzt in den Oberarm der Frau. Und nun schrie sie – stieß spitze, unnatürliche Laute aus, während sie sich unter dem festen Griff des Pastors vor Schmerzen krümmte. Der Kopf des Mannes ruckte zurück. Unterhalb der Schulter der Frau fehlte ein großes Stück, dass er mit hastigen Kaubewegungen herunterschlang. Blut sprudelte in einem breiten Strom aus der weit
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