Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
sein mögen, im Allgemeinen nicht verbessert wird. Besonders dann nicht, wenn diese Eindrücke hauptsächlich aus grellem Licht bestehen, das sich einem gnadenlos in die Pupille bohrt. Also gab Peter Singer sein Vorhaben mit einem schmerzlichen Seufzen wieder auf und hielt die Augen weiterhin geschlossen. Für den Moment war das wohl das Klügste. Doch sich in das weiche Kissen unter seinem Kopf zurück sinken zu lassen, verbesserte seinen Zustand ebenfalls nicht wesentlich. Sofort kämpfte eine Vielzahl farbiger Schlieren, die in wildem Tempo vor seinen geschlossenen Lidern hin- und hersausten, um seine geschätzte Aufmerksamkeit.
Kurzum, die personifizierte Speerspitze der Zoologie, gefeierter Star des akademischen Zirkels, Wunderkind und Überflieger – eben jener Dr. Peter Singer – hatte einfach einen mordsmäßigen Kater.
Da er sich im Moment also nicht wirklich auf seinen Kopf und die darin befindlichen Sinnesorgane verlassen konnte, probierte er stattdessen mithilfe seiner Hände herauszufinden, wo er sich befand. Sich zu erinnern versuchte er erst mal nicht, da er dunkel vermutete, dass ihm diese Hirnleistung lediglich weitere Anfälle von Übelkeit bescheren würde.
Er tastete.
Weich, flauschig weich. Offenbar eine Bettdecke. Und eine bequeme Matratze, auf der er ausgestreckt lag. Das Laken war kühl an seinem Rücken und am Hintern, offenbar war er nackt. Vorsichtig tastete sich seine Hand unter die Bettdecke und hielt abrupt inne, als diese Bewegung einen stechenden Schmerz in seiner Armbeuge verursachte.
Während er langsam zu sich fand, zog am Horizont seiner Wahrnehmung ein eitergrün dräuendes Gewitter auf – und das immer stärker werdende Verlangen, sich zu übergeben. Der schwache Versuch, an eben jenen Brechreiz nicht länger zu denken, scheiterte kläglich und mit einem Gefühl, als sei sein Magen geradezu besessen davon, sich augenblicklich von innen nach außen zu stülpen.
Er musste sein Gehirn dringend mit etwas beschäftigen. Etwas, das möglichst wenig mit Essen oder Trinken zu tun hatte. Oder mit schmerzenden Armbeugen. Am besten mit den üblichen W-Fragen. Also, die wichtigste W-Frage zuerst:
Was zur Hölle hatte ihn bloß derart aus den Latschen gehauen?
Anna und die portionierten Freunde
2. November, 22:15 Uhr, Park Hyatt Hotel, Hamburg, Deutschland
E r hätte Murnauers Anruf einfach nicht entgegennehmen sollen. Andererseits, was hätte das schon geändert? Klar, er hätte sich dann noch ein paar Wochen oder vielleicht sogar Monate im Dschungel verstecken können. Weit weg von Deutschland, wo man gerade die ersten regnerischen Vorboten des Winters willkommen hieß. Willkommen, ihr nebelgrauen, kalten Regenschauer! Er hatte das Klima in Deutschland noch nie gemocht und zu dieser Jahreszeit fand er es ganz besonders erbärmlich.
Die große, lederne Reisetasche lag seit seiner Ankunft ungeöffnet auf dem viel zu großen Hotelbett und wirkte mindestens so verkorkst und fehl am Platze, wie Singer sich im Moment fühlte. Er prostete der Reisetasche auf dem Bett mit dem winzigen Jack Daniels -Fläschchen in seiner Rechten zu – willkommen im Club der Verkorksten!
Er legte den Kopf in den Nacken und ließ die letzten Tropfen aus der kleinen Flasche auf seine herausgestreckte Zunge laufen. Sein erster »Bruder Jack« an diesem Abend. Prickelnd brannte sich die süßliche Flüssigkeit in die empfindlichen Geschmacksnerven seiner Zunge, bis die Sensation nach einer Weile verging.
Singer drückte sich aus dem bequemen Ledersessel und durchquerte das Zimmer, um an der Minibar die leere Flasche gegen eine neue, volle einzutauschen.
Heute war es übrigens
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