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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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rück­wärts, wenn sie ver­such­ten, sich ihm auf mehr als einen Me­ter zu nähern. Sie ver­such­ten es trotz­dem wei­ter. Ihr Hun­ger nach Grau­sam­keit und Schmerz war ein­fach zu groß. Sie wa­ren ab­sto­ßend und bei­na­he mit­lei­der­re­gend in ih­rer ver­zwei­fel­ten Geist­lo­sig­keit, aber das, was in ih­ren Au­gen war, hat­te jeg­li­che Mensch­lich­keit ver­lo­ren.
    Sin­ger ging ge­mes­se­nen Schrit­tes zu­rück in das Kir­chen­schiff, mit­ten durch die in­fi­zier­ten und be­ses­se­nen Dorf­be­woh­ner, de­ren gei­fern­de, blau-wei­ße Mas­se er teil­te wie Mo­ses einst das Rote Meer. Mühe­los. Sie streck­ten ihre Klau­en nach ihm aus, hung­rig und see­len­los. Und konn­ten sich ihm doch nicht nähern. Noch nicht. Sei­ne Hand fum­mel­te am Reiß­ver­schluss der Ta­sche, die er wie einen Ruck­sack auf dem Rücken trug, öff­ne­te ihn ein Stück, glitt hin­ein und fand schließ­lich, was sie such­te.
    Er er­tas­te­te das har­te Plas­tik des klei­nen Schal­ters und muss­te an einen an­de­ren Film den­ken. Einen, den er als Kind gern an­ge­schaut hat­te. High Noon , ein al­ter Wes­tern-Klas­si­ker in Schwarz-Weiß aus längst ver­gan­ge­nen Zei­ten. Die Ruhe und Läs­sig­keit, wel­che die Hel­den sol­cher Fil­me auch in­mit­ten hit­zigs­ter Feu­er­ge­fech­te aus­strahl­ten, hat­te ihn da­mals schwer be­ein­druckt. In die­sen Mo­men­ten, kurz be­vor die Höl­le aus Blei los­brach und es blaue Boh­nen reg­ne­te, blie­ben sie ru­hig und ge­fasst wie Ma­schi­nen. Ei­ser­ne Her­zen in ei­ner Brust aus Stahl. Kein Wim­pern­zucken, bis es vor­bei war. Und wenn sie star­ben, dann stets in Wür­de.
    Ganz so, als ob es im Ster­ben eine Wür­de gäbe.
    Aber das wa­ren nur Schau­spie­ler in ei­nem al­ten Film. Das hier war echt. Auf eine ab­sur­de Wei­se be­ru­hig­te ihn der Ge­dan­ke und er be­gann zu lächeln. Sein Puls war gleich­mäßig, ru­hig und ge­fasst.
    Er wuss­te, dass ihm die Ma­rio­net­ten des Draakk nicht auf die Pel­le rücken wür­den, bis er vor dem We­sen stand und es mit ihm ge­spro­chen hat­te. Oder wie auch im­mer die­se Ab­scheu­lich­keit zu kom­mu­ni­zie­ren pfleg­te. Der Draakk wür­de ihn über sein An­ge­bot, das er ihm men­tal über­mit­telt hat­te, nach­den­ken las­sen wie ein er­fah­re­ner Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, so­viel war klar – Hey, kein Druck hier, Mann. Aber im­mer­hin geht es um die Be­herr­schung des Uni­ver­sums – sind Sie si­cher, dass Sie so eine Ent­schei­dung erst mit Ih­rer Frau be­spre­chen müs­sen? Sin­ger spür­te, wie ein ir­res Ki­chern in sei­ner Keh­le auf­s­tieg.
    Sein Lächeln ge­fror, als er sah, was sie mit Chris­ti­an ge­macht hat­ten. Noch be­vor Sin­ger die Mit­te des Kir­chen­schiffs er­reicht hat­te, wa­ren die Dorf­be­woh­ner zu dem be­nom­me­nen Jun­gen und sei­ner to­ten Schwes­ter ge­stürmt, al­len vor­an ihr Va­ter, der schreck­lich ents­tell­te Pa­stor. Chris­ti­an wur­de von zahl­rei­chen Hän­den hoch­ge­zerrt und erst jetzt wur­de Sin­ger be­wusst, dass die­ses un­un­ter­bro­che­ne hohe Heu­len nicht von ei­ner Alarm­si­re­ne, son­dern aus dem Mund des Jun­gen stamm­te, es war der ver­zwei­fel­te, grei­nen­de Sings­ang des Wahn­sinns. Der Jun­ge hat­te die stau­bi­ge Straße der Ver­nunft die längs­te Zeit be­schrit­ten und sich in den Bü­schen ab­seits der Wege ver­irrt, und zwar lan­ge, be­vor er sei­ner klei­nen Schwes­ter die Keh­le auf­ge­schlitzt hat­te. Und hier nun en­de­te sei­ne Rei­se. Im Grun­de war es eine Gna­de.
    Sin­ger sah, dass sich der Jun­ge nass mach­te, als sie ihn pack­ten. Die In­fi­zier­ten zerr­ten ihn an den kraft­lo­sen Ar­men hoch und schlepp­ten ihn zu dem Draakk , der von den weiß be­kit­tel­ten La­bor­wis­sen­schaft­lern um­stan­den in der Mit­te des Raum­es em­por­rag­te. Wie Schoßhun­de um­ring­ten sie die gi­gan­ti­sche Ge­stalt in ei­nem lo­sen Kreis. Nein, nicht wie Hun­de, dach­te Sin­ger, viel­mehr wie Ge­neräle, sie um­stan­den ihn wie die mi­li­täri­schen Be­ra­ter sei­nes Führungs­stabs.
    Was für eine Far­ce.
    In­zwi­schen wa­ren ei­ni­ge der Dorf­be­woh­ner da­mit be­schäf­tigt, das blut­be­fleck­te Kreuz mit dem

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