Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
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D er Novemberhimmel über Hamburg hatte sich zu einer grauen Wand aus dichten Wolken zusammengezogen, aus der es in Strömen goss. Während Singer sich beglückwünschte, bei diesem Wetter nicht länger obdachlos durch Hamburgs Straßen ziehen zu müssen, steuerte Antonia den Audi sicher durch das dichte Gedränge der Hamburger Rushhour. Singer war ziemlich beeindruckt von dem Geschick, das sie dabei an den Tag legte.
Der Verkehr und der Regen waren gleichermaßen dicht, sodass sie für eine Weile vor ihren Verfolgern sicher zu sein glaubten. Nichtsdestotrotz wäre es eine gute Idee, möglichst bald aus der Hansestadt zu verschwinden.
»Hör mal, Paps.«
»Hm?«
»Dein Chef ist einer von den wirklich einflussreichen Typen, oder?«
»Ex-Chef. Ich glaube, inzwischen haben sie mir gekündigt.« Antonia lächelte zerstreut, dann schaute sie wieder konzentriert nach vorn in das zerlaufene Gemälde aus gelben und roten Lichtschlieren vor dem grauen Hintergrund des träge fließenden Verkehrs. »Du meinst, wegen der Polizisten im Wohnheim?«, fragte Singer.
»Ich meine, dass er ziemlich großen Einfluss hat, oder?« ( Vertraue mir, so wie ich dir vertraue. ) »Weitreichende Kontakte. Bis nach ganz oben. Polizeipräsident, Bürgermeister, so was in der Art.«
»Hmm, schon möglich. Wahrscheinlich. Warum fragst du?«
»Na ja, ich denke, ich kenne da jemanden, der uns vielleicht ein bisschen helfen könnte«, sagte Antonia und bog schwungvoll in die nächste Nebenstraße ein. Abseits der Hauptstraßen wurde der Verkehr flüssiger. Sie hatten eine kleine und ziemlich schmuddelige Kneipenmeile erreicht und Singer versuchte mit zusammengekniffenen Augen, die Schilder der Kneipen und Bistros durch die Sturzbäche auf der Frontscheibe des Wagens zu entziffern. Vor einem eher unscheinbaren Internetcafé hielten sie an. Offenbar war das Café außerdem ein Laden für Secondhand-Klamotten, ein Computershop und bot darüber hinaus diverse Dienstleistungen an. Entweder war der Betreiber ein echtes Multitalent oder er lebte tatsächlich eher von Geschäften unter dem Ladentisch.
»Okay, ich bin gespannt«, murmelte Singer, als Antonia vor dem Laden parkte.
»Bin gleich wieder da«, sagte sie zu Singer, setzte sich die Kapuze ihrer Jacke auf, atmete tief durch und riss dann die Tür des Wagens auf. Sie sprintete um den Wagen herum auf den Fußweg und verschwand im Inneren des Ladens. Singer rief ihr noch »Bring mir doch bitte einen …« nach, aber da war die Wagentür schon ins Schloss gefallen.
Nach etwa zehn Minuten kam sie wieder aus dem Laden, den Oberkörper schützend über eine Plastiktüte gebeugt, die sie an ihre Brust gedrückt hielt. In der Hand trug sie einen Styroporbecher.
Singer reckte sich über den Fahrersitz, um ihr von innen die Tür zu öffnen. Antonia, die trotz der kurzen Strecke einen ziemlich durchnässten Eindruck machte, schüttelte sich, schlüpfte dann ins Innere des Wagens und überreichte Singer den Becher.
»Bist die Beste«, stellte Singer fest und nippte an dem Kaffee.
»Ich weiß. Hier ist was zu essen. Ist nichts Tolles, aber immerhin besser als gar nichts.« Sie reichte ihm ein kleines Päckchen. Ein Lebensmittelladen war das Internetcafé also auch noch. Die Schokoriegel und das BiFi-Würstchen ließen in Singer unangenehme Erinnerungen hochkommen, aber es war immerhin auch ein Apfel dabei. Und er war verdammt hungrig. Kein Wunder eigentlich, immerhin hatte er sich in letzter Zeit fast ausschließlich von Fast Food ernährt. Fast in, fast out. Das Zeug schien ihn mittlerweile regelrecht zu verfolgen.
In der Zwischenzeit hatte sich Antonia ihre Tasche von der Rückbank gegriffen und einen kleinen Laptop-Computer daraus hervorgezogen. Das Gerät
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