Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
sprudelte. Vor ihrem Mund hatte sich eine dichte Wolke schaumig roter Blasen gebildet, die an ihren Mundwinkeln herabquoll. Mit einem leisen Röcheln brach sie vor dem Kreuz zusammen. Ihre aufgerissenen Augen blickten verständnislos ins Leere, als sie sich mit Tränen des Begreifens füllten. Ein letztes Zucken ging durch ihren kleinen Körper, dann blieb sie still liegen, während das Blut einen kleinen See um ihren zusammengesunkenen Körper bildete. Dann wurden ihre Augen blicklos.
Ihr Sterben hatte keine zwei Sekunden gedauert.
Vielleicht würde sie sich damit letztlich als die Gewinnerin ihres kleinen Glücksspiels herausstellen , dachte Singer nüchtern. Kalte, blitzschnelle Gedanken. Darin war er jetzt gut. Nur nicht schnell genug für das arme Ding, welches jetzt tot unter dem Kreuz lag. Unter dem blutbeschmierten Kreuz.
Nicht schnell genug für Lena.
Eine weitere Sekunde – oder Ewigkeit – später ging Christian neben seiner Schwester zu Boden, als ihn die Faust von Martin traf. Durch den kräftigen Schlag wurde sein Kopf herumgewirbelt, knallte gegen das Holzkreuz und der Junge ging mit einem dumpfen Aufschlag neben dem Altar zu Boden, wo er leise winselnd liegenblieb und Martin hasserfüllt anstarrte.
Singer hatte inzwischen die Bank mit der Tasche erreicht und griff danach. Er bekam sie zu fassen und warf sie sich im Laufen über die Schulter. Antonia rannte zu Martin, der unschlüssig vor vor dem Altarkreuz herumstand und verständnislos auf Lenas Leiche starrte.
»In den Chorraum, und in den Gang!«, rief Singer in die Kirche. Martin griff nach Antonias Hand und setzte sich unverzüglich in Bewegung. Sie sprinteten los und Singer folgte ihm auf den Füßen. In dem Moment, da sie den Durchgang zum Chor hinter dem Altar erreichten, flog das große Kirchenportal krachend auf und Finsternis legte sich schlagartig über das Innere der Kirche, als hunderte von Kerzen gleichzeitig verlöschten.
Die Finsternis war hier.
Martin hatte die Falltür als Erster erreicht und hielt kniend die schwere Steinplatte nach oben, die vorher den Einstieg zur Krypta bedeckt hatte. Singers Verstand arbeitete nun mit der Präzision einer gut geölten Maschine. Einer verdammt schnellen Maschine, kalt und gnadenlos. Blieb zu hoffen, dass der Geheimgang von der unterirdischen Krypta aus auch tatsächlich weiter nach draußen führte. So oder so, sie mussten es darauf ankommen lassen. Singer half Antonia beim Einstieg und löste dann Martin an der Steinplatte ab. Er gab ihm zu verstehen, ihr in das Loch hinterher zu kriechen und zu rennen – so schnell sie konnten. Als der Junge darin verschwunden war, senkte Singer die schwere Steinplatte über ihren Köpfen ab. Mit einem Knirschen verschloss sie die Öffnung in dem Steinfußboden. Singer erhob sich und schob einen kleinen Schrank über die Stelle, an der die lose Steinplatte im Boden saß. Dann drehte er sich um, um zurück in das Kirchenschiff zu gehen.
In diesem Moment erreichten die ersten Infizierten den Chorraum.
Amen!
T od stand in ihren Augen, Tod und Wahnsinn, als sie ihre verkrümmten, blau gefrorenen Arme begierig nach Singer ausstreckten. Dieser richtete sich zu seiner vollen Größe auf und hieß sie mit einem breiten Grinsen willkommen. »Ich liebe dich«, flüsterte er noch einmal, obwohl ihn Antonia längst nicht mehr hören konnte, und hoffentlich schon längst den Gang entlangrannte, gemeinsam mit Martin. Rannte, so schnell sie ihre Füße trugen, der Nacht entgegen. Diese paar Sekunden Vorsprung waren alles, was er ihnen hatte schenken können. Und es war ein teuer erkauftes Geschenk.
Dann trat er den gierigen, toten Wesen entgegen.
Etwas hielt sie offenbar zurück, denn sie heulten schmerzvoll auf und federten
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