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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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Stetho­skop. Ein in blau­er Schreib­schrift bes­tick­tes Schild­chen auf der Brust­ta­sche des Kit­tels ver­riet Sin­ger den Na­men des Arz­tes. Aus­ge­spro­chen hübsch, fand Sin­ger, nur lei­der nicht be­son­ders le­ser­lich. Ir­gend­was mit »W«.
    »Na, Sie Schlaf­müt­ze, wie fühlen wir uns heu­te Mit­tag?«, dröhn­te ein marker­schüt­tern­der Bass aus der Brust des Un­ge­tüms, bei dem es sich nur um den zu­stän­di­gen Ober­arzt han­deln konn­te.
    »Oh, schon viel bes­ser, Dr. ...äh, Wos-tri-atz-ky.«, ent­zif­fer­te Sin­ger mühe­voll das Na­mens­schild an der Brust des Arz­tes.
    »Das freut mich zu hören, denn ich den­ke, wir ha­ben Sie all­mäh­lich ge­nug auf­ge­päp­pelt«, brumm­te es aus dem mas­si­gen Ge­sicht über der un­ge­heu­er­li­chen Kinn­la­de. »Zeit, das Bett für je­man­den frei zu ma­chen, der es wirk­lich be­nötigt, wie?«
    Ein Donner­grol­len, das ver­mut­lich ein La­chen dars­tel­len soll­te.
    Sin­ger frag­te sich fas­zi­niert, wie es über­haupt mög­lich war, dass so vie­le Zäh­ne, je­der von der Größe ei­nes klei­nen Grab­s­teins, in ei­nem ein­zi­gen Mund Platz fan­den. Der Arzt sah aus, als ob er Bäu­me ver­speis­te. Zum Früh­stück. Und an­schlie­ßend ein paar Au­tos oder Häu­ser.
    »Ich weiß zwar nicht, wie sie es schaf­fen konn­ten, der­art zu de­hy­drie­ren, mein Gu­ter, aber das nächs­te Mal neh­men sie doch ein­fach eine große Was­ser­fla­sche mit, wenn sie sich schon mit­ten in der Nacht im Wald ver­lau­fen müs­sen. Oder noch bes­ser: Sie ver­lau­fen sich gar nicht erst!« Das fand Dr. Wos-tri-atz-ky nun wirk­lich zum Brül­len ko­misch, aus sei­ner Brust dran­gen Ge­räusche, die Sin­ger an das Ne­bel­horn ei­nes Dampf­schiffs den­ken lie­ßen. Prus­tend stapf­te der Arzt zum Fens­ter und öff­ne­te es mit Bes­timmt­heit, ver­mut­lich in der Hoff­nung, dass Sin­ger gleich mit hin­aus­ge­weht wür­de. Dann dreh­te er sich wie­der zu sei­nem Pa­ti­en­ten um.
    »Scherz bei­sei­te, ma­chen Sie sich schon mal be­reit, ja?«, brüll­te er. »In 10 Mi­nu­ten schicke ich Ih­nen die Schwes­ter mit dem Pa­pier­kram und ein paar Kla­mot­ten vor­bei. Ihr Jagd­an­zug war lei­der nicht mehr zu ret­ten.«
    Er warf Sin­ger ein brei­tes Grin­sen zu. »Und dann ab nach Hau­se, neh­men Sie ein Bad, le­sen Sie ein gu­tes Buch oder so. In zwei Ta­gen sind Sie wie­der fit!«
    »Wer­de ich tun. Nichts lie­ber als das, Dr. Wostriatz­ky«, log Sin­ger.
    »Wos-tratz-ky«, röhr­te der grin­sen­de Gi­gant, »das ‘I’ ist näm­lich stumm.« Dar­auf schi­en er aus ir­gend­ei­nem mys­te­ri­ösen Grund stolz zu sein. Schließ­lich setzte er sich wie­der in Rich­tung Tür in Be­we­gung.
    Be­vor er das Zim­mer ver­ließ, zö­ger­te er für einen Mo­ment und dreh­te sich noch ein­mal zu Sin­ger um. »Ach ja, und las­sen Sie bei Ih­rem nächs­ten Jagd­aus­flug lie­ber die Hand ein we­nig vom Ziel­was­ser, ja? Ich habe mir mal ihre Le­ber­wer­te an­ge­schaut. Naaa jaaa …« Wostriatz­ky warf einen skep­ti­schen Blick über sei­ne Schul­ter in Sin­gers Rich­tung und voll­führ­te mit sei­ner rie­si­gen Pran­ke eine ab­wä­gen­de Ges­te in der Luft, be­vor er zur Tür hin­auss­tie­fel­te. Da­bei grins­te er nicht mehr.
    Ein we­nig später kämpf­te sich Sin­ger durch den ge­wal­ti­gen Sta­pel Pa­pier, den ihm die Schwes­ter brach­te – of­fen­bar war dies das üb­li­che Pro­ze­de­re, wenn im Kran­ken­haus je­mand ohne Aus­weis ein­ge­lie­fert wur­de. Nach end­lo­sen For­ma­li­täten, Er­klärun­gen und Un­ter­schrif­ten glaub­te man ihm schließ­lich, dass er im rich­ti­gen Le­ben tat­säch­lich kran­ken­ver­si­chert und nicht vor­be­straft war und sei­ne Rech­nun­gen mehr oder we­ni­ger pünkt­lich zu be­zah­len pfleg­te. Da­mit war er of­fi­zi­ell ent­las­sen.
    An­schlie­ßend quäl­te er sich in die Kla­mot­ten, die man ihm mit der treff­si­che­ren Stil­lo­sig­keit ei­nes blin­den Mo­de­schöp­fers zu­sam­men­ge­wür­felt hat­te: Ein knall­bun­tes Ha­waii-Hemd, des­sen Vor­der­sei­te ein rie­si­ger Pa­pa­gei zier­te, der die op­ti­sche Il­lu­si­on ei­nes im­men­sen Bier­bauchs her­vor­rief, auch wenn sich – wie in Sin­gers Fall

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