Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Allerdings befand sich die Plattform in einem weitaus gnädigeren Zustand als in jenem, den Singer vor wenigen Minuten noch dort unten vorgefunden hatte. Und mit einem wesentlichen Unterschied – das Wesen war noch da. Es lag aufgebahrt in seinem Schneewittchensarg und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Beziehungsweise es harrte nicht, es war ja tot.
Da bemerkte Singer den Fehler im Bild – über den Bildschirm flimmerten in regelmäßigen Abständen schwarz-weiße horizontale Streifen, die das Bild auf dem Monitor als das entlarvten, was es war – eine eingefrorene Momentaufnahme. Offenbar handelte es sich um ein Standbild aus der Zeit, bevor hier unten alles zum Teufel gegangen war. Der blinkende Code
2012. Nov03.22:14:06.L23.H-18.B5 PAUSED
am rechten unteren Bildschirmrand räumte jeden Zweifel daran aus.
Die Logik des Pults entsprach in gewissem Sinn der Logik der gesamten Anlage – verwirrend auf den ersten Blick, aber schnell und intuitiv bedienbar, wenn man erst einmal das grundlegende Prinzip dahinter verstanden hatte. Er betätigte einen anderen Knopf und aus
PAUSED
wurde
PLAYBACK.
Die Anzeige der Uhrzeit begann loszulaufen, sprang, lief weiter. Offenbar war die Aufzeichnung von Bewegungsmeldern gesteuert worden und schaltete sich nur dann ein, wenn sich etwas im Sichtfeld der Kameras bewegte. Einige Sekunden lang geschah gar nichts, dann trat die Gruppe der Wissenschaftler um Schlesinger ins Bild. Sie betraten die Halle in Richtung Plattform. Er und Landau erstiegen die Plattform als Erste, winzige Wesen vor dem hingestreckten Giganten. Singer schaltete in den Schnellwiedergabemodus und die kleinen Gestalten begannen mit irrwitziger Geschwindigkeit um den Glassarg herumzuwuseln wie in einem Cartoon. Es sah sich selbst, wie er in das Mikrofon sprach und wie er kurz darauf neben Dr. Walther trat und Landau mit der Obduktion begann. Tonlos – offenbar war die Audiowiedergabe ausgeschaltet. Dann brach plötzlich die Wolke der Sporen aus dem Ding hervor und die Personen im Raum sanken allesamt zu Boden. Singer warf einen Blick auf die Zeitanzeige. Das Ganze hatte keine drei Minuten gedauert.
Dann eine ganze Weile nichts mehr außer verstreut herumliegenden Wissenschaftlern. Ein weiterer Zeitsprung, und Männer in klobigen weißen Schutzanzügen betraten den Raum. Sie hievten die bewusstlosen Forscher behutsam auf Bahren, über die sie kleine weiße Zelte spannten. Schließlich rollten sie die Bahren aus dem Raum, offenbar in die Quarantäneabteilung der Krankenstation. Dann wieder nichts mehr.
Die Zeit auf dem Display tat einen gewaltigen Sprung nach vorn – offenbar war der Hangar sofort versiegelt und dann für mehrere Stunden nicht betreten worden – dann lief die Anzeige weiter. Ein etwas unsicher wirkender Soldat mit einer Schutzmaske tauchte plötzlich am Bildrand auf und näherte sich zögernd der Plattform mit dem Glassarg. Singer stellt das Band auf normale Geschwindigkeit, denn diesen Teil kannte er noch nicht.
Die Puppen tanzen
D er junge Soldat trägt eine Schutzmaske mit großem Filter auf dem Kopf, die es unmöglich macht, sein Gesicht zu erkennen. Er hat nun die Plattform in der Mitte des Raumes erreicht. Das fremde Wesen in dem gläsernen Sarg ruht völlig starr und bewegungslos, aber die hochauflösende Kamera lässt trotz der geringen Beleuchtung erkennen, dass es irgendwie … lebendiger aussieht als vorher, es wirkt weniger knochig und eingefallen.
Die Kreatur ist immer noch von widerwärtigen Pusteln und Geschwüren bedeckt, diese sind jedoch nicht mehr einige wenige eingetrocknete Hautfalten wie zu Anfang der Untersuchung
Weitere Kostenlose Bücher