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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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Frau nicht hat­te hel­fen wol­len. Er hat­te sie zu den bes­ten Ärz­ten ge­schickt, die sich für Geld auf­trei­ben lie­ßen. Neu­ro­lo­gen, The­ra­peu­ten, Psy­cho­ana­ly­ti­ker, die gan­ze Pa­let­te. Bis ihm auch dies ir­gend­wann zu pein­lich ge­wor­den war.
    Ein knap­pes Jahr später war Anna be­reits von ei­nem gu­ten Dut­zend re­zept­pflich­ti­ger An­ti­de­pres­si­va ab­hän­gig und nur noch sel­ten wirk­lich an­sprech­bar. Die Mit­tel­chen sorg­ten da­für, dass sie funk­tio­nier­te. Aus­rei­chend gut, um je­den Mor­gen aufs Neue das im­mer glei­che Schau­spiel dar­zu­bie­ten. Noch einen Tag, eine Wo­che, einen Mo­nat.
    Au­ßer­dem brach­ten die­se Mit­tel­chen sie ganz all­mäh­lich um.
    Es hat­te Sin­ger in­ner­lich zer­ris­sen , dem Ver­fall sei­ner Frau ta­ten­los bei­zu­woh­nen. Es schmerz­te, Anna da­bei zu­se­hen zu müs­sen, wie sie zu ei­ner blas­sen Hül­le ih­rer selbst wur­de, sich vor sei­nen Au­gen in ihr ei­ge­nes Ge­spenst ver­wan­del­te.
    Also trat er den Rück­zug an, als ihm nichts an­de­res mehr ein­fiel, das er hät­te tun kön­nen. Er floh in sei­ne Ar­beit und be­gann mit sei­nen ei­ge­nen Mit­tel­chen . Sei­ne wa­ren al­ler­dings zur Gän­ze re­zept­frei und in je­dem Su­per­markt zu be­kom­men, wenn­gleich er den gut sor­tier­ten Ein­zel­han­del be­vor­zug­te.
    Es war ei­ner von An­nas letzten wa­chen Mo­men­ten ge­we­sen, als sie über die Schei­dung ge­spro­chen hat­ten. Sach­lich und nüch­tern – und un­ge­mein ver­ständ­nis­voll hat­ten sie sich ge­gen­sei­tig mit ver­nünf­tig klin­gen­den Flos­keln bom­bar­diert. Anna brau­che »ein­fach eine Aus­zeit«, man habe sich »aus den Au­gen ver­lo­ren«, die Ar­beit war in den Vor­der­grund ge­rückt, bis man sich »ein­fach nichts mehr zu sa­gen ge­habt hat­te« und »An­to­ni­as Wohl war jetzt erst ein­mal das Wich­tigs­te«. Na­tür­lich. Die­se in Kli­schees er­tränk­ten Phra­sen wa­ren an Lee­re kaum zu über­bie­ten ge­we­sen. Kein Wort von den Un­men­gen von Pil­len im Arzneisch­ränk­chen. Kein Wort von den lee­ren Fla­schen teu­rer Whis­ky­mar­ken, die sich in der Ga­ra­ge bis zur Decke sta­pel­ten.
    Als es vor­bei ge­we­sen war, hat­te Sin­ger auf der Stel­le das Chris­tian­sens an­ge­s­teu­ert. Dann hat­te er sich in der no­blen Whis­ky­bar be­trun­ken, bis er sich auf der dunklen Edel­holzthe­ke die Stirn auf­ge­schla­gen hat­te, beim ver­geb­li­chen Ver­such, nicht vom Bar­hocker zu rut­schen.
    Tags drauf hat­te er sich in ei­nem der bes­se­ren Ham­bur­ger Ho­tels ein­quar­tiert und war erst in die ehe­mals ge­mein­sa­me Stadt­woh­nung zu­rück­ge­kehrt, als Anna mit An­to­nia schon in ihr klei­nes Häus­chen am Rand von Ham­burg ge­zogen war. Sie hat­te ihm so­gar einen Zet­tel hin­ter­las­sen, auf dem Tisch in der an­sons­ten leer ge­räum­ten Kü­che. Dass er sie je­der­zeit an­ru­fen kön­ne, wenn er mei­ne, et­was von sei­nen Sa­chen zu ver­mis­sen und dass sie ihm die Pa­pie­re schnellst­mög­lich zu­schicken wür­de.
    In Lie­be, Anna.
    Die Schei­dungs­pa­pie­re wa­ren ihm im In­s­ti­tut zu­ge­s­tellt wor­den, wahr­schein­lich hat­te Anna ein­fach nicht ge­wusst, in wel­chem Ho­tel er sich be­fand, und er hat­te sie auch nicht an­ge­ru­fen, um es ihr mit­zu­tei­len. Im In­s­ti­tut war er oh­ne­hin die meis­te Zeit über. Ihr An­walt hat­te recht saf­ti­ge, aber Sin­gers Ge­halt durch­aus an­ge­mes­se­ne Un­ter­halts­for­de­run­gen ge­stellt. Sin­ger hat­te die Pa­pie­re so­fort un­ter­zeich­net.
    Kei­ne drei Mo­na­te später war er voll­stän­dig in der Ar­beit an dem Ama­zonas-Pro­jekt ver­gra­ben.
     
     

P.S.
     
     
    A nto­nia hat­te in den fünf­zehn Mo­na­ten nach der Schei­dung die meis­te Zeit bei Anna ver­bracht. Sie hat­te ihm einen ein­zi­gen Brief nach Peru ge­schrie­ben, knapp und ziem­lich of­fen­sicht­lich auf die Bit­te ih­rer Mut­ter hin. Be­lang­lo­sig­kei­ten aus Deutsch­land, die im Licht sei­ner be­deu­ten­den For­schun­gen ver­blass­ten, so hat­te er es zu­min­dest da­mals emp­fun­den. Und doch – et­was an dem Brief hät­te ihn viel­leicht stut­zig ma­chen müs­sen, ihn

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