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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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wor­den und schließ­lich hat­te sie den schrei­en­den, sab­bern­den Ir­ren, der aus ihm ge­wor­den war, von sei­nen Lei­den er­löst. Sie hat­te ge­trau­ert, aber er hat­te ihr ge­ge­ben, was sie von ihm hat­te ha­ben wol­len.
    Tys­sa schäm­te sich ih­rer Trä­nen nicht, als sie das Neu­ge­bo­re­ne aus sei­ner Wie­ge nahm und es dem Pries­ter reich­te. Er wickel­te es mit ge­schick­ten Hän­den in ein Lum­pen­bün­del und während er das tat, schnapp­te das Klei­ne nach sei­nem Zei­ge­fin­ger und leg­te eine win­zi­ge Hand dar­um. Der Pries­ter ließ es mil­de lächelnd ge­sche­hen, und leg­te das Kind dann in einen Wei­den­korb. Tys­sa sand­te ihm ein Bild: »Bring ihn weit fort.«
    Der Pries­ter nick­te. Er wuss­te, dass die Sol­da­ten auch das Klos­ter am Fuße des Ber­ges durch­su­chen wür­den, wenn sie hier oben mit ihr fer­tig wa­ren. Aber dann wür­de der Pries­ter mit ih­rem Kind hof­fent­lich schon über alle Ber­ge sein. Weit fort.
    »Du weißt, was zu tun ist?«, dach­te Tys­sa und zeig­te dem Pries­ter ein Bild des Buchs. Auch die­ses steck­te be­reits in den Fal­ten sei­nes oran­gen Ge­wan­des. Es war je­nes Buch, das Tha­rek einst aus den ver­sin­ken­den Rui­nen von At­lan­tis ge­ret­tet hat­te, und die­ses Buch war al­les, was ge­blie­ben war von dem Wis­sen sei­ner einst so mäch­ti­gen Be­woh­ner.
    Sie wa­ren Göt­ter ge­we­sen, einst. Und nun wa­ren sie alle tot.
    Der Pries­ter nick­te: »Er wird die al­ten Leh­ren wis­sen. Und er wird hin­aus­ge­hen und sie ver­brei­ten.« Auch wenn er in der Hoch­spra­che sei­nes Vol­kes sprach, klang die Stim­me rau und bar­ba­risch in Tys­sas Kopf. Keh­li­ge, gur­geln­de Lau­te, kaum mehr als die Ge­räusche von Tie­ren in ih­ren emp­find­li­chen Oh­ren.
    »Geh nun«, for­der­te sie den Pries­ter auf und die­ser er­hob sich von dem Fels­bo­den, auf dem er ge­kniet hat­te. Für einen Au­gen­blick hob er den Kopf und wag­te für einen Mo­ment, in ihr Ant­litz zu blicken. Als er ihre Trä­nen sah, wand­te er den Blick schnell wie­der ab.
    Dann dreh­te er sich um und ver­schwand in dem schwar­zen Loch, das tiefer in den Fel­sen führ­te, so, wie er ge­kom­men war. Die­ser ist ein Wahr­haf­ti­ger, dach­te Tys­sa, als er ver­schwun­den war, ein Wei­ser und ein Su­chen­der, auch wenn er nur ein Mensch ist. Und er wird mei­nen Sohn be­schüt­zen. Mein Sohn wird le­ben, dach­te sie.
    Und ich hof­fe für dei­ne Ras­se, dass er lan­ge ge­nug lebt, um sei­nen Zweck zu er­fül­len, wie ich mei­nen Zweck er­füllt habe, und die Al­ten vor mir. Er ist das letzte Ge­schenk mei­ner ster­ben­den Ras­se an euch, in der dunklen Stun­de, die euch be­vors­teht. Wenn ihr ihn ver­liert, ver­liert ihr al­les.
    Tys­sa ma­te­ria­li­sier­te einen klei­nen Fels­brocken, der die schwar­ze Höh­lung ver­schloss, dann ließ sie den Ge­steins­block mit dem Berg ver­schmel­zen. Der Weg, den der Pries­ter ge­gan­gen war, wür­de für alle Zei­ten ver­sperrt sein.
    Von drau­ßen dran­gen die ers­ten Stim­men der Sol­da­ten an ihr Ohr. Nur we­ni­ge hat­ten den Marsch bis zur Spit­ze des Kai­lash über­lebt. Aber die­se we­ni­gen wa­ren ge­nug. Sie war müde, so müde.
    Tys­sa at­me­te tief ein, dreh­te sich zum Ein­gang der Höhle und be­rei­te­te sich auf ih­ren Tod vor.

Er­wa­chen

5. No­vem­ber, Q-Sta­ti­on des Kran­ken­flü­gels der Mi­li­tär­la­bo­re des Mur­nau­er-In­s­ti­tuts, Trup­pen­übungs­platz Sach­sen­wald, Deutsch­land
    D r. Pe­ter Sin­ger war wirk­lich fest ent­schlos­sen, sei­ne ver­kleb­ten Au­gen­li­der zu öff­nen. Das Un­ter­neh­men ge­stal­te­te sich in der prak­ti­schen Durch­führung al­ler­dings weitaus schwie­ri­ger als an­fangs von ihm an­ge­nom­men. Zu­nächst pul­sier­te da ein un­bes­timmt po­chen­der Schmerz in sei­nem Schä­del. Ei­ner von der Sor­te, die einen glau­ben las­sen, die im Kopf be­find­li­che Hirn­mas­se hät­te sich in einen klum­pi­gen, zähen Brei ver­wan­delt, in dem ein wild ge­wor­de­ner Specht ge­ra­de auf In­sek­ten­jagd geht. In Sin­gers Fall han­del­te es sich um einen großen und aus­ge­spro­chen hung­ri­gen Specht.
    Ein Zu­stand, der durch neue Sin­nes­ein­drücke, so fan­tas­tisch sie auch

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