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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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end­gül­tig durch­bro­chen wor­den. Für im­mer.
    Eine Wei­le kroch er lei­se vor sich hin stam­melnd an der Ba­sis der Trep­pen­flucht her­um, be­tas­te­te mehr­fach den Bo­den und das Me­tall­ge­län­der – un­fähig, die­se sim­plen Ein­drücke zu ver­ar­bei­ten. Un­fähig, in das zu­rück­zu­fin­den, was er bis­her für die un­ver­rück­ba­re Rea­li­tät ge­hal­ten hat­te. Er ver­such­te in­s­tink­tiv, von der Han­gar­tür weg­zu­krie­chen, auf al­len Vie­ren, denn er war zu schwach, um auf­zuste­hen und da­von­zu lau­fen . Nach­dem er die letzten un­ver­dau­ten Res­te der Nuss­mi­schung her­vor­ge­würgt und eine un­an­sehn­li­che Pfüt­ze am Fuße der Trep­pe pro­du­ziert hat­te, war nur noch hell­grü­ne Gal­len­flüs­sig­keit ge­kom­men. Ir­gend­wann wur­den die Pau­sen zwi­schen den Wür­gean­fäl­len, die sei­nen kraft­lo­sen Kör­per schüt­tel­ten, län­ger und ver­ebb­ten schließ­lich ganz.
    Sin­ger ver­such­te, sich er­neut zu kon­zen­trie­ren und kam schließ­lich zu sich – was haupt­säch­lich sei­ner lang­jäh­ri­gen Übung dar­in zu ver­dan­ken war, kon­zen­triert zu ar­bei­ten. Es war, als flüch­te sich sein Ver­stand in einen ur­al­ten Me­cha­nis­mus, eine Art an­trai­nier­ten Re­flex im An­ge­sicht des Un­be­greif­li­chen. Ra­tio, Rea­li­tät – und kei­ne Mons­ter un­ter dem Bett . Das wür­de funk­tio­nie­ren, ja. Und es ge­lang ihm tat­säch­lich – eine Ver­nunft wi­der al­ler Ver­nunft –, die Au­gen be­wusst zu ver­schlie­ßen vor dem, was mit der Welt um ihn ge­sche­hen war, als Ra­tio und Ord­nung be­schlos­sen hat­ten, ihr Le­be­wohl zu sa­gen.
    Nach lan­ger Zeit er­hob sich Sin­ger ro­bo­ter­haft auf sei­ne kraft­lo­sen Bei­ne, wie ein al­ter Mann, den man in den Staub ge­sto­ßen hat­te. Und er war ge­al­tert – sein ehe­mals dunkles Haupt­haar war nun durch­zogen von wei­ßen Sträh­nen und in sei­nen Au­gen wohn­te ein Schrecken, der nie wie­der ganz ver­schwin­den wür­de. Er zog sich quälend lang­sam an dem Me­tall­ge­län­der der Trep­pe hoch und setzte schließ­lich sei­nen lin­ken Fuß auf de­ren un­ters­te Stu­fe, dann den rech­ten auf die nächs­te. Und im­mer so wei­ter, Tritt für Tritt. Mit je­der Spros­se, die er sich von dem gie­ri­gen Ver­spre­chen des Wahn­sinns hin­ter der Dop­pel­tür ent­fern­te, kehr­te ein we­nig Klar­heit in sei­nen auf­ge­wühl­ten Ver­stand zu­rück. Als er nach ei­ner Ewig­keit die obers­te Stu­fe der Me­tall­trep­pe er­reicht hat­te, war er im­mer noch weit ent­fernt da­von, wie­der »ganz der Alte« zu sein.
    Aber es wür­de ge­nü­gen, um wei­terzu­ma­chen. Um zu funk­tio­nie­ren.
    Oben an­ge­kom­men, be­grüßte ihn die weit auf­ge­ris­se­ne Tür zur Be­ob­ach­tungs­kan­zel. Einst eine luft­dich­te Iso­la­ti­ons­schleu­se, war sie nun kaum mehr als ein Durch­gang, in dem die ver­bo­ge­nen Res­te ei­ner zen­ti­me­ter­dicken Stahl­tür hin­gen, auf­ge­fetzt und zer­ris­sen wie von rie­si­gen Klau­en.
    Er be­trat das Kon­troll­zen­trum. Von hier hat­te Mur­nau­er ihre Ver­su­che in der La­bor­hal­le be­ob­ach­tet und ih­nen sei­ne kör­per­lo­sen Be­feh­le ge­sandt. Und er hat­te dar­auf be­stan­den, dass Land­au, die­ser Wahn­sin­ni­ge im Dok­tor­kit­tel, die Ob­duk­ti­on fort­setzte, bis die Pus­tel ex­plo­diert war. All das hat­te Mur­nau­er von hier oben in sei­ner VIP-Loge ver­folgt – wie ein ver­damm­tes Fuß­ball­spiel. In des­sen Ver­lauf sie ein­deu­tig nicht in Führung ge­gan­gen wa­ren, im Ge­gen­teil.
    Der klei­ne Raum wur­de von ei­ner gi­gan­ti­schen Glas­schei­be do­mi­niert, durch die man die Hal­le un­ten über­blicken konn­te. Sin­ger spar­te sich den er­neu­ten An­blick des­sen, was da un­ten war und wand­te sich statt­des­sen dem In­ne­ren des Raum­es zu. Bis auf ein paar be­que­me Ses­sel be­stand die Kan­zel im We­sent­li­chen aus ei­ner Un­zahl von Bild­schir­men an den Wän­den, von de­nen ei­ni­ge im­mer noch ih­ren Dienst ta­ten. Of­fen­bar konn­te man von hier oben wei­te Tei­le der An­la­ge über­wa­chen – Gän­ge und Büros, und selbst­ver­ständ­lich die un­zäh­li­gen La­bo­re.

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