Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Überall das gleiche Bild desolater Zerstörung, welches Singer bereits bei seiner einsamen Wanderung durch die Gänge angetroffen hatte.
Und nirgends ein Zeichen von Leben.
Tatsächlich befand sich unter den Monitoren ein längliches Pult, in dem eine Vielzahl blinkender Lämpchen, Knöpfe und Regler eingelassen war. Diese wurden allerdings teilweise vom leblosen Körper eines jungen Wachoffiziers verdeckt, der kopfüber auf dem Videopult lag. Offenbar hatte sich der tapfere Junge für eine kleine Weile hier verschanzt, bevor das Unbegreifliche aus der Halle unten auch über ihn gekommen war. Singer wurde erneut übel, als er sich vorstellte, wie der Soldat in panischer Angst hinter einem Sessel in einer Ecke des Raumes Schutz gesucht hatte, während das quietschende Reißen von Metall an der zentimeterdicken Sicherheitstür den Raum erfüllt hatte. Als er begriffen hatte, dass es vor dem da draußen kein Fliehen und kein Entkommen gab.
Er packte den Leichnam an den Schultern, um ihn sanft vom Videopult zu heben. Dieser erwies sich allerdings als merkwürdig störrisch, was hauptsächlich an dem zerquetschten Bein lag, das sich hinter einer Kante des massiven Pults verklemmt hatte. Als Singer die mehrfach zertrümmerte Extremität ( Wie zerbrochene Äste, wie zerbrochene Äste in einem feuchten Leinensack!, s choss es ihm durch den Kopf.) hinter dem Tisch hervorzog, fiel sein Blick auf den Kopf, der kraftlos von den Schultern des Jungen baumelte.
Was er sofort bereute.
Das Gesicht des Jungen war zwar verhältnismäßig unversehrt, sprach aber deutlich von der wahnsinnigen Verzweiflung, die sich seiner in den letzten Augenblicken seines Lebens bemächtigt hatte. Er hatte sich zwei Kugelschreiber durch das weiche Gelee seiner Augäpfel tief ins Hirn gerammt – wohl um einem weit grausameren Schicksal zu entkommen. Offenbar war sein Verstand zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr in dieser Welt gewesen. Wie war es sonst zu erklären, dass er nicht wenigstens auf die Idee gekommen war, nach der Pistole zu greifen, die unbenutzt in dem Halfter an seinem Gürtel hing?
Nachdem er das leblose Bein aus dem Pult befreit und den Körper sacht auf dem Boden abgelegt hatte, wandte er sich wieder den Bedienelementen zu.
Singer drückte wahllos einige der bunten Knöpfe, bis ihm auffiel, dass mit jeder Berührung einer grünen Taste das Bild eines bestimmten Monitors seinen Inhalt wechselte und der kleine Zahlencode am unteren rechten Bildschirmrand umsprang. Die zunächst beliebig erscheinende Kette von Buchstaben und Symbolen erkannte Singer bald als die Darstellung von Datum, Uhrzeit und Raumnummer, hübsch nach Stockwerken geordnet und in Sektoren eingeteilt, die durch Großbuchstaben gekennzeichnet waren. Da war die Krankenstation »K« im untersten Stockwerk, der Fahrstuhlraum, der Flur »F« zur Lounge. Schließlich schaltete der Bildschirm auf den Kanal mit dem Hangar unter ihm. »H«.
Die Kamera war direkt über der Operationsplattform angebracht und erlaubte ein weites Sichtfeld über den gesamten Hangar. Er hatte den Blick hinab durch die schrägen Glasscheiben bislang aus demselben Grund vermieden, der nun seine zitternden Finger über dem Knopf verharren ließen. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an das, was da unten war, sich dort zur Decke türmte, die Hände zu Klauen verkrümmt, ineinander verhakt, verbogen, aufgebrochen, ausgeweidet, verstümmelt und – teilweise angefressen …
Es dauerte einen Moment, bis sich sein Blick wieder auf das flimmernde Schwarzweiß des Bildschirms fokussierte. Was er vor sich sah, war zweifellos der Hangar, in dem die Untersuchung des Wesens stattgefunden hatte.
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