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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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sonn­tags oh­ne­hin tra­di­tio­nell ge­mein­sam mach­ten. Wie eine rich­ti­ge klei­ne Fa­mi­lie , pfleg­te Sin­ger dann stets grin­send zu sa­gen, und bis zu je­nem Mor­gen hat­te es tat­säch­lich so aus­ge­se­hen, als wür­den sie die­se Tra­di­ti­on noch eine Wei­le pfle­gen.
    Er war, le­dig­lich mit ei­nem T-Shirt, Un­ter­ho­se und ei­ner im­mer noch recht an­sehn­li­chen Erek­ti­on be­klei­det, nach un­ten ge­gan­gen und hat­te Anna auf der Couch in der Die­le vor­ge­fun­den, ein­gehüllt in ihre Decke wie ein frie­ren­des Kind, ob­wohl die ers­ten Son­nen­strah­len das Zim­mer be­reits durch­flu­te­ten. Ihr Kör­per hat­te sich eis­kalt und fremd an­ge­fühlt. Kühl und merk­wür­dig klamm, wie et­was, das die Nacht über drau­ßen im Gar­ten ge­le­gen hat­te. Nur ihre Wan­gen glüh­ten rot, als wäre sie von ei­nem hef­ti­gen Fie­ber be­fal­len. Das Schlimms­te war al­ler­dings ihr Blick, der leer und stumpf auf die ge­gen­über­lie­gen­de Wand ge­rich­tet war – bei die­sem Blick war Sin­ger auf der Stel­le jede Lust an kör­per­li­chem Ver­gnü­gen ver­gan­gen. Ihre fra­gen­den Au­gen hat­ten durch ihn hin­durch ge­blickt und sie hat­te lei­se zu schluch­zen be­gon­nen, als er sie in sei­ne Arme zog. Er hielt ih­ren schlan­ken Kör­per an sich ge­presst, und während er dies tat, konn­te er spüren, wie die Feuch­tig­keit ih­rer er­hitzten Wan­gen durch den Stoff sei­nes T-Shirts drang. Gott, wie lan­ge saß sie schon hier un­ten und wein­te?
    Wäre Sin­ger in die­sem Mo­ment ih­rem ver­wirr­ten, trau­ri­gen Blick be­geg­net, hät­te er viel­leicht den Ein­druck be­kom­men, dass sie einen win­zi­gen Teil ih­rer Per­sön­lich­keit zu­rück­ge­las­sen hat­te in dem Traum, aus dem sie so­eben er­wacht war. Und er hät­te sich viel­leicht ge­fragt, wie lan­ge schon sei­ne jun­ge Ehe­frau nächt­li­che Wan­de­run­gen durch das Haus un­ter­nahm.
    Ir­gend­wann war An­to­nia die Trep­pe her­un­ter­ge­tapst ge­kom­men, völ­lig ver­tieft in mun­te­res Ge­plap­per mit ih­rer Pup­pe. Anna hat­te tap­fer ihre Trä­nen fort­ge­wischt und Sin­ger ein Lächeln ge­schenkt, das bei­na­he echt wirk­te.
    Der dar­auf­fol­gen­de Win­ter war so un­ge­fähr der Zeit­punkt ge­we­sen, an dem der Was­ser­pe­gel kaum merk­lich, aber un­auf­halt­sam zu stei­gen be­gon­nen hat­te, so­zu­sa­gen. Die Din­ge hat­ten sich Stück für Stück vom Ufer ge­löst, wa­ren in den Fluss ge­fal­len und wur­den rasch da­von­ge­trie­ben, von ei­ner im­mer stär­ker wer­den­den Strö­mung. Zu­erst wa­ren es win­zig klei­ne, kaum merk­li­che Stücke ge­we­sen. Treib­gut, nichts Nen­nens­wer­tes, klei­ne Blät­ter und Stöck­chen, die den Fluss hin­ab­düm­pel­ten. Doch die­ser Fluss hat­te all­mäh­lich Fahrt auf­ge­nom­men und über die Jah­re im­mer größe­re Brocken aus An­nas See­le mit­ge­ris­sen. Er war zu ei­nem brei­ten Strom an­ge­wach­sen und zum Schluss hat­te er gan­ze Land­stri­che über­flu­tet. Und sie wa­ren von­ein­an­der weg­ge­trie­ben, letzt­lich nur zu­sam­men­ge­hal­ten von der lächer­li­chen Schmie­ren­ko­mö­die, die sie ih­rer Toch­ter vor­spiel­ten. Die sie ihr fast zehn Jah­re lang vor­ge­spielt hat­ten, bis die Mas­ken der Schau­spie­ler so dünn wie Per­ga­ment ge­wor­den wa­ren und ih­nen die Schmin­ke in großen Stücken von den Ge­sich­tern bröckel­te wie Putz von ei­ner schim­me­li­gen Fassa­de.
    Zum Schluss war Anna eine an­de­re ge­we­sen, ver­bi ttert und mür­risch, mit tie­fen Sor­gen­fal­ten um die Mund­win­kel ih­rer ehe­mals vol­len Lip­pen. Graue Sträh­nen hat­ten ihr stump­fes, un­ge­pfleg­tes Haar durch­zogen. Aus sym­pa­thi­schen klei­nen Ei­gen­hei­ten wa­ren Ticks ge­wor­den und aus den Ticks schließ­lich Neu­ro­sen. Sie wan­der­te nun im­mer öf­ter ziel­los durch das Haus, auch tags­über. Sie ver­gaß Din­ge, und in der Woh­nung mach­te sich eine Schmud­de­lig­keit breit, de­rer Sin­ger nur mit ei­ner Putz­hil­fe Herr wur­de. Ir­gend­wann kam auch die nicht mehr. Sie hat­te Anna eine ge­schla­ge­ne Stun­de durch die ver­schlos­se­ne Bad­t­ür wei­nen hören.
    Es war nicht so, dass Sin­ger sei­ner

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