Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
her. Kläffend hatte sich der Hund an der Ladefläche des Pritschenwagens aufgestellt und bellte dort die dunkelblaue Plane mit dem kaum mehr leserlichen Firmenaufdruck an. Der Beamte, der den Wagen gerade überprüfte, hatte seine Pistole bereits im Anschlag, war aber gleichzeitig noch mit dem aufgeregt an seiner Hand zerrenden Hund beschäftigt. Der Grenzpolizist, der vor dem Kofferraum von Martins Mercedes stand, warf nur einen flüchtigen Blick hinein, stiefelte im Laufschritt zurück zum Fenster, hinter dem ein merklich blasser Martin mit immer noch angehaltenem Atem saß und rief: »In Ordnung, gute Weiterfahrt!« Dann riss er die Waffe aus dem Holster und stürmte seinem Kollegen mit dem Hund zu Hilfe. Auch wenn Martin den oder die Fahrer des kleinen Lieferwagens im Moment nicht gerade beneidete, war er ihnen ausgesprochen dankbar. Das war knapp gewesen, verdammt knapp.
Als seine Hände allmählich aufhörten zu zittern und das ohrenbetäubende Pochen des Blutes in seinen Ohren wieder dem sanften Gemurmel des Regens auf dem Blechdach des Wagens wich, startete er den Mercedes.
Langsam brachten sie die letzten Meter des deutschen Grenzübergangs hinter sich, um auf der Schweizer Seite einfach durchgewunken zu werden. Dann waren sie drüben, in der Schweiz. Das sagte er sich immer wieder, während sein Puls langsam auf normale Werte zurück sank. Drüben, sie waren drüben.
Ungefähr einen Kilometer nach der Grenze hatte sich Martin wieder weitestgehend beruhigt. Erst jetzt bemerkte er, dass Antonias Linke sein rechtes Handgelenk die ganze Zeit über mit erstaunlicher Kraft gedrückt hatte. Nun ließ auch ihre krampfartige Umklammerung allmählich nach. Sanft streichelte sie über Martins schmerzendes Handgelenk und murmelte: »Sorry.«
Und dann schlüpfte ihre kleine Hand wie selbstverständlich in seine und ihre Finger verschränkten sich ineinander, als ob sie das schon immer so getan hätten. Er musste sie nicht ansehen, um zu wissen, dass sie erleichtert lächelte, genau wie er. Nein, das stimmte nicht, vielmehr grinsten sie beide wie gerade ausgebüxte Irre. Das Gefühl von Antonias Hand in seiner war mit Abstand das beste, das Martin seit langem gespürt hatte.
Und doch lag das Schlimmste noch vor ihnen.
Führungsqualitäten
8. November, Murnauer-Institut, Hamburg, Deutschland
M urnauer starrte auf die Reihe der Computerbildschirme an der Wand, die vor seinen Augen zu bunten Schlieren aus Licht verschwammen. Lichtflecken, die versuchten, ihm ihre Informationen zum düsteren Meeresgrund seines Bewusstseins zu senden. Sie hatten dabei wenig Erfolg. Murnauer hatte seit Ewigkeiten nicht geschlafen, schien es, aber er fühlte die Müdigkeit nicht. Irgendwann würde er sie spüren und sein Körper den Tribut fordern, aber das war im Moment nicht wichtig.
Wenn er den Draakk wieder eingefangen und ihnen Singers Kopf vor die Füße gelegt hatte, konnte er eine Woche lang durchschlafen, wenn ihm danach war. Vorher nicht.
Immer noch keine Neuigkeiten, weder von Singer noch von dem Draakk-Wesen. Zero. Nichts. Nada, komplett von der Bildfläche verschwunden. Die Idee, nach Singers Tochter zu suchen, hatte sich zwar prinzipiell als gut erwiesen, aber auch dort waren sie zu spät gekommen. Singer hatte sie ihnen bereits weggeschnappt. Die beiden hatten sich einen Wagen »geborgt« von diesem blondierten Schwachkopf von einem Studenten, dessen einzige Sorge war, dass er sein teures Spielzeug wieder heil in die Hände bekam. Verdammter Idiot, sie hatten momentan wirklich andere Sorgen als sein von Papa finanziertes Wägelchen. Wie zum Beispiel die Frage, wo genau sich die verdammte Karre im Moment befand.
Erst war Singer
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