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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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hin­ein.
    Meis­ter Eck­hart, (1260 – 1328)

Berg Meru, Hi­ma­la­ya, 1 v. Chr.

I n we­ni­gen Au­gen­blicken wür­de sie die­se Welt für im­mer ver­las­sen. In ge­wis­ser Wei­se fand Tys­sa den Ge­dan­ken fast tröst­lich. Sie hat­te lan­ge ge­lebt, in Ein­sam­keit und Iso­la­ti­on und war schließ­lich an die­sen Ort ge­langt. Ein ge­hei­mer Ort, zu­rück­ge­zogen vom Le­ben und den meis­ten Men­schen – an der Spit­ze ei­nes Ber­ges im Hoch­ge­bir­ge des Hi­ma­la­ya, der man­chen von ih­nen als ein hei­li­ger Berg galt.
    Hier wür­de mit ihr eine Rei­se zu Ende ge­hen, die für ihr Volk vor fast zehn­tau­send Jah­ren mit den fünf Hei­li­gen von Tha­rek be­gon­nen hat­te. Tys­sa war mit ih­ren drei­hun­dert Jah­ren noch recht jung, aber sie war von ei­ner Me­lan­cho­lie be­fal­len, die die Nach­fah­ren von Tha­rek seit et­li­chen Ge­ne­ra­tio­nen heim­such­te und mit je­dem Ge­burts­jahr tiefer ge­wor­den war. Sie hat­ten das alte Wis­sen und die Ri­tua­le ge­pflegt, so gut es ih­nen mög­lich war, bis zum Schluss. Aber so vie­les war ver­lo­ren­ge­gan­gen ohne die Al­ten.
    Und nun wa­ren nur noch sie bei­de üb­rig, sie und das Kind.
    Der Pries­ter war die ge­hei­men Wege durch den Berg ge­gan­gen, um sie zu war­nen, vor den Sol­da­ten, die ge­kom­men wa­ren, um das zu töten, was sie nicht ver­stan­den. Und sie hat­te dem Pries­ter ge­dankt und ihm ihre Lie­be ge­sandt und dann hat­te sie ihm eine wei­te­re Auf­ga­be auf­er­legt, die letzte und die schwie­rigs­te der Prü­fun­gen sei­ner Lie­be zu ihr.
    Dies­mal, das wuss­te sie, wür­de es ihr Ende sein.
    Ohne den di­rek­ten Aus­tausch mit dem Volk der At­lan­täer wa­ren die Men­schen rasch auf eine nie­de­re Ent­wick­lungs­stu­fe zu­rück­ge­sun­ken und der Ein­fluss der Schwär­ze un­ter ih­nen wur­de im­mer deut­li­cher spür­bar, seit Tha­rek und die sei­nen sie ih­rem Schick­sal über­las­sen hat­ten. In den letzten zehn­tau­send Jah­ren hat­ten sie die Ur­sprün­ge ih­res gött­li­chen Be­wusst­seins ver­ges­sen, wa­ren zu ge­drun­ge­nen, häss­li­chen We­sen ge­wor­den, vol­ler Wut, Angst und Aber­glau­be. Und Angst war es, die sie sich ge­gen­sei­tig um­brin­gen ließ und ih­nen ge­bot, Jagd auf al­les Frem­de zu ma­chen. Angst und Aber­glau­be.
    Denn die Men­schen ver­gaßen un­be­greif­lich schnell.
    In den Au­gen der Men­schen wa­ren die hoch­ge­wach­se­nen An­ge­hö­ri­gen der al­ten Ras­se ab­sto­ßen­de Mons­ter, Schreck­ge­spens­ter, die ihre Ge­dan­ken ver­wirr­ten. Die Geis­ter der Men­schen wa­ren nicht län­ger of­fen für die Lie­be und die Mys­te­ri­en von At­lan­tis. So hat­te auch Tys­sa den Kon­takt zur Welt der Men­schen fast gänz­lich ver­lo­ren. Von ih­rem Vers­teck aus hat­te sie das Trei­ben in der Welt hin und wie­der be­ob­ach­tet und was sie sah, er­schreck­te sie. Die Welt war in die Bar­ba­rei zu­rück­ge­sun­ken. Leid, Ge­walt und Cha­os re­gier­ten un­ter den Men­schen, Krie­ge er­schüt­ter­ten pau­sen­los je­den be­wohn­ten Flecken des Pla­ne­ten. Bald schon wür­den die Men­schen über die Tech­no­lo­gie ver­fü­gen, die ihre grau­sa­me Selbst­zer­störung auf die per­fi­de Spit­ze trieb. Dann wären sie in der Lage, sich selbst und al­les Le­ben auf ih­rem Pla­ne­ten zu ver­nich­ten.
    So wie die An­de­ren, die Dunklen es pro­phe­zeit und seit Jahr­tau­sen­den her­bei­ge­sehnt hat­ten. Jene, wel­che in ih­ren dunklen Ver­lie­sen be­gie­rig nach den See­len und dem Blut der Men­schen dürs­te­ten.
    Doch es gab Aus­nah­men. Ei­ni­ge we­ni­ge, die ihr Be­wusst­sein den Leh­ren der Er­leuch­tung ver­pflich­tet sa­hen. Sie hat­ten einen vor­sich­ti­gen Kon­takt ge­knüpft und ein Klos­ter am Fuße des Ber­ges er­rich­tet. Ei­ni­ge der äl­te­ren Pries­ter wa­ren hin und wie­der hin­auf­ge­s­tie­gen, um ihr zu hul­di­gen und an ih­rer Weis­heit teilzu­ha­ben.
    Ei­ner war un­ter ih­nen ge­we­sen, den sie er­wählt hat­te. Sie hat­ten ge­mein­sam das höchs­te der Ri­tua­le voll­zogen und sie hat­te ihm in ih­rer Ver­zweif­lung die Lie­be ei­ner Göt­tin ge­schenkt. Sein Geist war da­bei bei­na­he voll­stän­dig zer­stört

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