Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
geraten unter die Füße der Nachströmenden und werden einfach niedergetrampelt. Oder die anderen packen sie, und schleifen sie mit zum schrecklichen Blutaltar in der Mitte der Halle. Und es nimmt kein Ende, bis die Halle mit annähernd tausend Menschen gefüllt ist, es sieht aus, als seien sie Fans, die auf den Beginn des Konzerts ihrer Lieblings-Rockband warten. Zumindest haben die meisten denselben leeren Gesichtsausdruck.
Einzeln treten sie vor die Plattform, welche sie nach und nach ersteigen wie geduldige Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank. Die Wissenschaftler greifen das erste Opfer, einen weiteren Soldaten und führen den völlig willenlosen Menschen dorthin, wo das Wesen liegt. Es ist der Astrophysiker Schlesinger, der den Soldaten über den Körper des Monstrums beugt, während Landau mit geschickten Schnitten kleinere Wunden in die Haut seines Körpers ritzt, aus der augenblicklich Blut hervorzuquellen beginnt und auf den uralten Leichnam spritzt. Nach einer Weile wird Landau dieses Spiels offenbar überdrüssig und er hackt – ohne die geringste Reaktion der Anwesenden oder des Opfers – auf den Soldaten ein, bis dessen Blut in breiten Strömen auf das Wesen tropft. Als der Soldat sterbend zusammenbricht, kippen ihn die Wissenschaftler einfach vom Rand der Plattform, wo er hart auf dem gefliesten Boden aufschlägt und liegenbleibt. Währenddessen haben die Wissenschaftler schon das nächste Opfer herangeschleppt, das sie auf die gleiche, rabiate Weise ausbluten lassen, eine junge Frau, offenbar vom zivilen Personal. Und so geht es weiter, immerfort …
Und dann bricht unvermittelt das Chaos los. Die Menschen im Hangar erwachen gleichzeitig aus ihrer wachsfigurenhaften Starre und schauen sich ungläubig um. Dann beginnen sie plötzlich, übereinander herzufallen – der gesamte Hangar gleicht nun einer riesigen durchgedrehten Vernichtungsmaschine, in der sich Menschen gegenseitig in Schlachtvieh verwandeln, sich niedertrampeln, ineinander verhakt kämpfen, Zähne und Nägel wahllos in das Fleisch ihrer Mitmenschen schlagen. Es erinnert immer noch ein wenig an ein Rockkonzert – allerdings an eines, bei dem das Publikum ausschließlich aus provisorisch bewaffneten Irren besteht. Sie vergehen sich auf grausamste Weise an sich selbst und den Menschen, die ihnen am nächsten stehen. Mit Händen, Füßen und jedem verfügbaren Werkzeug dringen sie ineinander ein – reißen auf, zerfetzen und fördern dabei Ströme von Blut zu Tage . Der Boden der Halle verwandelt sich in ein unbegreifliches Meer aus Blut und sich darin windenden, verbissen kämpfenden Körpern. In ihrer Mitte ruht stumm die Plattform mit den Wissenschaftlern, die nicht aufhören, dem Wesen in dem Glassarg ihre ungeheuerlichen Opfer darzubieten, während der unaufhaltsame Mahlstrom der Gewalt die Plattform umspült.
Erwachen
S inger schaltete das Band emotionslos ab. Er hatte das Resultat diese r Gewaltorgie jenseits aller menschlichen Vorstellung bereits gesehen, unten in der Halle. Hatte sich durch die blutleeren erstarrten Leiber einen Weg gebahnt bis hierhin, hatte im Licht seiner Taschenlampe in stumpfe, aufgerissene Augen und verzerrte Fratzen geblickt, die einmal menschliche Gesichter gewesen waren. Mechanisch drückte er einen weiteren Knopf und der Bildschirm wurde schwarz. Mit leisem Surren öffnete sich ein kleines Fach und gab die Kassette mit der Aufzeichnung des eben Gesehenen frei. Singer wog sie für einen Moment in der Hand, bevor er sie einsteckte.
Dann schaute er durch die Scheiben nach unten in die Halle. Sah auf das Massaker und spürte nichts mehr. Er verstand nun. Der gläserne Sarg war
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